Erfahrene Investoren, die bereits über Jahrzehnte hinweg konsequent in Aktien und Anleihen investieren, wissen: Es ist niemals eine Frage, ob ein Börsencrash kommt, sondern wann. Deshalb haben es Crashpropheten leicht: Sie können hinterher immer behaupten, sie hätten den Absturz rechtzeitig vorhergesehen. Was sie dabei in der Regel verschweigen: Jedem Crash folgte bislang immer eine Börsenhausse mit schließlich neuen historischen Höchstkursen. Das wird zweifellos auch diesmal so sein.

Die Frage ist: Wie sollte man sich als Anleger in der aktuellen Situation verhalten? Fakt ist: Ebenso wenig, wie Crashpropheten den Zeitpunkt des nächsten Crashs vorhersagen können, lässt sich in der aktuellen Situation prognostizieren, mit welcher Geschwindigkeit sich Aktien- und Anleihekurse erholen werden. Vielleicht dauert es ein Jahr, vielleicht auch zwei. Wer weiß das schon? Deshalb wäre es fatal, jetzt alles freie Kapital einzusetzen, um wieder massiv in den Aktienmarkt einzusteigen. Ebenso fahrlässig wäre es aber auch, dem Aktienmarkt jetzt langfristig komplett den Rücken zu kehren. Denn gerade jetzt bieten sich gute Gelegenheiten, in aussichtsreiche Wertpapiere zu investieren, die derzeit günstig sind, weil sie in den vergangenen drei Wochen im allgemeinen Panikmodus verkauft wurden. Angst ist eben ein schlechter Berater. Wer dagegen jetzt einen kühlen Kopf behält, die Chancen erkennt und gezielt zugreift, gehört langfristig zu den Gewinnern.

Chancen am Rentenmarkt gezielt nutzen

So gab es am Anleihenmarkt Übertreibungen, die Anleger jetzt nutzen können – und das sogar mit vermutlich schnellerem Erfolg. Denn die Erfahrung zeigt, dass sich Anleihen nach einer starken Kurskorrektur schneller erholen als Aktien. Der einfache Grund ist, dass es bei Anleihen nicht darum geht, ob der jeweilige Emittent schneller oder langsamer wieder zum alten wirtschaftlichen Erfolg zurückfindet, sondern nur darum, ob er überlebt, seine Zinszahlungen bedienen und am Laufzeitende der Anleihe seine Schuld begleichen kann. In Panikphasen wie zuletzt wurde jedoch oftmals nicht differenziert. Ein Grund dafür war, dass Versicherer und Pensionsfonds sich teilweise auch aus regulatorischen Gründen von Papieren trennen mussten, die zwar zu Unrecht unter Druck gekommen waren, dabei aber vorgegebene Verkaufssignale ausgelöst hatten. Darunter sind Anleihen von sehr soliden wirtschaftenden Unternehmen aus Branchen, die überhaupt nicht unter der Corona-Pandemie leiden. Dazu gehören etwa Telekommunikations-Konzerne, Versorger oder auch Unternehmen, die vom Ausbau der Cloud-Technologie profitieren. Was vor wenigen Wochen noch undenkbar schien, ist jetzt möglich: In solide Unternehmensanleihen zu investieren, die fünf bis sechs Prozent Rendite per annum bieten.

Aktien günstig einkaufen

Am Aktienmarkt war das Phänomen, dass Anleger überreagieren, in den vergangenen drei Wochen noch massiver zu beobachten als am Anleihemarkt. Auch Aktien von Unternehmen, die kaum von der Pandemie betroffen sind, verloren teilweise 30 bis 40 Prozent an Wert. Bilanzkennzahlen und Zukunftsperspektiven spielten dabei offensichtlich überhaupt keine Rolle mehr. So halbierte sich beispielsweise der Aktienkurs des Gesundheitskonzerns Fresenius nahezu. Und auch die Aktie der Deutschen Post büßte rund 30 Prozent an Wert ein. Doch gerade an diesen beiden Beispielen lässt sich beobachten, wie schnell Irrtümer an der Börse auch wieder korrigiert werden können. Sowohl Fresenius- als auch Deutsche Post-Aktien legten zuletzt einen bemerkenswerten Turnaround hin. Wer ein wenig über die Geschäftsmodelle verschiedener Branchen nachdenkt, findet auch jetzt noch genügend Gelegenheiten, günstig in Aktien zu investieren.

Dabei gilt natürlich: Nur sukzessive und nur mit freien liquiden Mitteln investieren, die kurzfristig nicht gebraucht werden. Denn wann die Kurse wieder massiv steigen werden, lässt sich – wie gesagt – nicht prognostizieren. Es wäre fatal, investiertes Kapital zu früh wieder abziehen zu müssen. Geduld ist jetzt die wichtigste Tugend. 

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