Die vom neuartigen Coronavirus ausgelöste Pandemie fordert in der Weltwirtschaft und an den Kapitalmärkten einen hohen Tribut. Allgemeine Verunsicherung und eine um sich greifende Panik unter Anlegern sind die Folgen. Wir wollen daher eine Zwischenbilanz ziehen und erläutern, warum Anleger auch weiter dem A-Aktienmarkt die Stange halten sollten.

1. In besserer Verfassung China hat inzwischen reichlich Erfahrung, wenn es um den Umgang mit Krisen geht. So gelang es dem Riesenreich, den Covid-19-Ausbruch praktisch auf die Provinz (Hubei) zu begrenzen und damit die Menschen in Großstädten wie Shanghai, Peking, Guangzhou und Shenzhen vor den schlimmsten Folgen der neuen Lungenkrankheit zu schützen. Chinas Führung reagierte schnell, entschlossen und effektiv. Ganz anders als die häufig zögerlich agierenden Regierungen in anderen Ländern. Damit gestaltet sich die Lage im Reich der Mitte nun besser als im Rest der Welt (vgl. Abbildung). Überdies hat die People’s Bank of China (PBoC) einer zeitnahen Liquiditätssteuerung den Vorrang vor einer größeren Zinssenkung eingeräumt. Über zielgerichtete Maßnahmen wie Steuererleichterungen wurden besonders stark betroffene Sektoren unterstützt. Dieser umsichtige Ansatz ist einer der Gründe für die relative Outperformance des MSCI China A Onshore Index. Per 23.03.2020 belief sich seine Bilanz seit Jahresbeginn auf -13,35%, während die Indizes S&P 500 und MSCI Europe Verluste von -30,43% bzw. -35,05% hinnehmen mussten. Zudem macht der Energiesektor lediglich 1,5% des MSCI China A Onshore Index aus.1 Angesichts des aktuellen Ölpreiskrieges ist das ein Vorteil, wird der A-Aktienmarkt damit doch weniger vom Ölpreis beeinflusst als andere große Märkte rund um den Globus und ist folglich einem geringeren Risiko ausgesetzt.

2. Zurück bei der Arbeit Langsam, aber sicher kehren die Chinesen an ihre Arbeitsplätze zurück, während in anderen Ländern die Wirtschaft quasi zum Erliegen kommt und der Ausnahmezustand ausgerufen wird. Im März besuchte Präsident Xi Jinping Wuhan in der Provinz Hubei, dem Epizentrum der globalen Pandemie, um die Wanderarbeiter zur Rückkehr an ihren Arbeitsplatz zu bewegen. Nach und nach heben die Behörden die Ausgangssperre in Hubei auf. Auch Chinas Fabriken fahren die Produktion wieder hoch, und Wanderarbeiter nehmen die Arbeit wieder auf. Die Frachtraten, die Rückschlüsse auf den Warenverkehr in der Wirtschaft zulassen, nehmen ebenso wieder zu wie die Konsumlaune der Menschen im Land. Das alles macht deutlich, dass die unverzüglich eingeleiteten Maßnahmen der chinesischen Regierung es der Nation ermöglicht haben, schnell wieder auf die Beine zu kommen.

3. Stimulierungsmaßnahmen China reagierte nach dem Neujahrsfest schnell mit einer Liquiditätsspritze für das Bankensystem, die nicht nur dem Handelsvolumen an den Märkten, sondern auch Privatanlegern zugutekommt. Unlängst hat die People’s Bank of China zudem den Zugang zu Krediten erleichtert, indem sie die Mindestreservepflicht für Banken gesenkt hat. China setzt damit seine gezielten Stimulierungsmaßnahmen fort. Anleger können mit weiteren fiskalischen und behördlichen Maßnahmen zur Unterstützung der Rückkehr zum Normalzustand rechnen, darunter Steuersenkungen und -befreiungen sowie günstige Kredite. Bis dato hat die PBoC zu weniger aggressiven Maßnahmen gegriffen als andere wichtige Zentralbanken, die damit zwar die Märkte stabilisiert haben, nun aber kaum noch über konventionelle geldpolitische Feuerkraft verfügen. Peking hat dagegen sein fiskalisches und monetäres Pulver noch nicht verschossen.

4. Relativ gut geschützt Die Bedürfnisse der Chinesen entwickeln sich weiter. Darauf reagiert die Regierung, indem sie nicht länger über die industrielle Fertigung und den Export Wachstum um jeden Preis anstrebt. Stattdessen fördert sie ein autarkes Wachstumsmodell mithilfe von Binnenkonsum und Dienstleistungen. Letztere tragen inzwischen mehr als die Hälfte zum BIP-Wachstum des Riesenreichesbei. Sein Wirtschaftsmotor wird von der Urbanisierung, einer immer wohlhabenderen Bevölkerung und einem riesigen Binnenmarkt angetrieben. Genau in diesen Bereichen können Anleger mit nachhaltigem, strukturellem Wachstum rechnen. Kunden und Lieferketten der binnenwirtschaftlich orientierten Unternehmen befinden sich weitgehend in China. Damit fällt der Löwenanteil ihrer Einnahmen und Kosten in Renminbi an. Folglich sind sie stärker auf die Binnen- als die Auslandsnachfrage angewiesen,was auf nachhaltiges Gewinnwachstum schließen lässt. Das schützt sie ingewisser Weise vor Abschwüngen in der Weltwirtschaft.

Wachsende Nachfrage nach Premium-Produkten An unserer langfristigen Anlagethese hat sich nichts geändert. Heute ist das Reich der Mitte die zweitgrößte Volkswirtwirt- schaft der Welt. Steigender Wohlstand und Lebensstandard bedeuten, dass in China die Nachfrage nach höherwertigen Waren und Dienstleistungen rasch wächst. Anleger können davon profitieren, indem sie Unternehmen identifizieren, die sich das steigende verfügbare Einkommen zunutze machen können. Chinas 380 Millionen Millennials verdienen mehr als ihre Eltern und geben auch mehr aus. Mit der wachsenden Kaufkraft steigt die Nachfrage nach Premium-Produkten, angefangen von Elektrogeräten über Autos bis hin zu Marken-Spirituosen. Wir sehen ferner eine strukturelle Nachfrage nach Versicherungen und Vermögensplanung. Dies sind einige der Dinge, die mit steigendem Wohlstand nachgefragt werden. Wir glauben daher, dass sich Anleger auf den Konsumausblick und insbesondere die Aussichten für Markenprodukte konzentrieren sollten.