Apple (WKN:865985) berichtete am Mittwoch über sein viertes Quartal. Obwohl Umsatz und Betriebsergebnis rückläufig waren, übertraf das Unternehmen seinen zuletzt gesenkten Ausblick. CEO Tim Cook nannte Chinas Konjunkturabschwächung und Washingtons Handelskrieg als Hauptursachen für niedrigere iPhone-Verkäufe, wies aber auch darauf hin, dass iPhone-Besitzer ihre Geräte länger behalten. (Und es gibt eine ganze Menge davon.) Für Investoren stellt sich natürlich die Frage, wie sie die verwickelte Geschichte analysieren und entscheiden können, ob sie Apple in ihr Portfolio aufnehmen.

In diesem Segment des MarketFoolery-Podcasts spricht Gastgeber Mac Greer mit dem Chief Investment Officer von Motley Fool, Andy Cross, und Senior Analyst Jason Moser über den Zustand des riesigen Ökosystems von Apple, den Lebenszyklus des iPhones und seine Preisobergrenze, die Entwicklung des Dienstleistungsgeschäfts und andere Aspekte des Unternehmens – und im Allgemeinen darüber, ob das Smartphone seine besten Tage in der entwickelten Welt schon hinter sich hat.

Mac Greer: Lasst uns mit Apple anfangen. Andy, das Ergebnis übertrifft die gesenkten Erwartungen. Apple hatte Anfang dieses Monats gewarnt, dass sich die Umsätze verlangsamt hätten, und genau das sehen wir auch. Apple-Aktien steigen um rund 5 %.

Ein paar amüsante Fakten, Andy. Ich möchte, dass du mir sagst, was das alles für die Investoren bedeutet. Zunächst wies Tim Cook, der CEO, auf China und den Handelskrieg als zwei der Schuldigen für die Abschwächung hin. Er sagte auch, dass Apple-Nutzer ihre iPhones länger behalten. Spaßfaktor Nr. 1. Dies ist das erste Quartal, in dem Apple die Anzahl der verkauften iPhones im Quartal nicht gemeldet hat, aber Apple gab bekannt, dass es nun 900 Millionen iPhones weltweit gibt. Was bedeutet das alles für die Anleger?

Andy Cross: Schauen wir uns zuerst das Quartal an. Es war das erste Weihnachtsquartal in etwa einem Jahrzehnt, in dem sowohl der Umsatz als auch das Betriebsergebnis zurückgingen. Tim Cook erwähnte China. Das wussten wir vorher. Wir wussten auch, dass sie die Zahl verkaufter iPhones für dieses Quartal nicht melden würden, obwohl es einige Erwartungen auf Seiten der Analysten gab, und sie gaben bekannt, dass das Volumen der Einheiten um bis zu 20 % fällt.

China ist hier nach wie vor das Problem. Aber wenn man sich das Gesamtbild ansieht, Mac, du sprachst von 900 Millionen aktiven iPhones. Aktive Gesamtgeräte: 1,4 Milliarden. Das sind 8 % mehr als im Vorjahr. Von den insgesamt aktiven Einheiten sind 64 % iPhones. Das ist ungefähr das, was sie an Einnahmen bekommen. Der Gesamtumsatz mit iPhones beträgt ca. 62 %. Bezahlte Abonnements für ihr Online-Geschäft und ihr Ökosystem liegen jetzt bei 360 Millionen. Das ist ein Anstieg von 120 Millionen im Jahresvergleich.

Die wahre Geschichte, die Tim Cook zu erzählen versucht hat, ist dass das iPhone Vergangenheit ist. Die Zukunft ist das Ökosystem, es ist das Service-Geschäft, es ist das Wearables-Geschäft. Er sprach viel darüber. Das ist das zukünftige Wachstum für Apple. Und sie brauchen es. Die Umsätze stagnieren. Die Prognose für das nächste Quartal liegt etwas unter den Erwartungen der Analysten. Woher kommt der nächst Wachstumsmotor für Apple? Es muss aus dem Dienstleistungsgeschäft kommen. Übrigens meldeten sie auch, dass die Bruttomarge für dieses Geschäft doppelt so hoch ist wie für die Hardware.

Jason Moser: Wir befinden uns bei Apple in einer anderen Phase des Lebenszyklus. Das iPhone hat mehr oder weniger seine Reife erreicht. Es spricht wenig dafür, in Zukunft mit den gleichen Wachstumsraten zu rechnen. Die Logik sagt uns, dass iPhones besser werden, wenn sie sich weiterentwickeln, womit auch der Austauschzyklus länger werden sollte. Ich will mein iPhone nicht ersetzen, wenn ich nicht muss, also behalte ich es so lange wie möglich.

