FRANKFURT (dpa-AFX) - Negative Vorgaben von der Wall Street dürften
hierzulande den Börsenauftakt am Donnerstag belasten. Nach seinem
bislang starken Lauf seit Jahresbeginn signalisiert der X-Dax als
Indikator für den deutschen Leitindex Dax rund eine
Dreiviertelstunde vor dem Handelsauftakt ein Minus von 0,5 Prozent
auf 15 105 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50
wird zum Börsenstart ebenfalls mit Verlusten
erwartet.
Bereits am Vortag hatte der Schwung nachgelassen. Zunächst hatten
Enttäuschungen über Quartalsberichte etwas auf die Stimmung
gedrückt, am Nachmittag dann hatten insbesondere die schwachen
Dezember-Daten zur Industrieproduktion in den USA die Stimmung der
Anleger belastet. Nach dem Börsenschluss in Europa machte auch der
Konjunkturbericht der US-Notenbank Fed klar, dass die weltgrößte
Wirtschaft zuletzt kaum mehr gewachsen ist und brachte die zuvor
bereits schwächelnden US-Börsen damit weiter unter Druck.
Für den S&P 500 etwa war es der schwächste Handelstag
seit Mitte Dezember, wie Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC
Partners hervorhob. Die Sorgen vor einer wirtschaftlichen Abkühlung
überschatten zunehmend den Optimismus, dass die Notenbanken ihre
Zinserhöhungen womöglich etwas drosseln könnten.
Da der Dax seit Jahresbeginn allerdings bereits um neun Prozent
zugelegt habe, sei es Zeit für eine Verschnaufpause und eine gesunde
Konsolidierung, konstatierte der charttechnische Analyst Martin
Utschneider von der Privatbank Donner & Reuschel. Die
Wahrscheinlichkeit für Gewinnmitnahmen sei recht hoch. "Solange die
neu eroberte und psychologisch jetzt besonders wichtige 15
000-Punkte-Markte hält, geht in einer Konsolidierung auch nichts
kaputt", ergänzte Altmann.
Die Aktien von Henkel könnten angesichts des
Quartalsberichts des US-Klebstoffherstellers HB Fuller in den Blick
rücken. Dieser enttäuschte unter anderem wegen hoher Rohstoffkosten
und eines starken US-Dollar mit seinem Umsatz und bereinigten
Ergebnis je Aktie im vierten Quartal sowie seinem Ausblick auf das
neue Geschäftsjahr. Die Henkel-Vorzüge gaben vorbörslich auf der
Handelsplattform Tradegate im Vergleich zum Börsenschluss am Vortag
um etwas mehr als ein Prozent nach.
Aussagen zum abgelaufenen Geschäftsquartal und neuem Jahr machte
zudem der Linux-Spezialist Suse aus dem SDax
. Ein Händler sprach von einem durchwachsenen Bericht.
Die Aktien legten bei allerdings sehr geringen Umsätzen vorbörslich
auf Tradegate leicht zu.
In den Blick rücken könnten zudem die Medienaktien ProSiebenSat.1
und RTL, die auf Tradegate bei ebenfalls sehr
geringen Umsätzen beide nachgaben. Die im November bekannt gegebenen
Pläne des italienischen Berlusconi-Konzerns Media For Europe (MFE)
über eine Aufstockung der Beteiligung an ProSieben auf bis zu 29,9
Prozent der Stimmrechte wird kritisch gesehen. Die Rundfunkaufseher
der bayerischen Landeszentrale für Neue Medien betonten, dass im
Medienstaatsvertrag das Gebot der Staatsferne und damit das Verbot
der Staatsnähe festgeschrieben sei. Das sagte BLM-Präsident Thorsten
Schmiege der Finanzzeitung "Börse Online".
Dessen ungeachtet hob die US-Investmentbank Goldman Sachs ihr
Kursziel für die Aktie von 6,70 auf 9 Euro an, blieb aber bei ihrer
Einstufung "Sell". Zudem senkte Goldman-Analystin Lisa Yang ihr
Anlageurteil für den Wettbewerber RTL Group von
"Neutral" auf "Sell". Sie favorisiert innerhalb der Medienbranche
den Subsektor der Online-Anzeigenportale wegen besonders hohen
Wachstums und hoher Profitabilität.
Die Aktie des Chipherstellers Infineon dagegen wurde
vom US-Analysehaus Bernstein Research in die Bewertung aufgenommen.
Nach massiven Verlusten 2022 rechnet Analystin Sara Russo mit einem
besseren Jahr für die europäische Halbleiterbranche. Angesichts
anziehender Investitionen und starker, langfristiger Wachstumstrends
gebe es mehr Pluspunkte, als der Markt der Branche zugestehe.
Infineon ist ihr Favorit wegen der Fokussierung auf Chips zur
Energiesteuerung. Sie ermittelte ein Kursziel von 40 Euro und nahm
die Bewertung entsprechend mit "Outperform" auf. Auf Tradegate gaben
die Papiere dennoch nach./ck/jha/
ISIN DE0008469008 EU0009658145
AXC0076 2023-01-19/08:27
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