FRANKFURT (dpa-AFX) - Belastet von den wieder aufgeflammten
Zinssorgen sind deutsche Aktien am Freitag unter Druck geblieben. Am
Tag des großen Verfalls grenzte der Dax seine
Verluste von zeitweise mehr als einem Prozent aber etwas ein.
Nachdem die Index-Kontrakte ausgelaufen waren, gab er zuletzt noch
um 0,74 Prozent auf 13 883,13 Punkte nach. Damit steuert der
Leitindex auf ein Wochenminus von 3,4 Prozent zu.
Der MDax verlor am Nachmittag 1,12 Prozent auf 25
004,43 Zähler, während sich der Eurozonen-Index EuroStoxx 50
mit 1,1 Prozent im Minus bewegte. An den US-Börsen
zeichnen sich derweil auch Kursverluste ab.
Am Vortag war "das Zinsgespenst zurückgekehrt", so formulierte es
Marktbeobachter Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners.
Anleger machen sich derzeit wieder stärkere Sorgen, dass die Zinsen
weiter steigen als erwartet und 2023 eine drohende Rezession
verschärfen könnten. Diese Gedanken hatte am Vortag die Europäische
Zentralbank mit der Ankündigung weiterer deutlicher Zinserhöhungen
verstärkt.
"Der Appetit auf risikoreichere Anlagen lässt nach", urteilte
Analyst Pierre Veyret vom Broker ActivTrades. Die Gewissheit, dass
der Kampf gegen die Inflation für die Zentralbanker weiterhin
Priorität hat, setze den Börsen zu. Die Schwäche kann am Freitag
außerdem mit dem laut Altmann "größten und wichtigsten Verfallstag
des Jahres" zu tun haben. Dabei versuchen Investoren für gewöhnlich,
die Kurse taktisch in eine für sie günstige Richtung zu bewegen.
Die Papiere der Deutschen Bank etwa legten ein
Prozent zu, da Banken in ihrem Alltagsgeschäft mit Anleihen, Konten
und Krediten von steigenden Zinsen durchaus profitieren können. Der
Sektorindex der Banken war denn auch in der europäischen
Branchenwertung der einzige Gewinner.
Die wieder größer gewordenen Zinssorgen der Anleger belasteten
umgekehrt Immobilienwerte. Die Investmentbank Stifel stufte den
deutschen Sektor auf "Neutral" ab. Für TAG Immobilien
gaben die Analysten ihre Kaufempfehlung auf, die Papiere fielen um
drei Prozent. Noch größere Kursverluste von 5,3 Prozent gab es unter
anderem bei dem Dax-Wert Vonovia .
Die Teamviewer -Aktien legten zwar 3,7 Prozent zu,
relativierten dabei aber deutlich ihr Anfangsplus von über zehn
Prozent. Der auf Fernwartung spezialisierte Softwareanbieter hat
sich - wie zuletzt schon spekuliert wurde - die laute Kritik von
Investoren zu Herzen genommen und eine Ausstiegsmöglichkeit aus dem
teuren Sponsorvertrag mit dem englischen Fußballclub Manchester
United ausgehandelt. Laut dem DZ-Bank-Experten Armin Kremser wurde
viel Fantasie dafür zuletzt aber schon eingepreist.
Ansonsten waren die Papiere von Südzucker noch eine
positive Ausnahme mit einem Anstieg um acht Prozent. Sie knüpften
damit an ihren guten Lauf im späten Donnerstagshandel an, als eine
neue Prognose für das kommende Geschäftsjahr bei Anlegern gut
angekommen war. Der Kurs sprang am Freitag zeitweise auf ein Hoch
seit Juli.
Die Papiere von Morphosys brachen um 15,5 Prozent ein
nach einer Verkaufsempfehlung der US-Bank Goldman Sachs. Erstmals
seit 2009 konnten sie zeitweise wieder zu Kursen unter 12 Euro
erworben werden. Analyst Rajan Sharma begründete seinen Pessimismus
mit wirtschaftlichen Herausforderungen und einer dünnen
Medikamenten-Pipeline.
Die Aktien von Ceconomy , die am Vortag schon
eingebrochen waren, rutschten weiter um vier Prozent ab. Sie
erreichten den niedrigsten Stand seit fast sechs Wochen. Hier gab
die Investmentbank Oddo BHF das Urteil "Underperform" ab. Dem
Elektronikhändler stehe ein unsicheres Jahr 2023 bevor, schrieb
Analyst Andreas Riemann in einer am Freitag vorliegenden Studie. Die
Profitabilität sei weiter zu niedrig.
Der Euro hat sich am Donnerstag wenig bewegt. Mit
zuletzt gezahlten 1,0623 US-Dollar blieb er stabil über der Marke
von 1,06 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den
Referenzkurs am Vortag auf 1,0621 Dollar festgesetzt.
Am Rentenmarkt sind die Kurse gefallen. Während die Umlaufrendite
von 1,89 Prozent am Vortag auf 2,18 Prozent stieg, fiel der
Rentenindex Rex um 1,38 Prozent auf 126,93 Punkte.
Der Bund-Future gab zuletzt um 0,82 Prozent auf
138,44 Punkte nach./tih/mis
--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---
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