Das ganze Quartal bis gestern fühlte sich für mich an, als ob all diese Analysten da draußen darüber sprechen, dass das XR ein Flop und eine unterdurchschnittliche Leistung wäre, was mir seltsam erschien. Ich hatte das Gefühl, dass sie das völlig übersehen haben. Und das hat sich auch bestätigt. Die neuesten Daten von Consumer Intelligence Research Partners zeigen, dass das beliebteste iPhone im Quartal tatsächlich das XR war. Es besagt, dass das XR 39 % der gesamten iPhone-Umsätze ausmachte, während die Modelle XS und XS Max zusammen 26 % ausmachten. Das sagt uns einiges. Erstens, wir stoßen hier auf eine Situation, in der Apple nicht mehr in der Lage sein wird, die Preise stark zu erhöhen. Denk daran, dass das XR deutlich billiger ist. Ich bin selbst XR-Nutzer, es ist im Allgemeinen ein gutes Telefon. Aber der andere Punkt ist, dass wir im Grunde genommen den Zenit erreicht haben. Es gibt nicht viel, was man mit diesen Telefonen noch machen kann, außer vielleicht das Interface zu ändern oder Ähnliches. Die Bildschirme sind so groß, wie sie nur werden können. Ob Flüssigkristall oder OLED, du kannst mir nicht sagen, dass die Kamera viel besser ist, aber ich glaube nicht, dass viele Leute sich dafür interessieren. Gib mir ein Telefon mit einem Akku, der etwas länger hält, dann sind viele Probleme gelöst.

Wie Andy sagte, muss Apple jetzt die Wende hin zum Dienstleistungsunternehmen hinbekommen. Deshalb erhalten wir nicht mehr die gewohnten Informationen über den Absatz und dafür mehr Informationen über die Gewinnspanne des Dienstleistungsgeschäfts. Aber die Investoren müssen ihre Erwartungen im Blick behalten. Es ist ja nicht so, dass Apple einfach einen Schalter umlegt und sagt: „Hey, jetzt sind wir ein Dienstleistungsunternehmen. Wir werden mit Services 200 Milliarden US-Dollar pro Jahr verdienen.“ Das wird einige Zeit brauchen, um zu wachsen. Aber es ist erwähnenswert, dass das Dienstleistungsgeschäft im vergangenen Jahr rund 40 Milliarden US-Dollar eingebracht hat. Das ist nicht unwesentlich.

Cross: Das sind etwa 13 % des Gesamtumsatzes. Es wächst, wie Jason sagte, um 19 %. Das ist ein kleiner Rückgang in den letzten Quartalen. Das Dienstleistungsgeschäft wuchs im Geschäftsjahr 2018, das im September endete, um 22 %. Ich sehe in Apple dieses erstaunliche Unternehmen. Jason erwähnte die Rendite des Dienstleistungsgeschäfts. Ich habe es auch schon angesprochen. Es ist ein 700 Milliarden-Unternehmen. Sie erwirtschaften fast 20 % Kapitalrendite. Mac, im letzten Jahr erwirtschafteten sie einen Gewinn von 60 Milliarden US-Dollar. Sie haben Aktien im Wert von 75 Milliarden US-Dollar zurückgekauft. Wenn man sich dieses Unternehmen ansieht, generiert es so viel Gewinn, und es ist schwer, das ausreichend schnell zu reinvestieren, um weiterhin die Umsätze weiter wachsen zu lassen. Das ist auch der Grund, warum man für dieses Unternehmen nur ein KGV von 12 zahlt.

Die Lagerbestände sind etwas gestiegen. Das ist für mich keine Überraschung, wenn man bedenkt, worüber Tim Cook bezüglich der Schwäche in China gesprochen hatte. Apropos Unternehmen in China, Huawei verkauft recht erfolgreich Telefone in China. Huawei zielt aber auf einen anderen Markt als Apple. Man kann in China Erfolg haben, nur nicht mit Apple per se im iPhone-Geschäft. Dieses Unternehmen ist sehr profitabel, sie kaufen viele Aktien zurück. Es ist einfach nicht mehr das am schnellsten wachsende Unternehmen. Und wenn du Apple-Investor bist, musst du entweder akzeptieren, dass dieses ein ziemlich langsam wachsendes Geschäft sein wird, aber sehr profitabel. Sie werden weiter Aktien zurückkaufen oder den Service-Umsatz erhöhen.

