Als Hersteller der „da Vinci“-Roboter ist Intuitive Surgical (WKN: 888024) eigentlich nicht die typische Warren-Buffett-Aktie. Das Unternehmen muss einen beträchtlichen Teil seiner Einnahmen für Forschung und Entwicklung (R&D) ausgeben, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Vertriebs-, allgemeinen und Verwaltungskosten (SG&A) sind ebenfalls recht hoch – beides wäre für Buffett eigentlich ein Warnsignal. Intuitive ist zwar nicht das einzige Unternehmen für Roboterchirurgie, aber mit einer Marktkapitalisierung von rund 88 Milliarden USD ist es bei Weitem das größte. Das bedeutet aber, dass es möglicherweise sein Innovationstempo beschleunigen muss. Sonst kommen kleinere Wettbewerber und klauen den Marktanteil.

Aber dank der Kunden in Krankenhäusern, die für den Einsatz ihrer „da Vinci“-Roboterchirurgiemaschinen Wartung und Ersatzteile benötigen, verfügt Intuitive über einen erheblichen Wettbewerbsgraben. Darüber hinaus ist das Unternehmen profitabel, kapitalstark und schuldenfrei. Das schätzt Buffett sehr, wie hinlänglich bekannt ist.

Könnte Intuitive eine neue Art von Buffett-Aktien für das 21. Jahrhundert sein? Eine Aktie, die High-Tech mit sicheren Kunden und einer starken Wettbewerbsposition in einer wachsenden Branche verbindet?

Was für Intuitive als Buffett-Aktie spricht

Die Wettbewerbsposition von Intuitive dürfte Buffett zu schätzen wissen. Für neue Wettbewerber ist es schwierig, in die Roboterchirurgiebranche einzusteigen. Die Entwicklung eines chirurgischen Robotersystems dauert Jahre an Forschung und Entwicklung. Außerdem Investitionen in Millionen- oder Milliardenhöhe. Für Kunden in Krankenhäusern ist der Wechsel zwischen konkurrierenden Produkten mit hohen Kosten verbunden, da Chirurgen eine beträchtliche Zeit benötigen, um an einem Robotersystem geschult zu werden. Gleichzeitig haben die Kunden wenig Verhandlungsmacht, um die Preise zu drücken. Denn im Augenblick stehen nur wenige Operationsroboter zur Auswahl. Dies trägt auch dazu bei, die Wettbewerbsintensität der Branche recht gering zu halten. Dadurch wird die Wahrscheinlichkeit von Preiskämpfen verringert.

Auch wenn die Gefahr von Ersatzprodukten preisgünstigerer Konkurrenten groß ist, da nicht robotergestützte Operationen kostengünstiger und leichter zugänglich sein können, wird dies möglicherweise nicht für immer der Fall sein. Ermöglicht der Einsatz eines Roboters es Chirurgen, Operationen durchzuführen, die so komplex sind, dass sie nicht von Menschen allein zu tätigen sind, sinkt das Risiko von Ersatzprodukten.

Was die Beurteilung der Konkurrenzfähigkeit von Intuitive angeht, würde Buffett wahrscheinlich zufrieden sein. Jedes Jahr werden mehr und mehr Eingriffe mit den Operationsrobotersystemen von Intuitive durchgeführt. Das Unternehmen erwartet, dass im Jahr 2020 mindestens 13 % mehr Eingriffe mit seinen Systemen durchgeführt werden als im Vorjahr. Im Jahr 2021 dürften fast 1,5 Millionen Operationen mit „da Vinci“-Geräten durchgeführt werden.

In den letzten zwölf Monaten brachte Intuitive rund 4,3 Milliarden USD ein. Dank seiner installierten Systeme sind sogar 72 % des Umsatzes von Intuitive wiederkehrend. Intuitive dürfte mit chirurgischen Instrumenten und Zubehör bis zu 3.500 USD pro Eingriff erwirtschaften. Dienstleistungsverträge sind bis zu 190.000 USD wert. Schließlich sind auch die Gesamteinnahmen von Intuitive in jedem der letzten sieben Jahre erheblich gestiegen.

Aber für einen Anleger wie Buffett gibt es hier trotzdem was zu meckern. Und das sollte man durchaus auf dem Schirm haben.

Was Buffett bemängeln würde

In erster Linie könnten die Wettbewerbsgräben von Intuitive stark genug sein, um die Gewinnspanne für die nächsten Jahre zu sichern. Doch es ist höchst unwahrscheinlich, dass die Roboterchirurgie-Branche für immer gleichbleibend ist. Sobald neue Wettbewerber chirurgische Systeme herstellen, die die gleichen Arten von Eingriffen durchführen können, wird echter Wettbewerb einsetzen. Dies wird Intuitive wahrscheinlich zu mehr Ausgaben für Forschung und Entwicklung veranlassen. Das wiederum bedeutet sinkende Margen.

In ähnlicher Weise ist Intuitive in einem kapitalintensiven Geschäft tätig, wie die erheblichen und beständigen Investitionsausgaben zeigen. Allein im zweiten Quartal beliefen sie sich auf insgesamt 110 Millionen USD. Buffett würde auch anmerken, dass diese Investitionsausgaben steigen, wenn neue Produktlinien geschaffen werden.

Nichtsdestotrotz denke ich, dass Buffett am Ende wohl doch Intuitive kaufen würde. Jedenfalls hätte er das vor etwa zehn Jahren getan, als die Branche noch weniger entwickelt war. Auch in Zukunft hat Intuitive noch eine Handvoll der Wettbewerbsvorteile, die Buffett schätzt. Aber der drohende zunehmende Wettbewerb würde ihn wahrscheinlich von einer langfristigen Investition abbringen. Auch wenn Intuitive ein wesentlich dynamischeres Unternehmen als die typische Buffett-Wette ist, würde er meiner Meinung nach hier einsteigen.

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The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Intuitive Surgical. Alex Carchidi besitzt keine der angegebenen Aktien. Dieser Artikel erschien am 28.10.2020 auf Fool.com und wurde für unsere deutschen Leser übersetzt.

Motley Fool Deutschland 2020