Mit Ausnahme der Spanischen Grippe vor rund hundert Jahren waren Seuchen in vergangenen Jahrhunderten immer lokal begrenzt. Das Corona-Virus hat jedoch rund um den Globus sowohl die Menschen als auch die Wirtschaft infiziert. Regierungen und Notenbanken mussten auf die Pandemie reagieren. Deshalb haben wir eine beispiellose Aufblähung der Staatshaushalte und der Schulden erlebt. Dies hat unmittelbare, mittel- und langfristige Folgen.

 

Umverteilung von Arbeitskräften und Ressourcen

 

Die unmittelbaren Auswirkungen spüren wir bereits. Einschränkungen im öffentlichen Leben sowie Beschränkungen im Personen- und Lieferverkehr beeinflussen die wirtschaftliche Entwicklung, selbst wenn das Virus sich nicht mehr so dramatisch verbreitet wie im Frühjahr 2020. Der globale Wirtschaftsabschwung hat in vielen Ländern zu einer höheren Arbeitslosigkeit geführt, die zumindest kurzfristig nicht wieder komplett aufgelöst wird. Im Zuge der Verschiebungen in der Industrie kann es zudem zu einer Umverteilung von Arbeitskräften und Rohstoffen kommen. Manche Sektoren wie etwa die Flugindustrie und der Tourismus werden sich vermutlich so schnell nicht wieder erholen. Prognosen zum weiteren Verlauf der Pandemie lassen sich kaum treffen, und so bleibt die Lage fragil – unangenehme Überraschungen sind nicht ausgeschlossen. Aktien und andere Anlagen könnten ihre Tiefpunkte vom März deshalb noch einmal testen. Denn der rasche Turnaround Mitte des Jahres ist nicht zuletzt den zahlreichen fiskalischen Stimuli und den massiven Eingriffen der Notenbanken zu verdanken.

 

Wachstum dank Notenpresse und höherer Verschuldung

 

Mittelfristig werden die fiskalischen Maßnahmen die Wirtschaft in den kommenden ein bis drei Jahren stimulieren. Die Weltwirtschaft kehrt auf den Wachstumspfad zurück, während die Zinsen weiter extrem niedrig bleiben. Die Gewinne steigen, und die Arbeitslosigkeit sinkt. Aktien werden weiter aufgrund des Null-Zins-Umfeldes boomen. Keynes‘ Ökonomie funktioniert, es könnte sich über die Dauer von bis zu zwei Jahren wie ein «Goldilock«- oder «Goldlöckchen»-Szenario anfühlen: Alles scheint im besten Licht.

 

Inflation als Preis für Keynesianisches Wachstum

 

Langfristig wird der Preis, den wir für den vom Geld der Notenbanken und Staaten angeheizten Boom bezahlen, wohl eine anziehende Inflation sein. Die Gründe dafür sind vielfältig. Erstens: Sollten die Volkswirtschaften in den fortgeschrittenen Industrienationen tatsächlich wieder zur Vollbeschäftigung zurückkehren, wird sich die Inflation deshalb beschleunigen, weil Vollbeschäftigung mehr verfügbares Einkommen und damit mehr Konsum bedeutet. Zweitens: Auch die zunehmende Deglobalisierung ist ein Beschleunigungsfaktor. Der Freihandel ist spürbar auf dem Rückzug, China und Asien entkoppeln sich von Europa. Eine Folge davon ist, dass nach China ausgelagerte Produktion verstärkt wieder nach Europa geholt wird. Das wird zu höheren Produktpreisen führen. Drittens: Technologieunternehmen bauen ihre Marktführerschaft zu Monopolen aus, die ihnen ermöglichen, die Preise zu bestimmen – sprich: sie zu erhöhen. Viertens: Auch die demografische Entwicklung wird die Inflation beschleunigen. Es gibt immer mehr Menschen, die im Ruhestand die Zeit haben, ihr Geld auszugeben, während es weniger Arbeitskräfte in der Produktion gibt.

 

Fazit

 

Aktien sind angesichts der möglichen Szenarien der beste Schutz gegen eine drohende Geldentwertung. Denn bleiben die Zinsen niedrig, ist der Aktienmarkt der Hauptprofiteur. Nimmt die Finanzrepression dagegen ab, leiden die Aktienmärkte zwar unter den höheren Zinsen, gewinnen jedoch durch die Flucht des Kapitals aus Anleihen.

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