WDH/MONTE CARLO: Sturm 'Dorian' trifft Versicherer nicht allzu schwer
09.09.2019 | 05:19
(Wiederholung vom Wochenende)
MONTE CARLO (dpa-AFX) - Die Versicherungsbranche kommt bei den
Zerstörungen durch Wirbelsturm "Dorian" voraussichtlich noch einmal
glimpflich davon. Zwei Jahre nach der verheerenden Hurrikan-Serie in
den USA können Rückversicherer wie Munich Re
Die versicherten Schäden durch Wirbelsturm "Dorian" in der Karibik und Nordamerika dürften nach grober Schätzung bei einem mittleren einstelligen Milliarden-Dollar-Betrag bleiben, sagte Vorstandsmitglied Torsten Jeworrek vom weltgrößten Rückversicherer Munich Re beim jährlichen Rückversicherer-Treffen am Sonntag in Monte Carlo. Die Rating-Agentur Fitch geht von nicht mehr als 10 Milliarden US-Dollar aus. Zum Vergleich: Hurrikan "Irma" hatte 2017 an der US-Ostküste und in der Karibik versicherte Schäden von rund 33 Milliarden Dollar verursacht.
Eine belastbare Schätzung zu "Dorian" gibt es bisher lediglich für die Karibik, wo der Sturm Anfang September als Hurrikan der höchsten Kategorie fünf auf Land getroffen war. Der auf Risikoanalysen spezialisierte Versicherungsdienstleister AIR Worldwide taxiert die versicherten Schäden in der Karibik inzwischen auf 1,5 bis 3 Milliarden US-Dollar. "Es ist ein sehr schlimmer Schaden, aber es hat immerhin nicht die am stärksten besiedelte Region der Bahamas getroffen", sagte Jeworrek. Der Sturm wütete tagelang über der Inselgruppe und richtete enorme Schäden an. Mindestens 43 Menschen starben.
Am Freitag zog "Dorian" über einen küstennahen Teil des US-Bundesstaats North Carolina hinweg und löste dort Überschwemmungen, Schäden und Stromausfälle aus. Am Samstagabend (Ortszeit) traf er als sogenannter posttropischer Zyklon in Kanada auf Land. In hunderttausenden Haushalten fiel der Strom aus. Berichte über Opfer gab es zunächst nicht.
Unterdessen sprechen Rückversicherer aus aller Welt wie jedes Jahr
in Monte Carlo mit Erstversicherern wie Allianz und Axa
Denn die Rückversicherer sitzen trotz immenser Naturkatastrophen-Schäden aus den Jahren 2017 und 2018 auf einem komfortablen Kapitalpolster. Dadurch gibt es weiterhin ein hohes Angebot an Rückversicherungsschutz, die Nachfrage hält dabei nicht mit. Bis zum Naturkatastrophenjahr 2017, dem bisher teuersten für die Branche, waren die Preise für Rückversicherungsschutz sogar lange gesunken. Preiserhöhungen auf breiter Front gab es aber auch seither nicht.
Analyst Johannes Bender von der Rating-Agentur Standard & Poor's geht davon aus, dass die Rückversicherer ihre Prämien zum Jahreswechsel im Schnitt um etwa fünf Prozent anheben können. Fitch-Experte Graham Coutts rechnet mit einem Plus im niedrigen einstelligen Prozentbereich.
Munich-Re-Vorstand Jeworrek wagte für die Vertragserneuerung keine
konkrete Prognose. In wichtigen Regionen wie den USA werde es
Erhöhungen geben, und auch Erstversicherer könnten bei ihren Kunden
an der Preisschraube drehen - was indirekt auch für die
Rückversicherer gut sei. Die Swiss Re
Unterdessen rüsten sich Munich Re und Swiss Re für die Chancen der Digitalisierung - als Geschäftsfeld und als Mittel zum Zweck. So bauen Rückversicherer ihr Geschäft mit der Cyber-Versicherung etwa gegen Pannen und Datenlecks in Computersystemen aus. Für viele Firmen wachse die Gefahr, dass sie wegen Cyberschäden hohe Strafen zahlen müssten, sagte Jeworrek. Deshalb gebe es dort einen wachsenden Bedarf, sich dagegen zu versichern. Der Markt für Cyberversicherungen wächst laut Munich Re jährlich um 20 bis 30 Prozent. 2018 habe er weltweit 5,3 Milliarden erreicht.
Allerdings müssten Versicherer die Risiken der versicherten IT-Systeme verstehen und für sich deckeln, damit sie nicht zu schwer getroffen werden. Bisher kann die Munich Re dem Manager zufolge rund ein Fünftel ihrer Prämieneinnahmen in dem Segment von zuletzt 473 Millionen Dollar als Gewinn verbuchen. Der Großteil dieses Geschäfts findet in den USA statt.
Aber auch die Gefahren durch Naturkatastrophen müssen die Versicherer und Rückversicherer noch besser verstehen. Viele Gefahren habe die Branche unterschätzt oder nicht auf dem Zettel gehabt, erklärte Swiss-Re-Manager Moses Ojeisekhoba. Dazu zähle etwa der verheerende Dammbruch bei New Orleans als Folge von Hurrikan "Katrina" im Jahr 2005. Aber auch die hohen Schäden durch die Waldbrände in Kalifornien in den Jahren 2017 und 2018 seien in den Risikomodellen bisher unterschätzt worden.
Die Munich Re hat daher aus vielen Datenquellen neue Karten für Waldbrand-Risiken in Kalifornien, Colorado und Arizona erarbeitet. Diese soll es anderen Versicherern und anderen Kunden einfacher machen, das Risiko für ihr Geschäft einzuschätzen. In den vergangenen Jahrzehnten seien die Schäden durch Waldbrände in Kalifornien immer weiter gestiegen, schreibt die Munich Re. Dies liege wahrscheinlich auch am zunehmenden Klimawandel./stw/nas
ISIN CH0126881561 DE0008404005 DE0008430026 DE0008402215 US89417E1091
AXC0013 2019-09-09/05:19
Copyright dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von dpa-AFX ist nicht gestattet.