Der deutsche Aktienmarkt hat am Dienstag von
überraschend guten Stimmungsdaten aus der chinesischen Industrie
etwas Auftrieb erhalten. Im Reich der Mitte hat sich die Lage der
großen und staatlich kontrollierten Industriekonzerne im Juni -
gemessen am Einkaufsmanagerindex - überraschend etwas gebessert.
Der Dax notierte am späten Vormittag 0,12 Prozent
höher bei 12 247,24 Punkten. Zum Wochenstart hatte sich der
Leitindex um knapp 1,2 Prozent von seinem Vorwochenverlust erholt.
Spannend wird nun, ob es dem Dax zeitnah gelingt, aus seiner zuletzt
recht engen Spanne von 12 000 bis 12 500 Zählern auszubrechen. Der
MDax der mittelgroßen Börsenwerte gewann am Dienstag
0,71 Prozent auf 25 850,28 Punkte. Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx
50 rückte um rund 0,3 Prozent vor.
"Besser als erwartete Konjunkturzahlen aus China und den USA stützen
die Börsen und halten den Optimismus am Leben, dass sich die
Weltwirtschaft nach der Krise schon wieder auf Erholungskurs
befindet", erklärte Marktanalyst Milan Cutkovic von AxiTrader.
Sorgen um die Corona-Pandemie drückten aber weiterhin auf die
Stimmung.
Frische Impulse in die eine oder andere Richtung könnte
US-Notenbankchef Jerome Powell liefern, der sich allerdings erst
nach dem Börsenschluss hierzulande einem Kongressausschuss stellen
muss. In dem vorab veröffentlichten Redetext warnte er allerdings
vor hohen Unsicherheiten für die größte Volkswirtschaft der Welt.
Während des Handels richten sich die Blicke zunächst aber auf die
Entwicklung der Verbraucherpreise in der Eurozone sowie auf Daten
zum US-Verbrauchervertrauen.
Wild hin und her geht es auch am Dienstag für die Aktien von
Wirecard . Sie schnellten zeitweise hoch auf über neun
Euro, zuletzt kostete sie mit 6,22 Euro und einem Plus von 91
Prozent fast das Doppelte gemessen am Vortag zum Xetra-Schluss. Das
Papier des von einem Bilanzskandal erschütterten
Zahlungsdienstleisters wird immer mehr zum kurzfristigen
Spekulationsobjekt. Am Montag hatten sich Wirecard zeitweise mehr
als verdreifacht und waren mit einem Plus von rund 155 Prozent aus
dem Handel gegangen. Zuvor hatten sie binnen weniger Handelstage
fast 99 Prozent eingebüßt und waren zeitweise auf dem Weg zum
Pennystock.
Hohe Subventionen für Projekte rund um Batteriezellen trieben die
Papiere von Varta über die Marke von 100 Euro. Die
bereits tags zuvor stark gelaufenen Aktien sprangen um 5,9 Prozent
auf 102,50 Euro auf das höchste Niveau seit Januar. Insgesamt 300
Millionen Euro des Bundes und der Länder sollen an den
Varta-Standorten Ellwangen und Nördlingen in die Bereiche Forschung
und Entwicklung sowie "erste industrielle Anwendung" fließen.
Die Aktien von Thyssenkrupp stiegen nach erneuten
Spekulationen über die Zukunft der Stahlsparte um 1,1 Prozent. Laut
einem Pressebericht lotet der Industriekonzern die Chancen für einen
Stahl-Deal mit der schwedischen SSAB
aus. Börsianer zeigten sich allerdings wenig überrascht von solch
vagen Spekulationen. So hatte die Thyssen-Chefin Martina Merz erst
zuletzt erklärt, dass beim Stahlgeschäft erneut "alle Optionen"
geprüft würden.
Die Aktien von Ströer stiegen um 3,6 Prozent, nachdem
die Schweizer Großbank UBS für die Papiere des Anbieters von
Außenwerbung eine Kaufempfehlung ausgesprochen hatte.
Nach einer Kaufempfehlung vom Bankhaus Metzler legten die Papiere
von Hella um 2,3 Prozent zu. Analyst Jürgen Pieper
setzt nach dem inzwischen beendeten, "fürchterlichen vierten
Geschäftsquartal" auf die Rückkehr zu attraktivem Wachstum.
Die Titel von Compugroup kletterten um 5,0 Prozent
nach oben. Zuvor hatte die Privatbank Berenberg die Aktien des
Softwareanbieters für Ärzte und Apotheken von "Hold" auf "Buy"
hochgestuft./edh/jha/
--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---
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AXC0183 2020-06-30/12:11
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