Es war ein langer Prozess, doch nun ist es geschafft: E.ON (WKN: ENAG99) darf Innogy (WKN: A2AADD) übernehmen. Die Auflagen der EU scheinen auf den ersten Blick die Ambitionen von E.ON, ein führender Spieler bei Ladenetzen für die Elektromobilität zu werden, auszubremsen. Die Auswirkungen sind jedoch gering und der neu kombinierte Konzern steht vor gigantischem Wachstum in diesem Geschäftsbereich.

Der Deal im Detail

Nun wird E.ON bei Innogy die Kontrolle übernehmen und RWE wird bei der neuen E.ON starker Minderheitsaktionär. Außerdem schießt RWE 1,5 Mrd. Euro zu, sodass sich der Anstieg der Verschuldung bei E.ON in Grenzen halten wird. Die Grünstromerzeugungskapazitäten von E.ON und Innogy werden in der Folge zu RWE (WKN: 703712) wandern, während die rechtliche Integration vorangetrieben wird.

Zunächst müssen jedoch zügig die EU-Auflagen erfüllt werden. Dabei geht es um relativ unkritische Bereiche wie etwa das deutsche Heizstromgeschäft sowie die tschechischen und ungarischen Energieversorger. E.ON wird hier jeweils seine Töchter abgeben und die Innogy-Töchter behalten.

Das Einzige, wo ich kurz gestutzt habe, war der Punkt mit den Schnellladesäulen an deutschen Autobahnen. Hier sollen die beiden vor der Fusion 34 Standorte aufgeben, um den Wettbewerb zu gewährleisten. Gerade jetzt, wo die Dynamik der Elektromobilität täglich zunimmt, rückt dieses Geschäftsfeld in den Mittelpunkt vieler Versorger. Dass die noch jungen Netzwerke jetzt gleich wieder ausgebremst werden, nur weil andere Spieler weniger investiert haben, mag nicht sofort einleuchten.

Allerdings handelt es sich dabei um Standorte, wo beide präsent sind, weshalb E.ON sie für den Ausbau der Abdeckung nicht benötigt.

So stark wird E.ON sein

Die Tatsache, dass die EU-Kommission feststellte, dass es bei Autobahnladestationen kaum ernst zu nehmenden Wettbewerb gibt, ist eine gute Nachricht für E.ON-Aktionäre. Außer IONITY (Initiative der Autobauer), Tesla (WKN: A1CX3T), EnBW und Allego (Tochter des französischen Infrastrukturbetreibers Meridiam) gibt es beim Schnellladen hauptsächlich kleinere regionale Spieler wie etwa Stadtwerke, die häufig auf die eine oder andere Weise mit E.ON kooperieren.

Nur wenige Konkurrenten verfügen über die Ressourcen, um europaweit zu expandieren. Die Ausgangslage für den bald fusionierten Konzern ist ausgezeichnet, denn bereits jetzt kontrollieren die beiden Teile zusammen Tausende Standorte. Aus der Zusammenführung der zugehörigen Informationstechnik wird sich nun immer mehr eine vernetzte Plattform entwickeln, an die sich auch andere andocken können. Auf diese Weise entsteht ein zunehmend breiterer Burggraben, der für Späteinsteiger in diesen Markt schwierig zu überwinden sein dürfte.

Daneben ist Innogy in Kooperation mit Elektrotechnikspezialisten auch bei der Hardware ganz vorne dabei. Ein Meilenstein wurde zum Beispiel mit den eichrechtskonformen Stationen erreicht, die eine exakte Abrechnung des Ladestroms ermöglichen. Über Zukäufe in den USA wurde die Technologieposition letztes Jahr weiter gestärkt. Sowohl der Hardwarehersteller BTCpower als auch die mobile App PlugShare, die anbieterübergreifende Informationen zur Ladeinfrastruktur bereithält, werden E.ON dabei helfen, noch schneller voranzukommen.

Wie die Ladestationen jetzt zur Wachstumsmaschine werden

Starke Software, starke Hardware, wenige Rivalen und Größenvorteile, das sind die Zutaten für ein grandioses Geschäft. Es kommt hinzu, dass dort, wo die Gruppe mit eigenen Stromnetzen vertreten ist, weitere Vorteile aus dem Zusammenspiel generiert werden können. Wie kaum ein anderes Unternehmen hat E.ON einen datengetriebenen Einblick in die Erzeugung und den Verbrauch von Elektrizität.

Auf diese Weise kann das Unternehmen den Ladestrom günstig besorgen und speichern – und dann mit hohen Margen und stromnetzschonend an Autofahrer weiterverkaufen. Einer Studie von Accenture (WKN: A0YAQA) zufolge wird der Markt über die kommenden zwei Jahrzehnte auf 190 Mrd. Euro steigen – allein in Deutschland. Der gesamte europäische und nordamerikanische Markt könnte folglich kurz überschlagen einen kaum vorstellbaren Wert von 2 Billionen Euro erreichen. Zum Vergleich: Deutschlands Bruttoinlandsprodukt beträgt aktuell etwa 3,5 Billionen Euro.

Noch wirkt das Ganze wie ein kleines Nebengeschäft, weil die Massen an Elektrofahrzeugen noch nicht auf den Straßen sind. Ich bin jedoch überzeugt: Hier entsteht ein gigantischer Kuchen und E.ON hat das Potenzial, sich ein schönes Stück davon abzuschneiden.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Tesla. The Motley Fool besitzt die folgenden Optionen: Short Januar 2020 $155 Calls auf Accenture und Long Januar 2021 $110 Calls auf Accenture. The Motley Fool empfiehlt Accenture.

Motley Fool Deutschland 2019