Zur Abbildung des europäischen Gesundheitssektors dient beispielsweise der STOXX Europe 600 Health Care Index, welcher im ersten Corona-Jahr 2020 noch einen Verlust von 3,35 Prozent zu verkraften hatte. Seine zwischenzeitlichen Tiefstände erreichte er parallel zu zahlreichen internationalen Indizes im Mai 2020, nachdem klar war, dass sich die Pandemie global ausweiten würde. Ab diesem Zeitpunkt gelang dem Index - ebenfalls begleitet von zahlreichen weiteren Aktienindizes - eine sprunghafte Kursaufholung, welche im Anschluss jedoch ihre Dynamik einbüßte. Das Jahr 2021 verlief deutlich positiver und volatilitätsärmer. Per Saldo konnte das letzte Kalenderjahr mit einem Gewinn von 23,12 Prozent abgeschlossen werden. Angeführt wird der Index von zwei großen Schweizer Unternehmen der Gesundheitsversorgung: Roche und Novartis vereinen gemeinsam mehr als ein Viertel der Gesamtkapitalisierung des Index, welcher insgesamt 58 Unternehmen umfasst.

Internationale Aktivitäten zur Erforschung von RNA.

Seit Ausbruch der vorherrschenden Pandemie und der Forcierung der folgenden internationalen Forschungsinitiativen an Impfstoffen haben die Begrifflichkeiten RNA (Ribonukleinsäure) und mRNA (messenger RNA) auch außerhalb des Gesundheitswesens Bekanntheit erlangt. Die größten Hersteller von Corona-Impfstoffen auf dieser Basis sind Moderna und Biontech (gemeinsam mit dem US-Unternehmen Pfizer). Die Aktien beider Unternehmen waren vor dem Ausbruch von COVID-19 und den Entwicklungen entsprechender Impfstoffe nur Branchenkennern ein Begriff. Die beiden Unternehmen sind im Bereich der Erforschung von RNA jedoch nicht alleine. Auch die vorgenannten Kapitalisierungsanführer des STOXX Europe 600 Health Care, Roche und Novartis sowie zahlreiche weitere Pharmakonzerne forschen bereits seit Jahren auf diesem Gebiet beispielsweise um in Zukunft Krebs- oder HIV-Impfungen zu ermöglichen.

Forschungserkenntnisse als Treiber.

Wahrscheinlich gab es nie zuvor eine derart starke gemeinsame Interessenlage im Erkenntnisgewinn einer medizinischen Technologie bzw. Forschungsrichtung, wie sie der Ausbruch der Corona-Pandemie erweckte. Wenn der aktuellen Situation und den vergangenen zwei Jahren etwas Positives abzugewinnen ist, dann die forcierten Fortschritte entsprechender Forschungseinrichtungen, welche der Menschheit hoffentlich die Linderung mancher Erkrankungen ermöglicht. Für Unternehmen dieser Branche hätte dies in Zukunft neue Geschäftsmöglichkeiten und Ertragspotenziale zur Folge, welche von manchen Investoren sicherlich erhofft werden, jedoch in den Aktienkursen noch nicht vollständig eingepreist sein dürften.

Aktienentwicklung veranschaulicht Pandemieverlauf.

Anhand der Kursentwicklungen von Moderna und Biontech lässt sich der Verlauf der Pandemie quasi ablesen. Dem allmähligen Anstieg, in Hoffnung auf die Entwicklung von Impfstoffen folgte mit Verkündung des tatsächlichen Durchbruchs ein deutlicher Kurssprung, woraufhin sich die Schwankungsbreite der Aktien nennenswert erhöhte. Nachdem die überschießende Euphorie mittlerweile aus den Kursen gewichen zu sein scheint, kehrt etwas Normalität ein und die oben beschriebenen Zukunftsthemen werden wieder in den Fokus der gesamten Branchebetrachtung treten.

Sektor nicht günstig bewertet.

Eine Prognose, welchen Unternehmen ein tatsächlicher Forschungsdurchbruch in Sachen Krebs- bzw. HIV-Impfungen oder der Bekämpfung weiterer schwerer Krankheiten gelingt, ist unmöglich, denn Moderna und Biontech sind gute Beispiele dafür, dass nicht immer die Großkonzerne auch die Gewinner solcher Rennen sein müssen. Aus diesem Grund ist eine breite Diversifikation über den gesamten Sektor empfehlenswert, welche über europäische oder globale Indizes möglich ist. Die Chancen solcher Investments sind demnach gegeben, jedoch verdeutlicht ein KGV von 29 auf Ebene des STOXX Europe 600 Health Care auch, dass der Sektor nicht mehr als günstig bewertet bezeichnet werden kann und damit auch Verlustrisiken berücksichtigt werden müssen. 

 

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