Der Euro-Bund-Future zeigt an, wie attraktiv eine standardisierte Bundesanleihe mit 6 % Verzinsung und 8,5 Jahren Laufzeit heute für Anleger ist. Der Terminkontrakt gilt als eines der weltweit meistgehandelten Anlageprodukte. Er hat Signalwirkung für festverzinsliche Wertpapiere im gesamten Euroraum und darüber hinaus. Auch Foolishe Aktionäre können davon profitieren, zu verstehen, wie der Bund-Future funktioniert.

Das Wichtigste zum Bund-Future in Kürze

Der Hauptnutzen von Terminmärkten, an denen Optionen und Futures gehandelt werden, ist, dass sie diese Produkte exakt definieren. Käufer und Verkäufer müssen folglich nicht über vertragliche Details diskutieren, bevor sie einen Kontrakt eingehen. Jede Seite weiß, auf was sie sich einlässt. Im Falle des Bund-Futures geht es darum, dass in einigen Monaten Anleihen der Bundesrepublik Deutschland geliefert werden müssen.

Der Umfang und der zu zahlende Preis werden dabei so berechnet, dass der Käufer über einen Zeitraum von 8,5 Jahren eine jährliche Rendite von 6 % erzielt. Weil dies im aktuellen Nullzinsumfeld sehr attraktiv ist, erreicht der Bund-Future-Kurs zum Ausgleich seit einiger Zeit Rekordniveaus. Das Gegenstück zum Bund-Future-Kurs ist die von der Bundesbank berechnete Umlaufrendite, die sich für entsprechende Anleihen derzeit (21.05.) auf etwa minus 0,2 % beläuft.

Merke: Bei einer Umlaufrendite von 0 % würde der Bund-Future etwa 165 kosten, bei 6 % exakt 100.

Zuständig für die Abwicklung dieser Kontrakte ist übrigens die Eurex Clearing AG, eine Tochter der Deutschen Börse (WKN:581005). Alle drei Monate werden neue Kontrakte mit neun Monaten Laufzeit aufgelegt, sodass jederzeit drei Futures handelbar sind, wobei die Aktivität beim zuerst auslaufenden Kontrakt in der Regel am höchsten ist.

Was den Bund-Future treibt

Eine Sache, die gerne für Irritationen sorgt, ist der Kontraktwechsel, also wenn der Handel des ältesten Futures ausläuft und der zweitälteste maßgeblich für die Kursbestimmung wird. Der Kurs macht dann regelmäßig einen deutlichen Sprung — im März waren es über 2 Punkte, die der Kurs dabei im ersten Moment verlor. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass die Marktteilnehmer zu diesem Zeitpunkt damit rechneten, dass die Zinsen im Verlauf der folgenden drei Monate leicht steigen könnten.

Oft ist dafür die Unsicherheit im Vorfeld einer Zinsentscheidung der europäischen oder amerikanischen Zentralbank verantwortlich. Im März sorgte zum Beispiel zunächst die Ankündigung der EZB, die Zinsen weiterhin tief halten zu wollen, für Auftrieb. Danach dominierte jedoch die Befürchtung, dass die Federal Reserve die Zügel weiter anziehen könnte. Als diese jedoch Entwarnung gab, stieg der Bund-Future-Kurs wieder auf das Niveau von vor dem Kontraktwechsel.

Die Zentralbanken spielen also eine wichtige Rolle. Ihre Aufgabe ist es, die Wirtschaftsentwicklung richtig zu lesen, um die Leitzinssätze so festlegen zu können, dass Wachstum und Inflation in einer gesunden Spanne bleiben.

Falls das aktuell unfassbar billig zur Verfügung gestellte Geld schlecht eingesetzt wird, steigt die Geldmenge schneller als die Gütermenge, mit der Folge von steigenden Preisen. Wenn dann auch noch die Kreditwürdigkeit der Staatsfinanzen sinkt, erhöht sich das Anlegerrisiko. Die Kombination von Risiko und Inflationsgefahr erzwingt geradezu steigende Leitzinsen. Dank der zuletzt stark zurückgeführten Staatsschulden gilt Deutschland jedoch als sicherer Hafen für Anlagegelder aus aller Welt. Das hält die Zinsen unten, genauso wie die zum Teil strauchelnden Euroländer, die den Inflationsdruck niedrig halten.

Im Nachhinein lässt sich das noch ganz gut erklären. Warum die Entwicklung des Bund-Future-Kurses jedoch kaum vorhersagbar ist, liegt daran, dass es zahlreiche gegenläufige Effekte gibt und vieles auch von der Psychologie abhängt.

Was Foolishe Anleger mit dem Bund-Future anfangen können

Die praktische Unmöglichkeit, die mittel- bis langfristige Entwicklung des Bund-Futures zuverlässig einzuschätzen, und die Tatsache, dass die direkte oder indirekte Anlage keine Rendite abwirft, macht das Produkt für langfristig orientierte Privatanleger unattraktiv. Wir sollten es daher den kurzfristig orientierten Zockern sowie den professionellen Marktteilnehmern überlassen, die beispielsweise das Zinsrisiko ihres Finanzportfolios günstig absichern wollen.

Trotzdem ist die im Kurs enthaltene Information, dass die besten Volkswirte der Welt auf Sicht von 8,5 Jahren (und auch weit darüber hinaus) weiterhin mit Nullzinsen rechnen, wertvoll. Das bedeutet zum Beispiel, dass Banken auch in Zukunft ihr traditionelles Geschäft der Ausnutzung von Zinsunterschieden zwischen kurzer und langer Laufzeit nicht profitabel betreiben können. Es bedeutet aber auch, dass Volkswagen (WKN:766403) ihr Finanzdienstleistungsgeschäft zur Verkaufsförderung aggressiv ausbauen kann und dass RWE (WKN:703712) in die Vollen gehen kann, wenn es um Investitionen in neue Offshore-Windparks geht.

Auch Immobiliengesellschaften wie Vonovia (WKN:A1ML7J) können damit rechnen, dass ihre Objekte weiterhin hoch bewertet werden und eine Rendite abwerfen, die den Zinsdienst locker trägt. Die Deutsche Telekom (WKN:555750) wiederum wird ihre zum Teil hochverzinsten Anleihen schrittweise durch günstigere Neuemissionen ablösen können.

All das gilt natürlich nur, wenn die Volkswirte recht behalten. Sollte die Kreditwürdigkeit des deutschen Staates in Zweifel gezogen werden oder die Inflation deutlich anziehen, sodass die Zinswende überraschend doch Fahrt aufnimmt, dann klingeln mancherorts die Alarmglocken. Wenn du also Aktien von Unternehmen in deinem Depot hast, die hohe Finanzschulden haben, dann kann es nicht schaden, gelegentlich ein Auge auf den Euro-Bund-Future zu haben.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

Motley Fool Deutschland 2019