Haha, was für ein Spektakel, diese 5G-Auktion! Das Spielchen mit den Trippelschritten, wo es scheinbar nur um einen einzigen Block geht, wird unvermindert fortgesetzt. Die Motive dahinter sind für Außenstehende nur schwer zu ergründen.

Aber auch wenn der Mechanismus der gleiche ist wie in den Vorwochen, hat sich eine wichtige Sache verändert: Die Sprünge je Runde belaufen sich nun auf 13 Mio. Euro. Lies hier, was das für 1&1 Drillisch (WKN:554550), die Deutsche Telekom (WKN:555750), Vodafone (WKN:A1XD9Z) und Telefonica Deutschland (WKN:A1J5RX) bedeutet und warum ich mehr Verlierer als Gewinner sehe.

Das Ende ist nah

Noch bis Runde 465 hat die Verzögerungstaktik wunderbar funktioniert. Jede Runde musste lediglich um 2,5 Mio. Euro erhöht werden, um das Spiel am Laufen zu halten. Bei 8 Runden pro Tag mussten die drei Netzbetreiber so je 5 bis 8 Mio. Euro pro Tag einsetzen. Ob es wirklich darum geht, Drillisch möglichst lange herauszuhalten oder vielleicht auch den Ausgang des Krieges gegen Huawei abzuwarten, kann ich natürlich nicht sicher wissen. Andere Erklärungen, wie etwa ein zerstörerischer Stellungskampf, erscheinen mir mittlerweile auch nicht viel logischer.

Jedenfalls gab es in Runde 466 eine Neuerung. Seither muss um 13 Mio. Euro erhöht werden. Beim derzeitigen Rhythmus erhöht jeder der vier täglich zweimal, sodass für jeden im Schnitt 26 Mio. Euro zusätzlich anfallen. Im Moment sieht das wie folgt aus:

Runde 465 (04.06.) Runde 473 (05.06.) Runde 481 (06.06.)
Telekom 1.921.029.000 € 2.109.250.000 € 2.148.766.000 €
TEF DE 1.317.513.000 € 1.330.530.000 € 1.196.553.000 €
Vodafone 1.785.234.000 € 1.664.653.000 € 1.837.014.000 €
1und1 DRI 1.138.939.000 € 1.162.282.000 € 1.188.382.000 €
SUMME 6.162.715.000 € 6.266.715.000 € 6.370.715.000 €
Anzahl gehaltener Blöcke
Telekom 12 13 13
TEF DE 9 9 8
Vodafone 12 11 12
1und1 DRI 8 8 8
Durchschnittliches Gebot je gehaltenem Block
Telekom 160.085.750 € 162.250.000 € 165.289.692 €
TEF DE 146.390.333 € 147.836.667 € 149.569.125 €
Vodafone 148.769.500 € 151.332.091 € 153.084.500 €
1und1 DRI 142.367.375 € 145.285.250 € 148.547.750 €

Tabelle: Kalkulation der Gebote des Autors auf Basis der von der Bundesnetzagentur veröffentlichten Rundenergebnisse zur 5G-Frequenzauktion

In der Summe steigen die Gebote nun also um 104 Mio. Euro pro Tag. Wenn man bedenkt, dass ein typischer Tarif brutto etwa 10 Euro pro Monat bringt, dann sind hier 10 Millionen Vertragsmonate notwendig, nur um einen Auktionstag wieder einzuspielen — und ein Vielfaches davon, um für die Kosten aufzukommen. Ich denke, es wird offensichtlich, dass wir nun sehr schnell an die Grenzen der Nachhaltigkeit stoßen.

Die Auswirkungen im Einzelnen

Lass uns noch ein paar mehr Vergleiche anstellen.

Telefonica Deutschland weist seit fünf Jahren negative Betriebsergebnisse aus. 2018 waren es minus 190 Mio. Euro. Trotzdem wurde die Substanz angegriffen, indem üppige Dividenden ausgeschüttet wurden. Unter diesen Bedingungen passt eine ausufernde Frequenzauktion eigentlich gar nicht ins Konzept. Um überhaupt eine positive Ergebniskennzahl nennen zu können, legt das Management Wert auf den Gewinn vor Abschreibungen, der sich 2018 auf 1,8 Mrd. Euro belief. 26 Mio. Euro entsprechen 1,4 % davon, über 7 Tage sind es schon 10 %.

Zwar können Lizenzen planmäßig linear über den Nutzungszeitraum abgeschrieben werden, sodass die Ausgaben nur begrenzt gewinnwirksam sind, aber zu einer Belastung können sie sich trotzdem entwickeln, da sowohl der Zinsdienst (44 Mio. Euro in 2018) als auch die Abschreibungen (2 Mrd. Euro in 2018) dadurch über Jahre hinweg erhöht werden.

Ganz anders die Lage bei der Telekom: Sie hatte 2018 einen Nettogewinn von 3,3 Mrd. Euro und bringt sich daher kaum in Schwierigkeiten, selbst wenn die Gebote noch deutlich höher steigen. Aber bei 25 Millionen Vertragskunden in Deutschland zahlt der Konzern offenbar gut 1 Euro pro Kunde und Tag, um bei der 5G-Auktion im Rennen zu bleiben.

Letzteres sieht bei der ähnlich großen Vodafone natürlich genauso aus. Allerdings haben die Briten ein desaströses Jahr hinter sich gebracht und die Verluste über die letzten fünf Geschäftsjahre summieren sich umgerechnet auf rund 10 Mrd. Euro. Letztes Jahr investierte der Konzern insgesamt 10,5 Mrd. Euro. Jeder Auktionstag macht somit ein Viertelprozent dieser weltweiten Summe aus — nur für Deutschland.

Bleibt noch Drillisch: Der virtuelle Netzbetreiber kombiniert erfolgreich Mobilfunk und DSL und wirtschaftet bisher profitabel. Von einem Umsatz in Höhe von 3,7 Mrd. Euro blieben 2018 stattliche 406 Mio. Euro, was bei gut 13 Millionen Kundenverträgen etwa 31 Euro pro Vertrag und Jahr ergibt. Täglich wird also der Gewinn aus über 800.000 Verträgen an den Fiskus spendiert. Dafür muss sich der Vertrieb weiterhin mächtig ins Zeug legen. Im ersten Quartal 2019 wurde die Zahl der Kundenverträge um 180.000 erhöht.

Mehr Verlierer als Gewinner

Diese Versteigerung ergibt irgendwie keinen richtigen Sinn. Seit die Sprünge auf 13 Mio. Euro erhöht wurden, tut es richtig weh, wie die kleinen Rechenbeispiele zeigen. Trotzdem machen alle wie in Trance genauso weiter wie zuvor und die technikaffine Kundschaft wartet frustriert darauf, dass es endlich auch in Deutschland losgeht mit 5G.

Die Hoffnungen von Drillisch, günstig zum Mobilfunkbetreiber aufsteigen zu können, sind erst mal verflogen, während Telefonica und Vodafone ihre Profitabilitätsprobleme noch weiter ausbauen. Nur die Telekom kann dem Geschehen relativ entspannt zuschauen. Zwar muss auch sie einen Milliardenbetrag in ihre Bilanz nehmen, aber dafür stehen die Chancen unter den gegenwärtigen Marktbedingungen gut, dass sie ihre Marktanteile in der neuen 5G-Welt ausbauen kann.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

Motley Fool Deutschland 2019