Für den Baumaschinenhersteller Wacker Neuson lief es zuletzt alles andere als rund. Zu mehreren gekappten Gewinnprognosen im vergangenen Jahr kam die Corona-Krise mit der Aussetzung der Dividende. Positive Nachrichten gab es für Investoren in jüngster Zeit kaum. Die Aktie ist seit Jahren auf Talfahrt. Was beim SDax-Unternehmen aus München los ist, wie Analysten die Perspektiven bewerten und wie sich der Aktienkurs entwickelt hat.

DAS IST LOS IM UNTERNEHMEN:

Parallelen zwischen dem weltgrößten Baumaschinenhersteller Caterpillar und Wacker Neuson sind durchaus gegeben. Auch wenn Wacker im Vergleich deutlich kleiner ist, bekam nicht nur Caterpillar, sondern eben auch Wacker Neuson die Auswirkungen der Corona-Krise zu spüren. Beide Unternehmen mussten ihre Prognose zurückziehen, beide leiden unter den Folgen der Pandemie - und beide hatten auch schon vor der Krise mit der sich eintrübenden Konjunktur und weiteren Problemen zu kämpfen.

Bereits vor dem Zurückziehen der Jahresprognose für 2020 wegen der Corona-Krise war Wacker Neuson von einem deutlichen Umsatzrückgang und einer sinkenden Marge ausgegangen. Zudem hatte der Konzern Mitte März mitgeteilt, dass er wegen der hohen Unsicherheiten durch die Pandemie erwartet, seine ursprünglich angepeilten Produktionszahlen nicht erreichen zu können. Wegen sinkender Margen hatte das Unternehmen bereits 2019 ein Sparprogramm aufgelegt.

Um nun in der Krise die Liquidität zu sichern und die finanzielle Stabilität des Konzerns zu stärken, will Wacker Neuson zudem die Dividende aussetzen. Darüber entscheiden sollen am 30. Juni die Aktionäre auf der Online-Hauptversammlung.

Doch trotz aller Schwierigkeiten gibt es auch Hoffnung. So seien die Auftragsbücher der Kunden weltweit gut gefüllt, hieß es im Mai, zudem hätten einige Regierungen Infrastrukturprogramme angekündigt. Das lasse ebenso auf eine positive Entwicklung der Branche nach der Krise hoffen wie der Blick nach China, wo Wacker Neuson Anfang Mai bereits wieder annähernd uneingeschränkt habe produzieren können.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:

Trotz der momentan schwierigen Lage von Wacker Neuson attestieren die Marktexperten dem Baumaschinenhersteller noch einiges an Aufwärtspotenzial. Von den vier im dpa-AFX-Analyser erfassten Analysten, die sich seit dem Zurückziehen der Prognose Ende April näher mit dem Unternehmen befasst haben, sprechen sich alle für den Kauf der Titel aus. Es überwiegt die Zuversicht, dass die Gesellschaft das Tief überwinden kann.

Nur das Analysehaus Kepler Cheuvreux gibt sich deutlich skeptischer und rät zum Verkauf. Allerdings erfolgte diese Empfehlung bereits Mitte März und damit rund einen Monat vor dem Aussetzen der Prognose. Die Kepler-Experten gingen damals davon aus, dass die Aktie nach dem Kursrutsch in diesem Jahr nur noch mit der Hälfte ihres Buchwerts gehandelt werde. Wegen der Unsicherheiten sei es aber zu früh, um zuzugreifen - auch wenn das Unternehmen künftig wegen staatlicher Maßnahmen von anziehenden Bauausgaben profitieren dürfte, hieß es.

Dagegen gibt sich die Privatbank Hauck & Aufhäuser deutlich zuversichtlicher. Ihr Analyst Frederik Bitter hat mit einem Kursziel von 21 Euro den höchsten Wert auf dem Zettel. Er beruft sich dabei unter anderem auf die Erwartungskomponente des ifo-Index, die für die kommenden Monate eine deutliche Erholung des Geschäftsklimas signalisiere. Aus seiner Sicht sei das eine starke Vorgabe für Frühzykliker. Für Wacker Neuson ergebe sich ein Kurspotenzial von rund 75 Prozent, so der Experte.

Während sich auch Jonas Blum vom Analysehaus Warburg Research optimistisch gibt und darauf verweist, dass der Konzern beim Nettobetriebskapital im ersten Quartal Besserung gezeigt habe, warnt Charlotte Friedrichs von der Privatbank Berenberg davor, dass das zweite Quartal schmerzhaft werde. Derweil hat Martin Comtesse vom Analysehaus Jefferies zwar seine Gewinn-Prognosen für 2020 bis 2021 an die Corona-Folgen angepasst, doch erwartet er eine U-förmige Erholung für den Baumaschinenhersteller.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Aus Anlegersicht ist die Entwicklung der Wacker-Neuson-Aktie wenig erfreulich - sowohl kurz- als auch langfristig. So haben die Papiere des 1848 gegründeten Unternehmens im laufenden Jahr im Zuge der Marktturbulenzen rund ein Viertel und damit mehr als der Index an Wert verloren. Mit einem Minus von mehr als einem Drittel in den zurückliegenden fünf Jahren sieht es auf längere Sicht noch schlechter aus.

Der einsetzende Corona-Crash hat auch den Wacker-Titeln zugesetzt. Kosteten die Papiere Mitte Februar noch etwas mehr als 15 Euro, ging es bis Mitte März zwischenzeitlich auf 7,80 Euro in den Keller. Die Anteilsscheine hatten somit innerhalb gerade mal eines Monats fast 50 Prozent eingebüßt.

Seitdem geht es wieder langsam bergauf, zuletzt notierte die Aktie bei 12,55 Euro. Das kann aber trotzdem nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Entwicklung am Kapitalmarkt für Wacker Neuson auch schon vor Beginn der Corona-Krise negativ war. Noch Ende April 2019 notierten die Papiere bei über 25 Euro, ehe trotz einer kleineren Erholungsphase ein kontinuierlicher Abwärtstrend einsetzte.

Anfang Januar 2018 sah es sogar noch bedeutend besser aus: Damals war die Wacker-Neuson-Aktie phasenweise fast 34 Euro wert. Davon sind die Papiere nun meilenweit entfernt. Mit einer Marktkapitalisierung von knapp 890 Millionen Euro liegt Wacker Neuson im Nebenwerteindex SDax nur im unteren Mittelfeld.

Größter Anteilseigner ist 13 Jahre nach dem Börsengang die Holding der Familien Wacker und Neunteufel, die 58 Prozent der Anteile hält. Das Unternehmen wurde 2007 an die Börse gebracht. Für Anleger der ersten Stunde hat sich die Investition nicht gelohnt - vom Ausgabepreis von 22 Euro ging es bisher um mehr als 40 Prozent nach unten./eas/mne/zb/jha/

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