Die Agrana ist lange kein reiner Zuckerbranchen-Akteur mehr, sondern setzt auf Diversifizierung. So ist die Fruchtsparte inzwischen besonders bedeutend. Es werden Fruchtzubereitungen beispielsweise für Joghurts aber auch Fruchtsaftkonzentrate und Aromen produziert. Dabei spielt der Standort Kröllendorf eine herausragende Rolle. Dort befindet sich der Hauptsitz der Austria Juice, die für den Gesamtkonzern großes Potenzial bietet, sagt Agrana-Chef Markus Mühleisen.

Im kleinen niederösterreichischen Kröllendorf (Gemeinde Allhartsberg, Bezirk Amstetten) hat sich aus der früheren Ybbstaler Obstverarbeitung (YO) mit der Austria Juice eine weltweit tätige Firma entwickelt. Heuer ist man beispielsweise weltgrößter Anbieter von Apfelsaftkonzentrat. "Austria Juice hat seinen Fokus auf der Getränkeindustrie", sagte Mühleisen. "Die Firma hat Kontakt zu praktisch jedem Getränke-Unternehmen auf der Welt - und bietet verschiedene Lösungen für globale, regionale bis hin zu ganz kleinen Playern."

Die heurige Weltmarktnachfrage liegt bei etwa 1,5 Millionen Tonnen Apfelsaftkonzentrat. Die Austria Juice - ein Joint Venture der Agrana (50,1 Prozent) und der Raiffeisenware Austria (49,9 Prozent) - rechnet hier mit einem Weltmarktanteil von 15 bis 20 Prozent.

Um Saftkonzentrate, die derzeit rund 75 Prozent des Austria Juice-Umsatzes ausmachen, dreht es sich aber gar nicht mehr so sehr. Denn Saftkonzentrate können weltweit viele produzieren, wenn die Vertreter der Agrana und der Austria Juice auch betonen, bei Saftkonzentrat-Kunden besonders gute Karten zu haben, weil stets verlässlich gleich hohe Qualität geliefert werden könne. Die Firma punktet laut Austria Juice-Geschäftsführer Franz Ennser beispielsweise mit ihrer Veredelungstiefe, die mehr ausmache, als lediglich Konzentrat herzustellen.

Die Zukunft bei der Austria Juice dreht sich aber stark um die Herstellung von Aromen. Solche machen derzeit etwa ein Viertel des Jahresumsatzes aus, der heuer mit 280 bis 290 Mio. Euro prognostiziert ist. "Ziel ist es, in fünf Jahren den Umsatz idealerweise in etwa 50 zu 50 aufzuteilen", sagte Ennser am Donnerstag vor Journalistinnen und Journalisten bei einer Vorstellung des Standorts.

Viel dreht sich um die Aromenforschung - von bio über natürlich bis zu künstlich. Kunden gibt es weltweit für alles. Mit Aromen kann stets der augengleiche Geschmack erzielt und verschiedenste Geschmäcker bedient werden. So finden in der ländlichen niederösterreichischen Dorfumgebung auch vier Flavoristen Beschäftigung, es könnten welche dazu kommen. Ein - in der Berufswelt gefragter und seltener - Flavorist beschäftigt sich mit der Entwicklung neuer Aromen für Lebensmittel nach natürlichen Vorbildern. Austria Juice bildet Flavoristen aus und sucht überhaupt Mitarbeiter.

"Hier passiert einiges, vieles was Agrana insgesamt vorantreibt, ist bei Austria Juice schon zu sehen", sagte Agrana-Chef Mühleisen über die Austria Juice in Kröllendorf. "Eine gute Grundlage ist vorhanden, wir wollen das Vorgehen jetzt beschleunigen. Es gibt ein großes Potenzial auch mit der Verknüpfung mit anderen Agrana-Divisionen", so Mühleisen. "In der Vergangenheit lag der Fokus eher in den einzelnen Divisionen. Jetzt schauen wir wie wir gemeinsam mehr für die Kunden tun können.

Bei bestimmten Aromen ist man auch schon Weltmarktführer. Aromen sichern beispielsweise auch ab, wenn es bei gewissen Früchten Lieferengpässe geben sollte und sind im Gegensatz zum Konzentrat kein Commodity-Geschäft. Diese sind in einer unsicheren geopolitischen Lage schließlich nicht auszuschließen. Gewonnene Aromen werden in Säfte zurückgeführt.

In Kröllendorf alleine werden insgesamt im Jahr an die 55.000 Tonnen Früchte aus vielen europäischen Ländern verarbeitet. Bei den Äpfeln stammen immerhin etwa zehn Prozent aus Österreich. Samt den 13 weiteren Produktionsstandorten werden mehr als 750 Kunden in mehr als 65 Ländern beliefert.

phs/fel

 ISIN  AT000AGRANA3
 WEB   http://www.agrana.com

Copyright APA. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von APA ist nicht gestattet.