Wenn eine Aktie mit viel Substanz und hohen Gewinnen günstig bewertet wirkt, dann ist das verlockend. Aber billig ist nicht immer gut. Denn häufig lauern mittelfristige Gefahren, die erhebliche Auswirkungen auf die aktuell noch so prächtigen Finanzen haben könnten. Wir haben bei drei unserer Autoren nach passenden Beispielen gefragt und haben als Antwort BMW  (WKN: 519000), HeidelbergCement (WKN: 604700) und Vonovia (WKN: A1ML7J) bekommen.

Hier sind die Gründe.

Fokus auf die Mobilität von gestern

Christoph Gössel: Stell dir mal ein Unternehmen vor, das in einer kapitalintensiven Branche mit dünnen Gewinnmargen arbeitet. Diese Branche wird aktuell durch eine der größten Transformierungen ihrer Geschichte durchgeschüttelt – und dieses Unternehmen ist da nicht etwa vorne mit dabei, sondern gerät zusehends und – so scheint es teilweise – fast schon absichtlich ins Hintertreffen. Die Rede ist von BMW.

Dabei hatte BMW sogar einmal eine Spitzenposition in Sachen Elektromobilität inne: Der i3, der 2013 an den Start ging, wurde seither bis Ende 2018 immerhin über 133.000 Mal verkauft. Damit war der i3 durchaus ein Achtungserfolg für die Münchner. Doch Modelle wie der Leaf von Nissan (WKN: 853686) verkauften sich fast dreimal öfter und Tesla (WKN: A1CX3T) lieferte alleine in der ersten Jahreshälfte 2019 mehr Autos aus, als BMW in seiner gesamten Geschichte i3 verkaufte. Seinen First-Mover-Vorteil hat BMW damit leichtfertig verspielt.

Hinzu kommen Aussagen von BMW-Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich und vom werdenden CEO Oliver Zipse, die erahnen lassen, dass die Mobilitätswende bei BMW eher halbherzig angegangen zu werden scheint. So möchte BMW aus Gründen der Flexibilität eine einzige Plattform für verschiedene Antriebsarten entwickeln und brüstet sich mit geringem Umrüstungsaufwand für die Fertigungslinie des neuen elektrischen Mini Cooper SE. Doch was tatsächlich flexibel und sparsam klingt, ist tatsächlich ein Haufen fauler Kompromisse, die zu  schlechteren Leistungsdaten bei höheren Fertigungskosten führen werden. Auf diese Art gewinnt man wahrlich keinen Blumentopf und erst recht keine großen Marktanteile.

Aktuell weist die BMW-Aktie auf Basis des für dieses Jahr erwarteten Gewinns ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von nur 7,7 auf (Stand: 09.08.2019). Doch in Anbetracht der in meinen Augen katastrophalen Geschäftspolitik würde ich die BMW-Aktie derzeit nicht einmal für die Hälfte des aktuellen Preises anrühren.

Konjunktursorgen und Schulden, Schulden, Schulden

Thomas Brantl: HeidelbergCement ist einer der weltweit größten Hersteller von Zement, Klinker, Zementzusatzstoffen, Transportbeton und Asphalt. Hört sich alles ganz solide an – insbesondere da das KGV auf Basis des 2018er-Gewinns gerade mal bei 10,5 liegt. Doch die Aktie ist nicht nur günstig – sondern in meinen Augen auch gefährlich.

So konnte HeidelbergCement in den letzten Jahren von einer boomenden Immobilienwirtschaft und einer entsprechenden Baulust profitieren. Niedrigzinsen und Wohnungsmangel sei Dank. Doch das wird nicht immer so bleiben. Die Immobilienbranche war schon immer zyklisch – und sie wird es auch zukünftig sein. Gleiches gilt für eine allgemeine wirtschaftliche Flaute.

