Der deutsche Leitindex Dax könnte sich in der neuen Woche etwas von dem jüngsten Crash erholen. Für Zuversicht sorgen die nun auf den Weg gebrachten historischen Hilfspakte, mit denen sich Staaten und Zentralbanken gegen die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie stemmen wollen. Allerdings bleibt der Nachrichtenticker zum Thema ein ständiger Begleiter der Anleger. Weitere Hiobsbotschaften zum Verlauf der Pandemie oder von der Konjunktur können die Stimmung jederzeit kippen lassen.

Aktienstratege Manfred Bucher von der Landesbank BayernLB rechnet vor diesem Hintergrund in der neuen Woche mit anhaltend hohen Kursausschlägen. Kurzfristige "Befreiungs-Rallys" wie zuletzt seien möglich, dürften aber noch keine Trendwende markieren. Bucher sieht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die weltweit wichtigsten Aktienindizes "erneute Rückschläge erleiden und dabei auch ihre bisherigen Tiefststände testen sowie gegebenenfalls auch temporär unterschreiten." Der Dax zum Beispiel war Mitte März bis auf 8256 Punkte abgesackt, nachdem er Mitte Februar noch bei gut 13 795 Punkten ein Rekordhoch erreicht hatte.

Etwas optimistischer äußerte sich Analyst Ulf Kraus von der Landesbank Helaba. Neben vielen alarmierenden Meldungen etwa von der Konjunktur habe es zuletzt auch positive Entwicklungen gegeben. So hätten die 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer den koordinierten Kampf gegen den Virus aufgenommen. Zudem wollten die USA und China stärker zusammenarbeiten und die Handelsstreitigkeiten hinter sich lassen. Beruhigend wirkten sich ebenfalls die finanzpolitischen Maßnahmen beiderseits des Atlantik aus. Kraus erinnerte an das billionenschwere Konjunkturpaket in den USA und die vom Deutschen Bundestag in Rekordzeit beschlossen Staatsgarantien.

Diese beherzten Reaktionen von Notenbanken und Regierungen weltweit hätten den Börsen bereits eine kräftige Erholung beschert, schrieb Aktienstratege Frank Klump von der Landesbank Baden-Württemberg. Inwieweit aber "dies bereits die Wende zum Besseren bedeutet oder lediglich eine Rally im Bärenmarkt ist, lässt sich schwerlich beantworten - nicht zuletzt wegen des kaum prognostizierbaren Pandemie-Verlaufs".

Marktanalyst Robert Halver von der Baader Bank sieht derweil in der Streichung beziehungsweise Kappung von Dividendenzahlungen einen weiteren Dämpfer für den Aktienmarkt. Zudem würden Aktienrückkäufe zumindest vorübergehend ausgesetzt, damit die Unternehmen ein möglichst hohes Eigenkapital halten könnten. Das gelte vor allem für Firmen mit besonders konjunkturabhängigen Geschäftsmodellen.

Unter dem Strich bilanzierte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank, dass "die Aktienmärkte einen Boden gefunden haben, sollte es bei den gegenwärtig absehbaren Wirtschaftseinbußen bleiben." Ein nachhaltiger Anstieg sei jedoch erst mittelfristig zu erwarten, wenn sich die Wirtschaftsdaten wieder verbessern. Zunächst ist Kater zufolge jedoch das Gegenteil der Fall: Bei dem in der neuen Woche erscheinenden Arbeitsmarktbericht aus den USA werde voraussichtlich ein Verlust von circa einer Million Jobs verkündet.

Die drastischen Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Epidemie schlagen in den Vereinigten Staaten bereits jetzt mit voller Wucht auf Wirtschaft und Arbeitsmarkt durch: Die größte Volkswirtschaft der Welt befindet sich im steilen Sinkflug - trotz des vom Kongress auf den Weg gebrachten Konjunkturpakets ohne Gleichen. Die Zahl der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe war zuletzt von 282 000 auf nunmehr rund 3,3 Millionen gestiegen. Das war der höchste Wert seit Beginn der Datenerhebung.

In der neuen Woche dürften vor diesem Hintergrund die US-Einkaufsmanagerindizes einbrechen, schrieb Analyst Christoph Balz von der Commerzbank. Sie geben ein Bild der aktuellen Stimmung in der Wirtschaft wider.

Schließlich lohnt sich in der neuen Woche noch ein Blick auf einige Unternehmensnachrichten. Am Donnerstag präsentiert der IT-Vermieter und Finanzierungsdienstleister Grenke Zahlen zum Neugeschäft und der Start-up-Investor Rocket Internet legt Rechenschaft über das abgelaufenen Jahr ab./la/bek/he

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---

 ISIN  DE0008469008

AXC0296 2020-03-27/16:13

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