Diesmal ist alles anders.

Das sind vielleicht vier der gefährlichsten Worte für die Investoren. Die Realität ist, dass sich die Gegenwart in fast allen Fällen nicht so sehr von der Vergangenheit unterscheidet. Die Investoren, die davon ausgehen, dass „es diesmal anders ist“, zahlen dafür fast immer einen hohen Preis.

In einem Bereich könnte es diesmal jedoch wirklich anders sein. Jetzt könnte die gefährlichste Zeit in der Geschichte für das Investieren in Gesundheitsaktien sein. Das Risikoniveau könnte in den nächsten Jahren auch deutlich steigen.

Ein klares und sichtbares Risiko

In der Vergangenheit hat die Unsicherheit oft ein hohes Risiko für viele Gesundheitsaktien mit sich gebracht. Beispielsweise war zunächst nicht bekannt, wie sich der Affordable Care Act (deutsch: Gesetz für die bezahlbare Krankenversicherung), allgemein bekannt als Obamacare, auf die Gesundheitsaktien auswirken könnte. Während der US-Präsidentschaftswahl 2016 haben Hillary Clintons Pläne, die Medikamentenkosten zu senken, den Biotech-Investoren Angst gemacht. Die Kommentare und Tweets von Präsident Trump über die Arzneimittelhersteller haben auch in den letzten zwei Jahren zu einer erhöhten Volatilität der Aktien von Arzneimittelherstellern geführt.

Doch keine dieser bisherigen Probleme stellte eine existenzielle Gefahr für einen großen Teil der Gesundheitsbranche dar. Jetzt besteht jedoch eine klare und gegenwärtige Gefahr, die verheerende Auswirkungen auf die Aktien von börsennotierten Gesundheitsunternehmen und auch auf viele privat gehaltene Gesundheitsunternehmen haben könnte.

Senator Bernie Sanders (I-Vt.) stellte vor einigen Wochen dem US-Senat seinen Gesetzentwurf Medicare for All (deutsch: staatliche Krankenversicherung für alle) vor. Dieses Gesetz würde die Bundesregierung als den einzigen Kostenträger für die gesamte Gesundheitsversorgung in den Vereinigten Staaten etablieren. Medicare for All würde praktisch jeden Gesundheitsservice bezahlen, einschließlich Krankenhausaufenthalte, Arztbesuche, verschreibungspflichtige Medikamente, psychiatrische Dienste, Zahnpflege und häusliche Pflege.

Obwohl es im Laufe der Jahre Versuche gegeben hat, ein Gesetz für ein Ein-Kostenträger-Gesundheitssystem zu verabschieden, gibt es mehrere Faktoren, die die jetzige Initiative einzigartig machen. Als Erstes ist Sanders einer der führenden Kandidaten, der anstrebt, der Präsidentschaftskandidat der Demokraten zu werden. Er liegt derzeit auf dem zweiten Platz hinter dem ehemaligen Vizepräsidenten Joe Biden, laut den wichtigsten Umfragen von RealClearPolitics.

Andere demokratische Präsidentschaftskandidaten haben auch den Medicare for All-Gesetzentwurf von Senator Sanders befürwortet. Senator Corey Booker (D-N.J.), Senator Kristen Gillibrand (D.-N.Y.), Senator Kamala Harris (D-Calif.) und Senator Elizabeth Warren (D-Mass.) unterstützen diesen Gesetzentwurf. Harris rangiert derzeit auf Platz drei im Wahldurchschnitt der RealClearPolitics für die Nominierung zum demokratischen Präsidentschaftskandidaten, während Warren und Booker auf Platz fünf bzw. sieben liegen.

Sie sind nicht allein. Pete Buttigieg, Bürgermeister von South Bend, Indiana, der derzeit den vierten Platz unter den demokratischen Präsidentschaftskandidaten belegt, unterstützt ebenfalls eine Version vom Medicare for All, genauso wie fünf andere, die für das Präsidentenamt kandidieren.

Eine beispiellose Auswirkung

Ich bin nicht hier, um die Vor- und Nachteile vom Medicare for All aus einer politischen oder gesellschaftlichen Perspektive abzuwägen. Stattdessen ist es mein Ziel, die Investitionsrisiken in Bezug auf die Gesetzgebung aufzuzeigen. Mache keinen Fehler – das würde eine beispiellose Auswirkung auf die Gesundheitsaktien haben.

Die Krankenversicherungsbranche würde nach dem Plan von Sanders praktisch verschwinden. Das Medicare for All-Gesetz würde es den Krankenkassen verbieten, einen Krankenversicherungsschutz anzubieten, der die gleichen Leistungen wie im Krankenversicherungsgesetz enthalten, hat. Die UnitedHealth Group (WKN:869561) beispielsweise erzielt fast alle Einnahmen aus dem Verkauf von Krankenversicherungen und der Erbringung von Dienstleistungen im Bereich des Leistungsmanagements für Apotheken, was nicht mehr zulässig wäre.