Die Folgen für HeidelbergCement wären eine sinkende Nachfrage, sinkende Umsätze und folglich auch ein fallender Gewinn. Das Ganze ist besonders bedenklich, weil HeidelbergCement einen ziemlich hohen Schuldenberg mit sich herumschleppt. Im ersten Halbjahr 2019 hat der Gewinn vor Steuern und Zinsen die Zinsaufwendungen gerade mal um das knapp Vierfache gedeckt.

Bei Werten unter fünf werde ich hier in aller Regel skeptisch – insbesondere wenn man die in diesem Fall bereits erwähnte Abhängigkeit von der zyklischen Immobilienbranche berücksichtigt. Und dann noch das Risiko steigender Zinsen …

In meinen Augen ist die HeidelbergCement-Aktie daher ein riskantes Investment, das nur auf den ersten Blick günstig daherkommt. Für mich steht daher fest: Finger weg von HeidelbergCement!

Ralf, ich könnte mir vorstellen, dass deine Argumentation bezüglich Vonovia ganz ähnlich aussieht, oder?

Folgt auf den Mietrausch das böse Erwachen?

Ralf Anders: Ja, Thomas, auch ich denke, dass es in der Immobilienbranche irgendwann in eine andere Richtung gehen könnte. Auch wenn es in diesen unruhigen Zeiten auf den ersten Blick eine gute Idee sein könnte, auf einen Konzern zu setzen, der jede Menge Immobilien sein Eigen nennt und stabile monatliche Mieterträge erwirtschaftet. Rund eine Million Menschen in Deutschland leben in Wohnungen, die von Vonovia verwaltet werden. Der Marktführer kann damit von Größenvorteilen profitieren. Da die Aktie sich im stabilen Aufwärtstrend befindet und trotzdem für ein 2018er-Kurs-Gewinn-Verhältnis von 10 zu haben ist, scheint ein günstiger Einstieg noch immer möglich.

Aber der Schein könnte auch trügen. Die gesamte Branche hat über die letzten Jahre außergewöhnlich gute Marktbedingungen genossen. Ein Großteil des Bestands konnte zusammengekauft werden, als die Preise noch niedrig waren, die Minizinsen erlaubten eine günstige Finanzierung und die Knappheit im Wohnungsmarkt sorgt für stetig steigende Mieten. Diese paradiesischen Zustände könnten sich allerdings auch irgendwann einmal wieder drehen.

Bereits jetzt wehren sich Mieter zunehmend gegen die ständig steigenden Kosten und die Politik droht mit stärkerer Regulierung bis hin zu Enteignungsforderungen. Vonovia muss daher vorsichtiger agieren und hat zusätzliche Ausgaben für imagefördernde Maßnahmen, um sich aus der Schusslinie zu ziehen.

Auf der anderen Seite arbeitet die Bauwirtschaft auf Hochtouren, um den Wohnraummangel zu beheben. Es entstehen Hunderttausende Einheiten, obwohl die Bevölkerung tendenziell schrumpft. Möglicherweise wird zum Teil an anderer Stelle auch künstlich verknappt, um die Preise hochzuhalten. Mit Wohnraum verhält es sich ähnlich wie mit Rohstoffen. Über lange Zeit sieht es so aus, als ob ein Trend ewig anhalten könnte – bis er einbricht. In den frühen 1980er-Jahren war der zuvor boomende Markt plötzlich auf Jahre hinaus tot.

Was die Zinsen angeht, sieht es im Moment zwar so aus, als ob weiterhin eine Refinanzierung zu Traumkonditionen möglich sein wird, aber zu 100 % darauf verlassen würde ich mich nicht. Wenn der Wind dreht, dann kommt eins zum anderen: sinkende Immobilienpreise, sinkende Mieten, sinkende Bonität und steigende Zinsen. Dass die Vonovia-Aktie dann nicht mehr so billig wie heute wirken würde, versteht sich von selbst.

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Christoph Gössel besitzt Aktien von Tesla. Thomas Brantl besitzt keine der erwähnten Aktien. Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Tesla. The Motley Fool empfiehlt BMW.

Motley Fool Deutschland 2019