FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem starken Pfingstmontag steht der Dax am Dienstag wieder unter Druck. In Erwartung schwacher US-Börsen fiel der deutsche Leitindex am Nachmittag um 1,13 Prozent auf 14 487,85 Punkte, nachdem er zu Wochenbeginn getrieben von Corona-Lockerungen in China das höchste Niveau seit Ende März erreicht hatte. Der MDax verlor zuletzt 0,86 Prozent auf 30 280,76 Zähler. Für den Eurozonen-Index EuroStoxx ging es um mehr als ein Prozent bergab.

Als wichtigste Belastung gelten Verspannungen an den Rentenmärkten. An der tonangebenden Wall Street waren am Vorabend die Kursgewinne wieder geschmolzen, weil der Anstieg der Rendite der zehnjährigen US-Anleihen den Aktienanlegern die gute Laune verdarb. Am Dienstag steuern die US-Börsen auf einen schwachen Start zu, vor allem der technologielastige Nasdaq-100-Index.

"Einmal mehr machen sich Investoren Gedanken darüber, wie hoch die Zinsen noch steigen könnten", urteilte Marktbeobachter Michael Hewson von CMC Markets. Dazu trug auch Australiens Notenbank bei, die ihre Geldpolitik mit der Anhebung des Leitzinses um einen halben Prozentpunkt stärker als von Experten im Schnitt erwartet straffte. Gespannt wird nun auf den Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag gewartet.

Mit den Verlusten setzt sich das jüngste Auf und Ab fort. "Die Richtung lautet weiter seitwärts, derzeit gibt es wenig Momentum nach oben oder unten", urteilte der Kapitalmarktexperte Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. Am Vortag hatte der Dax mit 14 709 Punkten in der Spitze die exponentielle 200-Tage-Linie angelaufen, es blieb aber bei einem erfolglosen Test des beliebten Langfristindikators. Laut Molnar dürfte damit "der Deckel vorerst auf dem Markt bleiben".

Auf Unternehmensseite blieb die Nachrichtenlage ähnlich ruhig wie am Pfingstmontag. Stimmungsgetriebene Branchenbewegungen prägten das Bild, allen voran bei deutschen Tech-Werten gingen die Schwankungen in erhöhtem Maße weiter. Die am Vortag angesprungenen Papiere der Online-Unternehmen Delivery Hero und Zalando rutschten nun wieder um bis zu 7,3 Prozent ab. Im Chipsektor erwischte es Infineon mit einem Abschlag von 2,7 Prozent.

Dem konnte sich Aixtron aber wegen eines ermutigenden Analystenkommentars entziehen. Die Aktie stemmte sich mit einem Plus von 0,2 Prozent gegen die Tech-Schwäche. Die Investmentbank Oddo BHF sieht trotz des bislang starken Kursverlaufs in diesem Jahr noch Potenzial bis 35 Euro. Analyst Martin Marandon-Carlhian lobte, das Unternehmen partizipiere an schnell wachsenden Geschäftsfeldern, deren Dynamik noch am Anfang stehe.

Unter den größeren Dax-Verlierern waren auch die 2,8 Prozent tieferen Adidas -Aktien, die sich nach den deutlichen Kursverlusten der vergangenen Monate aus dem Stoxx Europe 50 verabschieden müssen. Den Platz im gesamteuropäischen Leitindex nimmt demnächst der Rohstoff- und Bergbaukonzern Glencore ein, dessen Papiere in diesem Jahr eine bislang starke Kursentwicklung zeigten.

Gefragt waren die Papiere von SGL , die im SDax um neun Prozent in die Höhe schossen auf das Niveau vom Januar. Optimistischere Ziele für das Gesamtjahr waren dafür verantwortlich, die Papiere konnten sich aus der Seitwärtstendenz der vergangenen Tage lösen.

Mit Rheinmetall gab es auch im MDax eine auffällig positive Ausnahme. Beflügelt von den westlichen Plänen, Milliarden in die Verteidigung zu stecken, festigten die Titel des Rüstungskonzerns mit einem Anstieg um 3,1 Prozent auf 212,60 Euro weiter ihr höchstes Niveau seit Anfang Mai. Das Rekordhoch von 225 Euro aus dem April rückt wieder näher.

Der Euro steht mit zuletzt 1,0669 US-Dollar klar unter der Marke von 1,07 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,0726 Dollar festgesetzt.

Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 1,21 Prozent am Vortag auf 1,18 Prozent. Der Rentenindex Rex legte um 0,03 Prozent auf 133,91 Punkte zu. Der Bund-Future gewann zuletzt 0,18 Prozent auf 149,26 Punkte./tih/jha/

--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---

 ISIN  DE0008469008  DE0008467416

AXC0183 2022-06-07/14:51

Copyright dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von dpa-AFX ist nicht gestattet.