Angesichts der Beschaffungsprobleme bei Schutzkleidung und Medikamenten in der Corona-Krise sehen die Grünen schwere Versäumnisse bei Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier. Ihre Vorsitzende Annalena Baerbock hielt dem CDU-Politiker vor, er komme "anscheinend gar nicht vor", wenn es darum gehe, in Deutschland mehr Produktionskapazitäten für Masken, Beatmungsgeräte und Schutzkleidung aufzubauen.

Auf europäischer Ebene wird weiter über die Finanzierungsinstrumente zur Bewältigung der Krise gestritten. EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni sprach sich für Corona-Bonds - also gemeinsame Anleihen - aus. Diese fordert unter anderem Gentilonis Heimatland Italien, während Deutschland sie ablehnt.

KRITIK AN WIRTSCHAFTSMINISTER ALTMAIER IN DER CORONA-KRISE

Die Grünen werfen Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) vor, die Herstellung wichtiger Medizinprodukte in der Corona-Krise nicht voranzutreiben. "Deutschland könnte in Zusammenarbeit mit unseren europäischen Nachbarn binnen kürzester Zeit eine Pandemiewirtschaft auf den Weg bringen, weil so viele Firmen Gewehr bei Fuß stehen", sagte Grünen-Chefin Annalena Baerbock der Deutschen Presse-Agentur. "Es wäre eigentlich der Job des Bundeswirtschaftsministers, die Akteure zusammenzutrommeln, ihre Initiative zu unterstützen und mit Abnahme-Garantien auch für die Zukunft für Investitionssicherheit zu sorgen." FDP-Fraktionsvize Michael Theurer schloss sich der Kritik Baerbocks an. Viele Unternehmen wollten helfen, scheiterten aber schon bei der Suche nach einem Ansprechpartner.

INFEKTIONS- UND TODESZAHLEN STEIGEN WEITER

In Deutschland sind bis Samstagvormittag mehr als 85 559 Infektionen (Vortag Stand 11.00: mehr als 80 500 Infektionen) mit dem neuen Coronavirus registriert worden. Mindestens 1154 (Vortag Stand 10.15 Uhr: 1022) mit Sars-CoV-2 Infizierte sind den Angaben zufolge bislang bundesweit gestorben. Das geht aus einer Auswertung der Deutschen Presse-Agentur hervor, die die neuesten Zahlen der Bundesländer berücksichtigt. Besonders hohe Zahlen haben Bayern mit mehr als 20 900 nachgewiesenen Fällen und mindestens 327 Toten sowie Nordrhein-Westfalen mit mehr als 18 500 Fällen und mindestens 224 Toten. Wie für andere Länder rechnen Experten mit einer hohen Dunkelziffer nicht erfasster Fälle.

MEHR HÄUSLICHE GEWALT OFFENBAR VOR ALLEM PROBLEM IN STÄDTEN

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey sieht vor allem in den Städten die Gefahr einer Zunahme häuslicher Gewalt im Zuge der Corona-Krise. "Aus den Ländern bekommen wir unterschiedliche Rückmeldungen. Es gibt offensichtlich ein Stadt-Land-Gefälle", sagte die SPD-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur. Aus ländlichen Regionen, wo es mehr Möglichkeiten gebe, raus zu gehen und wo Menschen nicht so sehr auf engem Raum lebten, sei das Konfliktpotenzial nicht so hoch. Bereits in der vergangenen Woche habe sie aber aus Berlin die Rückmeldung bekommen, dass die Anzeigen wegen häuslicher Gewalt um zehn Prozent gestiegen seien.

EHEMALIGER UN-GENERALSEKRETÄR FÜR WELTWEITEN ZUSAMMENHALT

Der frühere UN-Generalsekretär Ban Ki-moon hat angesichts der Corona-Krise und anderer globaler Herausforderungen an den weltweiten Zusammenhalt appelliert. "Ich habe immer betont, dass Probleme von globalem Ausmaß auch globaler Lösungen bedürfen", erklärte Ban in einem schriftlich geführten Interview der österreichischen Nachrichtenagentur APA. Die Pandemie könne nur "mit gemeinsamen Bemühungen und Einigkeit überwunden werden". Ban rief die internationale Gemeinschaft dazu auf, auch genug Finanzmittel solidarisch zur Verfügung zu stellen. Vor allem armen Ländern, die in Krisenzeiten selbst nichts mehr für die eigene Bevölkerung tun können, müsse geholfen werden.

