Ein iranischer Vergeltungsangriff gegen die USA hat dem deutschen Aktienmarkt am Mittwoch nur noch einen vorübergehenden Dämpfer verpasst. In den Anfangsminuten war der Dax zwar um fast ein Prozent in Richtung der Marke von 13 000 Punkten gefallen, dann aber holte er auf und schaffte es zeitweise sogar klar ins Plus. Zuletzt pendelte er sich mit 13 234,10 Punkten in etwa auf Vortagsniveau ein. Dies entsprach einem Zugewinn von 0,05 Prozent.

Der Iran bezeichnete Attacken auf die vom US-Militär genutzten Stützpunkte im Irak als "Akt der Selbstverteidigung" nach der Tötung des iranischen Top-Generals Ghassem Soleimani. Irans Außenminister Mohammed Dschawad Sarif selbst schrieb jedoch auf Twitter, man strebe nicht nach Eskalation oder Krieg.

International drängten Politiker beide Seiten dazu, ihre Differenzen mit friedlichen Mitteln zu lösen.

Laut dem Marktexperten Andreas Lipkow von der Comdirect Bank setzen die Anleger darauf, dass der Iran mit der Vergeltungsaktion zufrieden sein könnte. Investmentchef Mark Haefele von der UBS glaubt auch nicht an eine weitreichende Eskalation. Seiner Einschätzung nach haben "beide Seiten kein Interesse daran, einen breiteren militärischen Konflikt zu verfolgen". Dies spreche weiter für eine Positionierung in globalen Aktien.

Der MDax mit den mittelgroßen deutschen Werten pendelte

sich am Nachmittag mit 28 246,50 Punkten jedoch leicht mit 0,14 Prozent im Minus ein. Gleiches galt für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx mit 3755,84 Zählern. In New York steuerte das Wall-Street-Kursbarometer Dow Jones Industrial derweil auf moderate Verluste zu.

Die Schwankungen am Aktienmarkt spiegelten sich umgekehrt bei den Ölpreisen wider. Zuerst stiegen diese aus Sorge vor Lieferengpässen weiter, was die Aktien von europäischen Fluggesellschaften belastete. Im Handelsverlauf drehte aber auch am Ölmarkt die Tendenz. Ins Plus schafften es die Papiere der Lufthansa dennoch nicht, sie verblieben mit einem halben Prozent unter den Verlierern.

Aktienseitig sorgte Varta mit einem Kurseinbruch um 19 Prozent für Aufsehen. Eine Commerzbank-Studie, in der Konkurrenzdruck für den Batteriehersteller thematisiert wurde, trübte die Stimmung der eigentlich Rekorde gewöhnten Anleger. Angesichts der Unsicherheit in dieser Angelegenheit strich Analyst Stephan Klepp seine bisherige Kaufempfehlung.

Unter den größeren Gewinnern waren im Dax die 1,2 Prozent höheren Covestro -Aktien nach einer Hochstufung auf "Outperform" durch die Credit Suisse. Analyst Chris Counihan setzt in seiner Studie auf ein bald verbesserten Nachfragesituation für den Kunststoffkonzern. Damit dürfte sich auch die Gewinnentwicklung ihrem Tiefpunkt nähern.

Im Gegenzug wurden die BASF-Aktien am Mittwoch von der Credit Suisse auf ein neutrales Votum abgestuft. Hier zeigte sich Counihan vorerst pessimistisch für bestimmte Geschäftsbereiche des Chemiekonzerns. Dessen Aktien büßten 1,1 Prozent ein und waren so einer der größten unter den verbliebenen Dax-Verlierern.

Unter den Nebenwerten fielen Deutsche Euroshop im SDax mit einem Kursrutsch um 6,6 Prozent negativ auf. Hier belasteten angekündigte Bewertungsverluste im abgelaufenen Geschäftsjahr die Kurse.

Besser erging es im Kleinwerte-Index den Aktien von SMA Solar , die 3,6 Prozent gewannen. Mit einem neuen Kursziel von mehr als 41 Euro sieht das Bankhaus Metzler noch Luft nach oben für die in den vergangenen Monaten bereits gut gelaufene Aktie.

Der Euro hat am Mittwoch etwas nachgegeben. Zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung 1,1120 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,1172 Dollar festgesetzt.

Die zuletzt wegen des Iran-Konflikts als sicherer Hafen angesteuerten Staatsanleihen standen am Mittwoch nicht mehr so stark im Fokus der Anleger. Die Umlaufrendite verharrte auf minus 0,29 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,06 Prozent auf 144,18 Punkte. Der Bund-Future gab knapp um 0,05 Prozent auf 171,90 Punkte nach./tih/jha/

--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---

 ISIN  DE0008469008  EU0009658145  DE0008467416

AXC0240 2020-01-08/15:08

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