Die Wiener Börse hat am Mittwochnachmittag nach mehreren Zinsschritten wichtiger Notenbanken tief im Minus notiert. Der ATX büßte bis knapp vor 15 Uhr 2,91 Prozent auf 3.044,39 Punkte ein. Der breiter gefasste ATX Prime verlor 2,90 Prozent auf 1.538,01 Zähler. Auch an anderen Börsen in Europa ging es nach am Nachmittag deutlich nach unten.

Gleich mehrere Zentralbanken haben seit Mittwochabend ihre Leitzinsen im Kampf gegen die Inflation erhöht. Am Donnerstag zu Mittag hat die Bank of England wie von Analysten erwartet ihre Zinsen um 25 Basispunkte erhöht. Überraschend kam hingegen die in der Früh gemeldete Leitzinserhöhung der Schweizer Notenbank um 50 Basispunkte.

Davor hat am Mittwochabend die US-Notenbank Fed ihren Zinskorridor um 75 Basispunkte angehoben. Die Fed reagiert damit mit der stärksten Zinserhöhung seit 1994 auf die zuletzt auf 40-Jahreshochs gestiegene Inflationsrate. Die Entschlossenheit der Notenbank im Kampf gegen die Inflation wurde in ersten Reaktionen positiv gewertet, auch die US-Börsen konnten nach der Zinsentscheidung zulegen. Der Zinsschritt schürte aber gleichzeitig auch Konjunkturängste.

Der Fed habe bisher das Ausmaß des Inflationsdrucks falsch eingeschätzt, und müsse jetzt zügig nachholen und ein heftigeres Bremsmanöver einleiten. "Und ähnlich wie beim Autofahren erhöht das die Gefahr, dass die Wirtschaft aus der Bahn gerät", schrieben die Analysten der Commerzbank in einer ersten Reaktion.

Vor allem der Zinsschritt der Schweizer Notenbank dürfte die Börsen aber negativ überrascht haben, hieß es. Die Verluste zogen sich an Europas Aktienmärkten quer durch alle Branchen.

In Wien gab es größere Abgaben vor allem in der OMV. Die Aktie des Ölkonzerns verlor 5,8 Prozent. Die OMV-Raffinerie Schwechat läuft nach dem schweren Unfall derzeit nur mit einem Fünftel ihrer Kapazität.

Der teilstaatliche Konzern stellt sich auf eine längere Reparaturzeit ein und arbeitet derzeit an einem alternativen Versorgungssystem, wie Vorstandschef Alfred Stern am Mittwoch zur Nachrichtenagentur Reuters sagte. Dank einer kleineren Anlage stehe die Produktion aber nicht komplett still. Die Analysten der Erste Group werten die Nachricht in einer ersten Reaktion negativ. Die OMV dürfte damit 4 bis 6 Millionen Euro täglich verlieren, schreiben die Experten.

Schwach zeigten sich bei höherem Volumen auch AT&S (minus 6,7 Prozent), EVN (minus 4,7 Prozent) und voestalpine (minus 4,0 Prozent). An der Spitze der wenigen Gewinner im prime market fanden sich die Aktien des Zuckerkonzerns Agrana mit einem Plus von 2,4 Prozent.

Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat ihr Kursziel für den Branchenkollegen Südzucker nach der erhöhten Gewinnprognose des Unternehmens von 14 auf 15 Euro angehoben und die Einstufung auf "Neutral" belassen. Südzucker ist an der Agrana maßgeblich beteiligt.

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