EU-KOMMISSAR GENTILONI FÜR GEMEINSAME ANLEIHEN

EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni hat sich für gemeinsame europäische Anleihen zur Bewältigung der finanziellen Folgen der Corona-Krise ausgesprochen. "Wir brauchen ein europäisches Konjunkturprogramm und das sollte durch die Ausgabe von Anleihen finanziert werden", sagte der Italiener der "Welt" (Samstag). "Die Ausgabe von Anleihen soll zweckgebunden sein und eine einmalige Maßnahme in außergewöhnlichen Umständen. Ich denke, Deutschland und andere nordeuropäische Länder können das akzeptieren." Die EU-Staaten sind in der Frage sogenannter Corona-Bonds zerstritten. Italien, Spanien und andere wollen sie, andere wie Deutschland und die Niederlande sind dagegen. Die EU-Finanzminister sollen bis Dienstag neue Modelle entwickeln.

VERSICHERER GEBEN SICH GEGENÜBER KUNDEN KULANT

Große Versicherer kommen ihren Kunden in der Corona-Krise entgegen. Der Marktführer Allianz erweitert in mehreren Bereichen den Umfang seiner Policen und will sich bei Zahlungsschwierigkeiten seiner Kunden kulant zeigen. "Die Botschaft ist: Wir sind da", sagte Bernd Heinemann, Vorstandsmitglied der Allianz Deutschland, der Deutschen Presse-Agentur in München. Das Münchner Unternehmen hat in Deutschland mehr als 20 Millionen Kunden, Nummer zwei ist die Generali -Gruppe mit 10 Millionen. Der italienische Konzern richtet einen Nothilfefonds in Höhe von 30 Millionen Euro ein, der vor allem für Firmenkunden und "junge Geschäftspartner" gedacht ist, wie das Unternehmen mitteilte.

US-SÄNGERIN PINK MIT CORONAVIRUS INFIZIERT

US-Sängerin Pink hat sich mit dem Coronavirus infiziert. Dies gab die zweifache Mutter auf Instagram bekannt. Vor zwei Wochen hätten sie und ihr dreijähriger Sohn Jameson Anzeichen von Covid-19 gehabt. Glücklicherweise habe ihr Arzt schnell einen Test besorgen können, der bei ihr positiv ausfiel. Die ganze Familie habe sich zwei Wochen isoliert, alle seien nun gesund, teilte die Sängerin mit. Die Sängerin warf der Regierung in Washington vor, nicht schnell und umfassend für Tests gesorgt zu haben. Sie werde eine Million Dollar für das Gesundheitswesen spenden - zu gleichen Teilen für eine Klinik in Philadelphia, an der ihre Mutter 18 Jahre lang arbeitete, und für eine Krisenkasse der Stadt Los Angeles.

MUSIKER GELDORF HAT KEINE ANGST VOR CORONA

Der irische Popmusiker Bob Geldof ("I Don't Like Mondays") fürchtet sich nicht vor dem Coronavirus. "Es wäre okay für mich, würde das Leben hier enden. Ich lebte ein volles Leben", sagte der 68-Jährige dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Von London, dem von der Pandemie am stärksten betroffenen Ort Großbritanniens, hält er sich dennoch fern. "Ich besitze ein Haus in einer Kleinstadt außerhalb Londons. Meine Töchter und ihre Ehemänner sind bei uns. Ich habe einen großen Garten, das Wetter ist schön. Uns geht es so weit gut. Wir sind hier sicher", so Geldof weiter. Anlass zum Verzweifeln gibt es aus seiner Sicht nicht: "Jeder Tote ist einer zu viel, aber die Welt wird hoffentlich noch einmal davonkommen."

SCHALKER ULTRAS UNTERSTÜTZEN KNEIPENSZENE

Die Ultras des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 kämpfen für die Kneipenszene in Gelsenkirchen. Zusammen mit dem Schalker Fanprojekt starteten sie die Aktion "#helpgelsen". "Ein Gelsenkirchen, das nach der Krise nicht mehr so ist wie es war, ist für alle unvorstellbar", erklärten die Ultras auf ihrer Internetseite. Ziel sei es, möglichst viele Gelsenkirchener Kneipen und Kleinstbetriebe zu retten, die wegen der Coronakrise keine Einnahmen mehr haben. Auch das Schalker Vereinslokal "Bosch" an der Glückauf-Kampfbahn zählt dazu. In Berlin hat Juso-Chef Kevin Kühnert wegen der angespannten wirtschaftlichen Lage vieler Gastronomen eine Initiative zur Rettung der Kneipen in der Hauptstadt gegründet./sk/DP/fba

 ISIN  IT0000062072

AXC0060 2020-04-04/13:49

Copyright dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von dpa-AFX ist nicht gestattet.