Greer: Kehren wir zu dem Punkt zurück, auf den du hinauswolltest. Sie haben viel Geld auf der hohen Kante. Gibt es eine Übernahme, die du gerne von Apple sehen würdest?

Cross: Ich denke, es muss irgendwo im Dienstleistungsgeschäft sein. Sie kauften Beats, was die Ohrhörer und das Musikgeschäft gestärkt hat. Das war eine sehr kleine Übernahme. Sie haben so viel Geld in der Bilanz, fast 75 Milliarden US-Dollar an Barmitteln und kurzfristigen Wertpapieren. Die langfristigen Wertpapiere kommen auf 285 Milliarden US-Dollar. Sie haben so viel Geld da drüben. Sie müssten eine größere Übernahme irgendwo im Service- oder im Non-iPhone-Bereich tätigen, um einen bedeutenden Einfluss auf die Umsatzentwicklung ausüben zu können.

Moser: Ja, ich denke, das ist richtig. Meine leichtsinnige Prognose für 2019 war, dass Apple Square übernehmen würde. Das ist nur ein halber Scherz. Ich kann mir tatsächlich vorstellen, dass so etwas sinnvoll sein könnte. Es handelt sich um zwei Unternehmen, die darauf gegründet sind, ziemlich elegante Hardware herzustellen, die den Menschen gefällt, und dann ein Ökosystem um diese Hardware herum zu entwickeln, die sehr nützlich ist. Apple muss, wie Andy sagte, die Services weiter ausbauen, sei es Musik, Video oder was auch immer. Die Musikindustrie ist unattraktiv, egal welches Geschäft man betreibt. Das wird ein Mehrwert sein. Aber wenn man sich die längerfristigen Chancen und die großen Marktchancen, vielleicht im Bereich Zahlungen, ansieht, wir sprechen ja ständig darüber, das ist aufgrund der globalen Natur eine enorme Chance. Wenn man sich Apple Pay ansieht, hat Apple Pay im vergangenen Quartal 1,8 Milliarden Transaktionen abgewickelt, was mehr als doppelt so viel ist wie im gleichen Quartal vor einem Jahr.

Greer: Das ist eine Menge!

Moser: Die Leute benutzen es definitiv. Da passiert etwas, und Apple bekommen jedes Mal etwas von der Transaktion ab. Dann hat Tim Cook natürlich mehr als einmal gesagt, dass er das Gefühl hat, dass Apple wegen seiner Auswirkungen auf den Gesundheitsbereich am meisten in Erinnerung bleiben wird. Sie stellen sich hier einer kleinen Herausforderung und versuchen, das nächste Stück Hardware zu erfinden. Sie sind mit den AirPods ganz gut gefahren. Die Watch ist auch okay. Aber wenn du dir so etwas wie den HomePod anschaust? Der HomePod wurde weder in der Pressemitteilung noch auf der Telefonkonferenz erwähnt. Er könnte genauso gut nicht existieren. Denken wir daran, dass sie Apple Music vor ein paar Monaten für Echo-Geräte geöffnet haben, das war vielsagend. Es scheint, dass der HomePod inzwischen wirklich mehr oder weniger ein Flop ist.

Cross: Ja. Die Ankündigung, die ich diese Woche interessant fand, war die Partnerschaft mit Aetna, das Teil von CVS ist. Sie wollen eine App namens Attain entwickeln, die mit der iPhone Watch verbunden ist, um einige dieser Gesundheitsdaten zu sammeln. Das ist die Art von Investitionen, die wir weiterhin sehen werden. Aber wenn mehr als 60 % des Umsatzes an das iPhone, die Hardware des iPhone, gebunden sind, muss man wirklich eine große Investition tätigen, um einen bedeutenden Einfluss auf den Umsatz von Apple zu nehmen. Sie haben in den letzten zehn Jahren kein Interesse gezeigt, so etwas zu tun. Vielleicht sehen wir in den nächsten Jahren etwas anderes.

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The Motley Fool besitzt Aktien von Apple und Square und empfiehlt diese. The Motley Fool hat folgende Optionen: Long Januar 2020 $150 Calls auf Apple und Short Januar 2020 $155 Calls auf Apple. The Motley Fool empfiehlt CVS Health.

Dieser Artikel wurde von Motley Fool Staff auf Englisch verfasst und am 04.02.2019 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.

The Motley Fool besitzt und empfiehlt Apple. The Motley Fool ist lang Januar 2020 $150 Calls auf Apple und kurz Januar 2020 $155 Calls auf Apple.

Motley Fool Deutschland 2019