Der deutsche Aktienmarkt steht in der neuen Woche vor einer weiterhin schwierigen Zeit. Zwischen Konjunktursorgen, politischen Hängepartien und einer nicht gerade überzeugenden Berichtssaison könnte es Anlegern schwer fallen, neuen Mut zu schöpfen. Die runde Marke von 11 000 Punkten droht beim Leitindex Dax weiter eine zentrale Rolle zu spielen. Erst Mitte Januar hatte er sie mühevoll erobert, jetzt müssen Anleger wieder um sie kämpfen.

Als Grund dafür gilt vor allem, dass die Erwartungen beim US-chinesischen Handelsstreit, der seit Wochen die größten Schlagzeilen macht, nun wieder tiefer gestapelt werden. Vielleicht liegt aber genau da auch eine Chance für den Dax. "Der nächste Trump-Tweet kommt bestimmt - und das Überraschungspotenzial liegt nun auf der Oberseite", schrieb Investmentanalyst Frank Klumpp von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) in seinem Wochenausblick.

Die Landesbank BayernLB aber fürchtet, dass der Treibstoff für eine weitere Erholung ausgeht. "Mittlerweile hat sich die Stimmung unter Investoren, die als Kontraindikator zu interpretieren ist, merklich normalisiert", schrieb Analyst Manfred Bucher in einem Strategiekommentar. In der Vorwoche hatte der Dax ein neues Hoch seit Anfang Dezember markiert. Zwischenzeitlich sah es so aus, als ob er sich damit weitere Luft nach oben verschafft.

Dann aber kam die Ernüchterung, weil die Hoffnung auf einen Kompromiss im Handelsstreit wieder im Sande verlief. Anlass dazu gab US-Präsident Donald Trump mit der Aussage, dass er sich nicht mit Chinas Staatschef Xi Jinping treffen werde, bevor im März neue US-Strafzölle auf chinesische Waren in Kraft treten sollen. Kurz vor dem Auslauf des Ultimatums tickt also die Uhr. Immerhin wird in den kommenden Tagen aber eine US-Delegation zu Gesprächen in China erwartet. Eine Einigung gilt nach wie vor als nicht ausgeschlossen.

Auch Konjunktursorgen greifen nach dem guten Jahresstart bei den Anlegern wieder vermehrt um sich. Die Wirtschaftsdaten aus der Eurozone trüben sich ein und auch von der Berichtssaison geht nicht viel erfreuliches aus. Ein erstes Fazit der Experten gilt hier als durchwachsen mit weniger positiven Überraschungen. Mit Stabilus , Salzgitter , Daimler , Gea Group und Leoni war die Liste der negativen Beispiele zuletzt in Deutschland lang.

Passabel verlaufe die Berichtssaison daher nur auf den ersten Blick, kommentierte die LBBW. Wegen dieses Gesamtbildes fingen Analysten bereits an, ihre Gewinnprognosen für das laufende Jahr zu senken. Die Landesbank sieht das Potenzial der Kurserholung beim Dax daher nun vorsichtiger und hat ihre Indexprognosen gesenkt. Den Leitindex erwartet sie am Jahresende bei 11 500 Punkten.

In der neuen Woche gehen die Zahlenvorlagen am Montag mit Carl Zeiss Meditec weiter. Am Dienstag öffnen unter anderem Metro , Scout24 und Thyssenkrupp ihre Bücher. Für den vor der Aufspaltung stehenden Industriekonzern ist das erste Quartal der Auftakt eines Übergangsjahres. Für das Stahlgeschäft sind die Vorgaben mit bereits bekannten schwachen Zahlen von Voestalpine oder ArcelorMittal eher schlecht.

Am Donnerstag wird die Agenda mit Berichten von der Commerzbank , Gerresheimer , Bilfinger , Puma und zahlreichen europäischen Großkonzernen nochmals deutlich voller. Am Freitag dürfte dann vor allem die Allianz mit ihren Jahreszahlen das Interesse der Anleger auf sich ziehen. Laut dem JPMorgan-Analysten Michael Huttner lassen Zahlen anderer Branchenunternehmen bei dem Versicherer Positives erwarten.

Konjunkturseitig dürften US-Indikatoren einen Blick wert sein, darunter Inflationszahlen sowie Einzelhandelsumsätze und Industriedaten. Nach Einschätzung der Helaba könnten diese aber vom teilweisen Regierungsstillstand und der Kältewelle beeinflusst sein. Beim deutschen Bruttoinlandsprodukt für das Schlussquartal rechnet die Landesbank Helaba am Donnerstag mit einem leichten Anstieg./tih/la/he

--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---

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AXC0189 2019-02-08/15:50

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