Spannungen zwischen China und den USA sowie
erneut aufgeflammte Sorgen vor einer zweiten Infektionswelle mit dem
neuartigen Corona-Virus haben am Donnerstag die Stimmung unter den
Anlegern in Europa ein weiteres Mal gedämpft. Die Börsen pendelten
um ihre Schlussstände vom Vorabend.
Der EuroStoxx 50 gab am Donnerstagmorgen zunächst
leicht nach, erholte sich dann allerdings. Am späteren Vormittag
stieg der Leitindex der Eurozone zuletzt um 0,13 Prozent auf 3271,52
Punkte. In Paris sank der Cac 40 um 0,08 Prozent auf
4991,78 Zähler. In London wiederum legte der FTSE 100
um 0,08 Prozent auf 6258,49 Punkte zu.
"Die Angst vor einer zweiten Coronavirus-Ausbreitungswelle bleibt in
den Köpfen der Anleger und vermiest ihnen die Kauflaune der
vergangenen Wochen", kommentierte Analyst Milan Cutkovic vom Broker
AxiTrader. Auch die Spannungen zwischen den USA und China lassen
nicht nach. Nach der Unterzeichnung eines US-Sanktionsgesetzes, mit
dem Peking für die Verfolgung von Uiguren bestraft werden soll,
drohte China den USA mit Konsequenzen.
Zudem steht am Freitag der große Verfallstag an den Derivatebörsen
an. Dort laufen dann Terminkontrakte und Optionen auf die großen
Börsenindizes und Aktien aus. Bereits an den Tagen zuvor kann dies
ohne nachrichtliche oder fundamentale Gründe zu plötzlichen
Kursausschlägen und Schwankungen an den Aktienmärkten führen.
Unter den 19 Branchen in Europa war vor allem der Technologie-Sektor
gefragt mit plus 1,0 Prozent, während der
Pharmasektor mit minus 0,3 Prozent am auffälligsten
schwächelte.
Unter den Einzelwerten stachen in Madrid die Aktien von Siemens
Gamesa heraus mit einem Abschlag von
7,3 Prozent. Wie am Vorabend mitgeteilt, rechnet der
Windanlagenbauer wegen Projektkosten und Covid-19 mit einem
negativen bereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern im dritten
Geschäftsquartal. Die Entwicklung dürfte zudem auch im
Gesamtgeschäftsjahr letztlich negativ sein, hieß es. Zugleich teilte
der Konzern mit, dass ab sofort Andreas Nauen den bisherigen
Vorstandschef Markus Tacke ersetzt hat.
Roche gaben im SMI um 0,6 Prozent
nach. Der schweizerische Pharmakonzern hatte weiteren
Forschungserfolg mit seinem Immuntherapeutikum Tecentriq im Kampf
gegen Krebs erzielt. Zugleich gab es aber auch die Nachricht, dass
das Mittel Actemra gegen Covid-19 gemäß einer Studie kaum wirksam
sei.
Ansonsten bewegten vor allem Umstufungen in der zweiten
Unternehmensreihe: Sunrise stiegen in Zürich um 0,6
Prozent und profitierten von einem positiven Kommentar der US-Bank
JPMorgan. Analyst Roman Arbuzov nahm die Freenet
-Beteiligung mit "Overweight" und einem Kursziel von
93 Franken wieder in die Bewertung auf.
Kühne+Nagel legten indes nach einer Hochstufung durch
das Analysehaus Bernstein in Zürich um 3,7 Prozent zu. Unter anderem
geht Analyst Daniel Roeska geht davon aus, dass der Logistikkonzern
seine Kosten weiter senken und den Technologieeinsatz beschleunigt
wird. Dank des Erfolgs von teilautomatisierten Speditionslösungen
(E-Touch) rechne er außerdem langfristig mit Wachstum.
Für Remy Cointreau ging es in Paris um 3,0 Prozent
nach oben, nachdem die britische Bank Barclays die
Aktie des Spirituosenherstellers gleich um zwei Stufen, von
"Underweight" auf "Overweight" hochstufte. Der neue Vorstandschef
habe eine Reihe an glaubwürdig klingenden mittelfristigen Zielen
bekannt gegeben, hieß es zur Begründung./ck/mis
ISIN GB0001383545 FR0003500008 EU0009658145
AXC0193 2020-06-18/11:35
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