FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax dürfte es in den letzten Februar-Tagen weiterhin schwer haben, sich aus seiner Umklammerung zu lösen. Seit Anfang des Monats bewegt er sich nun schon in einem 400 Punkte großen Bereich unterhalb von 15 658 Zählern. Auf dem höchsten Niveau seit einem Jahr steht einer weiteren Steigerung vor allem die wieder stärker präsente Zinsangst im Weg.

Den Rückschlag wegen des russischen Einmarschs in der Ukraine hat der Dax längst aufgeholt, eine erhoffte geldpolitische Wende bleibt aber außer Sichtweite. Marktbeobachter Robert Halver von der Baader Bank sieht den Leitindex daher in einer "stabilen Seitenlage". Im Januar hatte er um 8,7 Prozent zugelegt, im Februar hat er bisher vergleichsweise bescheiden zugelegt - dies vor allem wegen des guten Monatsstarts. Seitdem bleiben Fortschritte aus.

Laut Halver steht die Anlegerstimmung im Spannungsverhältnis zwischen einer sanften Landung der Konjunktur und den wieder größer gewordenen Zinsängsten. Letztere erhielten am Freitag durch aktuelle Inflationsdaten aus den USA neue Nahrung. Der sogenannte PCE-Deflator fiel etwas höher aus als von Experten erwartet. Anleger werten dies als Zeichen, dass die hohe Inflation nicht nachlässt und die Fed unter Handlungsdruck bleibt.

Die Krux ist, dass es im Kampf gegen die Inflation den geldpolitischen Spielraum der Notenbanken erhöht, wenn die Wirtschaft ordentlich läuft, während die Verbraucherpreise hoch bleiben. Am Mittwoch und Donnerstag dürften daher auch neue Inflationszahlen aus Deutschland und der Eurozone die Blicke auf sich ziehen, die womöglich noch keine große Entlastung bringen.

Laut der Commerzbank dürfte billigere Energie die Inflationsrate im Euroraum im Februar voraussichtlich von 8,6 auf 8,1 Prozent drücken. Robert Greil von der Privatbank Merck Finck hält erst im März einen stärkeren Rückgang der Verbraucherpreise für möglich - dann aber auch wegen eines Basiseffekts der Energiepreise, die nach Kriegsbeginn vor einem Jahr deutlich nach oben gesprungen waren.

"Bedeutsamer dürfte aus Sicht der EZB jedoch sein, dass die Kerninflationsrate bei hohen 5,3 Prozent verharrt", so der Chefvolkswirt Jörg Krämer. Dies zeige, dass der Preisauftrieb unverändert hoch sei. In der Kernrate werden Schwankungen der Energie- und Lebensmittelpreise außen vor gelassen.

Was Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine betrifft, hat sich laut dem Baader-Experten Halver an den Finanzmärkten "ein Gewöhnungseffekt eingestellt". Zum Jahrestag der Invasion entspreche eine Lösung des Konflikts zwar der "Quadratur des Kreises", also einer unlösbaren Aufgabe. "Doch solange schwere Eskalationen ausbleiben, wie zum Beispiel Waffenlieferungen Chinas an Russland, bleiben auch Schocks an den Finanzmärkten aus", glaubt Halver.

Laut Carsten Mumm von der Privatbank Donner & Reuschel werden die Maßnahmen der Notenbanken vorerst weiter den Weg am Aktienmarkt weisen. Er glaubt, dass neben der US-Notenbank Fed auch die europäischen Währungshüter vorerst bei ihrem restriktiven Kurs bleiben. Eine Leitzinserhöhung der EZB um 0,50 Prozentpunkte bezeichnete er Mitte März als "so gut wie sicher".

Abseits der Inflationszahlen dürften in der neuen Woche konjunkturell die ISM-Indizes aus den USA im Fokus stehen, die am Mittwoch und Freitag veröffentlicht werden - zuerst für die Industrie und später für den Dienstleistungssektor. Ökonom James Knightley von der ING hält zumindest in Teilen eine Korrektur der Stimmungsindizes für möglich. Starke Januar-Zahlen könnten demnach vor allem mit relativ warmen Temperaturen in Zusammenhang gestanden haben.

Die Berichtssaison nimmt in den kommenden Tagen ihren Lauf: Am Dienstag gibt es unter anderem die Jahreszahlen von Bayer . Am Mittwoch folgt Beiersdorf und am Donnerstag steht unter anderem Merck auf der Berichtssaison-Agenda. Am Freitag wird diese abgerundet mit Resultaten von Lufthansa .

Außerdem werden am Montag die bereits bekannten Umbesetzungen in den Indizes der Dax-Familie wirksam. Nach dem Linde -Rückzug vom Frankfurter Börsenparkett ist die Commerzbank wieder ein Dax-Mitglied. In den MDax rückt dafür der Windkraft-Anlagenbauer Nordex auf, dessen Platz im SDax die Deutsche Beteiligungs AG einnimmt./tih/gl/he

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AXC0235 2023-02-24/15:36

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