Kurz wichtigen politischen Entscheidungen sind die Anleger am Donnerstag vorsichtig optimistisch. Im weiteren Tagesverlauf werden die Verhandlungen der Eurogruppe über ein Hilfspaket zur Bewältigung der Corona-Krise fortgesetzt. Zudem verhandeln die "Opec+"-Staaten zur angespannten Lage auf dem Ölmarkt. Der Dax stieg am Nachmittag um 0,7 Prozent auf 10 400 Punkte. Allerdings hatte der Leitindex am Morgen noch um mehr als zwei Prozent zugelegt.

Angesichts der Unwägbarkeiten, die mit beiden Verhandlungen verbunden sind, könnten Investoren vor dem langen Osterwochenende noch Kursgewinne mitnehmen. Immerhin hat sich der Dax seit Wochenbeginn um gut neun Prozent erholt. Vom Tief im März nach dem großen Ausverkauf an den Börsen hat der Leitindex sogar rund ein Viertel aufgeholt.

Der Druck auf die Finanzminister ist groß - und damit auch das Risiko für die Märkte. Sollte abermals keine Entscheidung über ein Hilfspaket fallen, würde das "das Bild einer EU zeichnen, die selbst in Zeiten einer akuten Krise aufgrund ideologischer Differenzen nicht schnell genug auf einen gemeinsamen Nenner kommen kann", schrieb Volkswirtin Charlotte Heck-Parsch von der Landesbank BayernLB.

"Mittlerweile dürfte der Markt schon erleichtert darauf reagieren, dass sich die Finanzminister Europas überhaupt auf irgendetwas einigen können", schrieb Devisenexpertin Thu Lan Nguyen von der Commerzbank. Hoffnungen auf ein stärkeres Zusammenrücken der Euro-Länder in der Corona-Krise "dürften ohnehin schon begraben worden sein". Hilfen zur Bekämpfung des wirtschaftlichen Einbruchs seien nun aber dringend erforderlich.

Der MDax legte um 0,7 Prozent auf 21 861 Punkte zu. Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 lag mit 0,4 Prozent im Plus.

Bei der Videokonferenz der "Opec+"-Staaten stehen drastische Produktionskürzungen im Raum - sofern denn auch die USA mitziehen. Der Nachfrageeinbruch im Zuge der Corona-Krise und der Preiskampf zwischen Russland und Saudi-Arabien haben den Ölpreis in den vergangenen Wochen abstürzen lassen.

SAP-Aktien lagen im Dax auf einem vorderen Platz mit plus 3 Prozent. Wegen der Corona-Krise hängte der Software-Entwickler die Ziele für Umsatz und Gewinn in diesem Jahr niedriger. Die Analysten der Bank RBC argumentierten aber, die niedrigeren Ziele legten immerhin eine Erholung der Aktivitäten im zweiten Halbjahr nahe.

Kaufempfehlungen der Bank HSBC für Adidas und Puma ließen deren Kurse um 1,9 beziehungsweise 3,6 Prozent anziehen.

Der Spezialverpackungshersteller Gerresheimer bestätigte trotz der Coron-Krise die Prognosen für das laufende Geschäftsjahr. Anleger honorierten dies mit einem Kursplus von 5,3 Prozent.

Delivery Hero büßten am Ende des MDax 5,5 Prozent ein. Einem Medienbericht zufolge könnte sich die milliardenschwere Übernahme des Lieferdienstes Woowa durch Delivery Hero verzögern.

Im SDax der Nebenwerte waren Leoni der größte Kursverlierer mit einem Minus von 6 Prozent auf knapp 6 Euro. Die Bank Mainfirst senkte das Kursziel für die Aktien des Lichttechnikspezialisten auf 1,20 Euro und riet zum Verkaufen.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,36 Prozent am Mittwoch auf minus 0,34 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,10 Prozent auf 144,07 Punkte. Der Bund-Future stieg um 0,43 Prozent auf 170,95 Zähler.

Der Euro trat vor den Verhandlungen der Eurogruppe über Corona-Hilfen auf der Stelle und wurde zuletzt mit 1,0875 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Mittwoch auf 1,0871 Dollar festgesetzt./bek/jha/

--- Von Benjamin Krieger, dpa-AFX ---

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AXC0249 2020-04-09/14:59

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