„In Finnland hat sich das Monopolunternehmen Veikkaus zusammen mit der Mehrheit der Politiker für einen Paradigmenwechsel ausgesprochen und hat einer Reform des Glücksspielmarktes in Finnland zugestimmt“, betont Mika Kuismanen, Geschäftsführer von Rahapeliala Ry, dem finnischen Branchenverband für Online-Glücksspiele. Ausschlaggebend war, dass die derzeitige Kanalisierungsrate inakzeptabel niedrig ist, was zu ernsthaften Problemen beim Spielerschutz führt. Finnland möchte außerdem einen Glücksspielmarkt aufbauen, auf dem ein fairer Wettbewerb zwischen den Lizenzinhabern herrscht, und illegale Glücksspielanbieter aus Asien, Südamerika und aus Steuerparadiesen bekämpfen. „Dies erfordert gemeinsame Anstrengungen“, so Kuismanen weiter. 

 

 In Finnland wird Glücksspiel nach derzeitigem Kenntnisstand bis Ende 2026 weiterhin durch ein staatliches Monopol geregelt. Veikkaus, das staatliche Glücksspielunternehmen, verwaltet derzeit noch alle Glücksspielaktivitäten, einschließlich Lotterien, Sportwetten und Spielautomaten. Das Monopolunternehmen Veikkaus zahlt die Steuern direkt an den Staat und kümmert sich in gewisser Weise um den Spielerschutz. 

 

 Die Effektivität des finnischen Glücksspielmonopols wurde wiederholt von vielen Seiten kritisiert. Insbesondere der Spielerschutz wurde regelmäßig in Frage gestellt. „Das derzeitige System hat zu wenig und nicht ausreichend auf problematisches Spielverhalten reagiert, aber das liegt auch an der geringen Kanalisierungsrate“, sagt Kuismanen. Auch das Aufkommen illegaler Online-Glücksspiele stellt eine Herausforderung dar. Diese haben das Monopol bis vor kurzem unter Druck gesetzt. 

 

 Neues Gesetz 

 

 Das neue finnische Glücksspielgesetz zielt darauf ab, die Glücksspielregulierung zu modernisieren, den Spielerschutz zu verbessern und illegales Glücksspiel wirksam zu bekämpfen. Es wird auch dem derzeitigen Monopol auf den Online-Märkten ein Ende setzen. 

„Wir freuen uns, dass die finnische Regierung die Notwendigkeit erkannt hat, unser Glücksspielsystem an die Realitäten der heutigen Technologie anzupassen. Diese Reform stärkt den fairen Wettbewerb“, sagt Kuismanen weiter. 

 

 Finnlands Abschied vom Monopol – Vorbild für Österreich 

 

 „Österreich steht mit seinem Monopol auf Glücksspiele schon sehr bald alleine in Europa da“, sagt Florian Sauer. Der Österreich-Geschäftsführer von Entain plc., zu dem die bekannte Marke bwin gehört, betont, dass in fast allen europäischen Ländern Online-Glücksspiele im Geiste der Liberalisierung organisiert sind – mit zeitgemäßen Gesetzen und einer regulierenden Aufsicht. Außer in Österreich und Polen. 

In Österreich war die letzte Glücksspielreform 2010. Es gab zwar immer wieder Anläufe das geltende Gesetz zu reformieren, aber am Schluss konnten sich die Regierungen nicht zu einem großen, neuen Wurf durchringen. 

Der Vorschlag von Entain, um eine Reform einzuleiten: Nach der Nationalratswahl eine parlamentarische Enquete zur Zukunft des Glücksspiels in Österreich durchführen – mit dem Ziel die Grundlagen einer Gesetzesreform einzuleiten. „Das wäre das richtige Signal für den Markt und das beste Ergebnis für die Verbraucher und die österreichischen Steuerzahler“, erklärt Sauer. Mit einem neuen rechtlichen Rahmen sollen erstmals in Österreich auch Lizenzen für Online-Glücksspiele ausgeschrieben und vergeben werden. 

Paradoxe Marktsituation 

Das Monopol funktioniert im Online-Bereich aufgrund der grenzenlosen Möglichkeiten des Internets längst nicht mehr. Die Kanalisierungsrate in Österreich liegt laut Aussagen des Monopolisten bei rund 50 Prozent. Die Gesamtdaten sprechen eine noch deutlichere Sprache. „Der Monopolist hat nach unseren Einschätzungen nur noch einen Anteil von rund einem Drittel vom Online-Glücksspielmarkt“, sagt Sauer. So merkwürdig das klingen mag: Der einzig zugelassene Anbieter, aktuell ist das Win2day, das zu Casinos Austria gehört, bedient damit nur noch einen Bruchteil des Marktes. 

Daneben gibt es Anbieter wie Entain und andere europäische Unternehmen, die trotz Steuerpflicht keine Lizenz besitzen, sich jedoch aufgrund ihres Spielerschutzniveaus sehr wohl für eine Lizenz qualifizieren würden. „Und dann gibt es eben leider noch viele Anbieter aus Curacao oder Asien, die ihre Kunden nicht schützen und auch keine Steuern zahlen. Diese Anbieter müssen aus dem Markt gedrängt werden“, sagt Sauer. „Für die Republik Österreich geht es auch um mehr Steuereinnahmen und Lizenzgebühren. Und Menschen, die ein problematisches Spielverhalten haben, sollten wirkungsvoll geschützt werden. Entain bringt dafür die nötige Erfahrung aus anderen Ländern mit und wir wissen daher, dass ein Lizenzsystem beispielsweise eine nationale Sperrliste nach dem Vorbild Deutschland ermöglichen könnte“, so Sauer weiter. 

Online-Glücksspiel ist für ihn ein Internet-Angebot – die Anbieter kommen aus der ganzen Welt. Entain beschäftigt in Wien rund 400 Mitarbeiter:innen, die den Spielerschutz verbessern und ihre IT-Expertise für den ganzen Konzern weltweit einbringen. 

Alternativmodelle zum Monopol 

„Das Recht zur Durchführung von Glücksspielen ist in Österreich dem Bund vorbehalten“, heißt es in § 3 des Glücksspielgesetzes. Das Staatsmonopol ist veraltet und nicht für das digitale Zeitalter geeignet. Hinzu kommt, dass das Monopol längst nicht mehr mehrheitlich bei der Republik Österreich liegt, sondern bei einem tschechisch dominierten Glücksspielunternehmen als Mehrheitseigentümer des Monopolisten Casinos Austria. 

Florian Sauer plädiert daher an die österreichischen Politiker:innen, sich in Europa umzusehen, welche Alternativen es zum Glücksspielmonopol gibt. Es existiert mittlerweile eine Vielzahl von Modellen. „Da wir als Entain in 27 regulierten Märkten tätig sind, haben wir einen guten Überblick darüber, wie sich die Wettbewerbssituation und damit auch der Spielerschutz in Österreich verbessern ließe“, sagt Sauer abschließend.