Aus heutiger Sicht lässt sich sagen: Wirecard (WKN: 747206) wird es wohl bald nicht mehr geben (26.06.2020). Das Unternehmen hat Insolvenz angemeldet und sollten nun Visa (WKN: A0NC7B) und Mastercard (WKN: A0F602) ihre Lizenz entziehen, fehlt dem Unternehmen jede Geschäftsgrundlage.

Mehr und mehr Kunden springen ab und wie es nun aussieht, haben wohl große Teile des Drittpartnergeschäfts nie existiert. In Großbritannien hat die Finanzaufsicht FCA der Wirecard-Tochter das Geschäft entzogen. Sie möchte so das Abfließen von Geldern an die insolvente Muttergesellschaft verhindern.

Der frühere Ex-Vorstand Jan Marsalek ist noch immer untergetaucht und wird derzeit in China vermutet. Er war für Wirecards operatives Geschäft zuständig, weshalb die Staatsanwaltschaft München viele Fragen an ihn hat.

Wirtschaftsprüfer mit fragwürdiger Arbeit

Ins Zwielicht gerät nun aber auch zunehmend die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young. Wie sich herausstellte hat sie es drei Jahre lang versäumt, Kontoauszüge bei der OCBC-Bank in Singapur anzufordern, wo im Zeitraum 2016 bis 2018 über 1 Mrd. Euro der Wirecard geparkt gewesen sein sollen. Dabei gelten Bargeld und Konten als leicht nachprüfbar.

Stattdessen verließ sie sich auf Dokumente und Screenshots von Wirecard. Dieses Vorgehen ist nicht mit den Wirtschaftsprüfer-Richtlinien vereinbar und würde Ernst & Young angreifbar machen. Erste Anwaltskanzleien haben bereits Klagen gegen die Prüfer vorbereitet. Genügend Geld hat Ernst & Young für seine Arbeit in jedem Fall verdient. Insgesamt sollen es in zehn Jahren Arbeit für Wirecard etwa 10 Mio. Euro gewesen seien.

Aber warum haben die Prüfer keinen Bankbelege angefordert? War es ungenaue Arbeit oder übersahen sie die Mängel mit Absicht? Verdächtig ist in jedem Fall, dass nach Angaben der „Financial Times“ noch nicht einmal eine Anfrage an die Bank geschickt wurde.

Schon 2016 kamen erste Zweifel und Gerüchte an den Zahlen von Wirecard auf und trotzdem wurde nicht genauer nachgeprüft. Im letzten Jahr (2019) hatte Wirecard schließlich seinen Prüfern mitgeteilt, 1,9 Mrd. Euro von der OCBC-Bank auf die Philippinen überwiesen zu haben.

Erst eine Sonderprüfung erhöhte den Druck

Erst als die Sonderprüfer von KPMG eine Anfrage an die Bank schickten, um sich die Kontostände belegen zu lassen, und keine Auszüge erhielt, wurde der Betrug aufgedeckt. Mittlerweile untersucht die Wirtschaftsprüfungsaufsichtsbehörde APAS Ernst & Youngs Arbeit.

Die Gesellschaft rechtfertigt sich hingegen damit, dass es sich um einen schweren Kriminalfall mit sehr vielen Beteiligten handelt, der selbst durch robusteste Prüfungsverfahren schwer aufzudecken gewesen sei. „Es gibt deutliche Hinweise, dass es sich um einen umfassenden Betrug handelt, an dem mehrere Parteien rund um die Welt und in verschiedenen Institutionen mit gezielter Täuschungsabsicht beteiligt waren“, so Ernst & Young.

Dennoch kam Ernst & Young anscheinend nicht seinen Pflichten nach und hat keine Bankbelege angefordert. Warum dies geschehen ist, muss nun aufgeklärt werden. Eine besondere Rolle spielt aus heutiger Sicht der für die Jahre 2015 bis 2017 zuständige Ernst&Young-Partner Andreas Loetscher, der mittlerweile bei der Deutschen Bank (WKN: 514000) arbeitet.

Ernst & Young gerät jetzt zusätzlich durch die Investoren unter Beschuss, denn diese haben sich bei ihren Investitionen auf die Berichte verlassen. So hatte sich Softbank (WKN: 891624) bei seinem Engagement auf einen geprüften Abschluss des Jahres 2018 gestützt und musste nun feststellen, wie oberflächlich dies doch geschehen ist.

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Christof Welzel besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Mastercard und Visa und empfiehlt Softbank.

Motley Fool Deutschland 2020