FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Mittwoch nach
seiner deutlichen Vortageserholung wieder kräftig nachgegeben.
Sorgen um den Bankensektor ließen den Dax am
Nachmittag um 2,95 Prozent auf 14 784,08 Punkte und damit unter die
runde Marke von 15 000 Zählern einbrechen. "Charttechnisch kämpft
der Dax um die wichtige Unterstützungszone bei 14 800 Punkten",
kommentierte Analyst Salah-Eddine Bouhmidi vom Broker IG. Ein Fall
darunter könne für weiteres Abwärtspotenzial sorgen. Für den MDax
der mittelgroßen Werte ging es zuletzt um 3,45
Prozent auf 26 822,36 Punkte abwärts. Erfreuliche
US-Erzeugerpreisdaten konnten nicht stützen.
Nach dem Kollaps dreier US-Banken und der Angst vor einer Ausweitung
auf den gesamten Sektor rückte zur Wochenmitte wieder die kriselnde
Credit Suisse in den Fokus. Der Chairman der
saudischen National Bank, Ammar Abdul Wahed Al Khudairy, schloss in
einem Interview mit Bloomberg TV zusätzliche Unterstützung auf
Nachfrage kategorisch aus. Die Bank ist Großaktionär der Credit
Suisse, deren Aktien in Zürich zeitweise auf ein Rekordtief
absackten.
Die Turbulenzen im Bankensektor sorgten vor dem anstehenden
Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag
wieder für erhöhte Unsicherheit, sagte ein Börsianer. Analyst
Konstantin Oldenburger vom Handelshaus CMC Markets stellt sich die
Frage, wie die EZB ihre zukünftige Geldpolitik einem Finanzmarkt
kommuniziert, "der durch die ersten großen Bankenzusammenbrüche in
den USA seit Lehman Brothers ziemlich unter Stress steht."
Oldenburger rechnet dennoch mit einer weiteren Zinserhöhung um 0,50
Prozentpunkte.
Der Druck auf die US-Notenbank Fed lässt derweil weiter nach. Der
Preisauftrieb auf Herstellerebene hat sich in den USA im Februar
überraschend deutlich abgeschwächt, nachdem auch die
Verbraucherpreise zuletzt schon weniger stark gestiegen waren. Die
Märkte beruhigte das aber nicht, auch an der Wall Street ging es
angesichts der Kursverluste in ganz Europa bergab. Ob die Fed ihren
Inflationskampf fortsetzt, gilt wegen der Unruhe im Bankensektor als
fraglich.
Auf Unternehmensseite drückten die hohen Kursverluste der Credit
Suisse auch andere Bank-Aktien in die Verlustzone. Der Branchenindex
Stoxx Europe 600 Banks verlor 6,6 Prozent.
Hierzulande rutschten Deutsche-Bank-Anteile um 8,2
Prozent ab, die Commerzbank-Papiere verloren am
Dax-Ende 8,6 Prozent.
Auch viele Auto- und Zulieferer-Aktien notierten schwach. Für die
Volkswagen-Vorzüge ging es um 3,6 Prozent bergab, der
Konzern hatte das Margenziel für seine Kernmarke gesenkt. Die zuvor
nach der Jahresbilanz noch gefragten BMW-Aktien
konnten dem Abwärtssog ebenfalls nicht standhalten, sie verloren
zuletzt ein Prozent. Zunächst hatte der Münchener Autobauer die
Anleger noch mit einem höheren Margenziel und einer verbesserten
Investitionsquote überzeugen können.
Der Einzelhandel musste ebenfalls Federn lassen, der europäische
Retail-Sektor fiel um 4,4 Prozent. Schwache Zahlen
bei den Modehändlern H&M und Inditex
zogen auch die deutschen Sportartikelhändler mit nach unten. Adidas
gab 3,7 Prozent nach, Puma verlor 2,5
Prozent.
Positiver Ausreißer im Dax war zuletzt Eon mit einem
Plus von 1,5 Prozent. Ein Händler erklärte, die endgültigen Zahlen
des Energieversorgers seien noch besser ausgefallen als nach den
Eckdaten erhofft. Er lobte vor allem den Ausblick: Die Ziele machten
"einen starken Eindruck" und mit der geplanten Ausweitung des
Investitionsprogramms liege der Konzern über den Erwartungen einiger
Analysten.
Zweistellige Verluste von 10,8 Prozent mussten derweil die Aktionäre
von Lanxess im MDax verkraften. Die Geschäftszahlen
und Prognosen des Chemiekonzerns kamen schlecht an. Börsianer
störten sich vor allem an verhaltenen Zielen für das Auftaktquartal
und der Entwicklung des freien Mittelflusses im Schlussquartal 2022.
Der Euro gab deutlich nach und wurde am Nachmittag
mit 1,0539 US-Dollar gehandelt. Die Banken-Turbulenzen trieben die
Anleger in sichere Häfen wie Staatsanleihen oder den Dollar. Die EZB
hatte den Referenzkurs am Dienstag auf 1,0737 (Montag: 1,0706)
Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 2,38
Prozent am Vortag auf 2,34 Prozent. Der Rentenindex Rex
fiel um 0,41 Prozent auf 125,82 Punkte. Der
Bund-Future legte kräftig um 2,72 Prozent auf 137,63
Zähler zu./niw/jha/
--- Von Nicklas Wolf, dpa-AFX ---
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