Die Medikamentenhersteller würden nicht ganz verschwinden, würden jedoch hart getroffen. Chris Meekins, ein Analyst der Gesundheitspolitik von Raymond James, schätzt, dass die Arzneimittelpreise um mindestens 30 % sinken würden. Es ist nicht verwunderlich, dass potenzielle regulatorische Umbrüche, insbesondere die Aussicht auf ein Ein-Zahler-System, derzeit als das Nummer-1-Risiko für Pfizer (WKN:852009) gelten. Das große Pharmaunternehmen hat im vergangenen Jahr fast die Hälfte seines Umsatzes in den USA erzielt.

Krankenhäuser sind nach wie vor der größte Spieler in der amerikanischen Gesundheitsbranche. Man könnte denken, dass die Krankenhäuser vom Medicare for All profitieren könnten, wie viele bei der Einführung von Obamacare. Laut einer kürzlich vom Journal of the American Medical Association online veröffentlichten Studie zahlt das aktuelle Medicare-System jedoch weniger Geld an die Krankenhäuser als ihre tatsächlichen Kosten ausmachen.

Diese Analyse prognostizierte, dass Medicare for All „einen Verlust von 151 Mrd. US-Dollar bedeuten würde, der national von 5.262 Krankenhäusern der USA getragen wird“. Viele Krankenhäuser mit niedrigen Gewinnmargen könnten jedes Jahr Geld verlieren – eine Aussicht, die auf lange Sicht nicht nachhaltig ist.

Dieses Szenario würde mit ziemlicher Sicherheit auch einen Welleneffekt haben. Die Krankenhäuser würden weniger Geld für neue Technologien haben. Sogar Johnson & Johnson (WKN:853260), das seit langem im Gesundheitsbereich tätig ist, könnte das zu spüren bekommen. J&J, wie Pfizer, wäre von den niedrigeren Medikamentenpreisen negativ betroffen. Das Segment Medizinprodukte, das hauptsächlich an die Krankenhäuser verkauft, macht rund ein Drittel des Gesamtumsatzes von J&J aus.

Eine erhebliche Turbulenz in den Gesundheitsaktien würde wahrscheinlich auch den breiteren Aktienmarkt belasten. Zwanzig der 100 größten Aktien nach Marktkapitalisierung im S&P 500-Index sind in der Gesundheitsbranche tätig, darunter United HealthGroup, Pfizer und Johnson & Johnson. Wenn die Preise dieser Aktien drastisch fallen – was sie fast sicher würden, wenn der Medicare for All-Entwurf Gesetz würde – würde das die breiteren Marktindizes ebenfalls herunterziehen.

Was tun – und was nicht?

Einige Investoren könnten in Versuchung geraten sein, die Gefahr von Medicare for All zu ignorieren. Mehrere Wall Street-Analysten haben die Gefahr minimiert. Ein Analyst von Jefferies, Jared Holz, zum Beispiel, schrieb an die Kunden, dass der Gesetzentwurf von Sanders „eher eine Drohung als eine wirkliche Bedrohung“ sei.

Doch die meisten Präsidentschaftskandidaten der großen politischen Parteien unterstützenMedicare for All. Es besteht eine große Chance, dass einer dieser Kandidaten Donald Trump als der nächste US-Präsident ablösen könnte. Möglicherweise wären auch genug Stimmen im Kongress dafür aufzutreiben. Das ist kein Szenario, das die Investoren ignorieren sollten.

Andererseits sollten die Investoren nicht in Panik geraten. Bis zur Präsidentschaftswahl 2020 ist es noch ein langer Weg. Der derzeitige demokratische Spitzenkandidat Biden hat keine Unterstützung für Medicare for All bekundet und könnte eher ein zentralistisches Gesundheitsreformprogramm vorschlagen. Es ist auch möglich, dass Trump wiedergewählt wird. Selbst wenn der nächste Präsident versuchen wird, das Medicare for All-Gesetz zu verabschieden, könnte dies eine schwierige Herausforderung sein.

Anstatt überoptimistisch zu sein oder in Panik zu geraten, sollten die Investoren stattdessen pragmatisch agieren. Räume den Gesundheitsaktien nicht allzu viel Platz in deinem Anlageportfolio ein. Denk jedoch daran, dass die Zeiten, die mit einem wahrgenommenen Risiko verbunden sind, auch großartige Kaufchancen bieten.

Die wahrscheinlich besten Gesundheitsaktien sind diejenigen, die Lösungen anbieten, die dazu beitragen, die gesamten Gesundheitskosten zu senken. Teladoc Health (WKN:A14VPK) bietet beispielsweise Telemedizindienste an, deren Kosten in der Regel niedriger sind als bei üblichen Arztbesuchen. Die virtuellen Pflegedienste würden wahrscheinlich eine solide Nachfrage finden, auch wenn die USA zu einem Ein-Zahler-Gesundheitssystem wechseln würden.

Eine diversifizierte Gruppe von Aktien gut geführter Unternehmen mit starken Wettbewerbsvorteilen zu kaufen und langfristig zu halten, ist die Formel für den Anlageerfolg. Diesmal könnte es im Hinblick auf das Risiko in der Gesundheitsbranche durchaus anders sein. Einige Dinge ändern sich jedoch nie.

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Dieser Artikel wurde von Keith Speights auf Englisch verfasst und am 30.04.2019 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.

The Motley Fool besitzt und empfiehlt Teladoc Health. The Motley Fool empfiehlt UnitedHealth Group.

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