Der deutsche Aktienmarkt bleibt dank anhaltender Hoffnungen auf eine baldige US-Zinssenkung auf Erholungskurs. Der Dax konnte seinen Gewinn vom Vormittag allerdings nicht halten und fiel wieder unter die vielbeachtete Marke von 12 000 Punkten. Zuletzt notierte der Leitindex 0,03 Prozent im Plus bei 11 974,63 Zählern.

Börsianer verwiesen zur Begründung auf enttäuschende US-Arbeitsmarktzahlen. In den USA ist der Beschäftigungsaufbau in der Privatwirtschaft nach Angaben des Dienstleisters ADP im Mai deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben.

Der MDax , in dem die Aktien mittelgroßer Unternehmen vertreten sind, gewann zuletzt 0,44 Prozent auf 25 152,51 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verharrte auf Vortagesniveau.

Die Anzeichen mehren sich, dass die US-Notenbank Fed angesichts der weltweiten Handelsspannungen und der damit verbundenen konjunkturellen Risiken die Leitzinsen bald senken könnte. Fed-Chef Jerome Powell betonte am Dienstag, man werde den Handelskonflikt zwischen den USA und China genau beobachten und "wie immer" entsprechend reagieren, um das Wachstum aufrechtzuerhalten. Zudem hatte Notenbank-Mitglied James Bullard gesagt, dass eine baldige Zinssenkung angebracht sein könnte.

"Der Markt schätzt die Wahrscheinlichkeit, dass die US-Notenbank schon auf ihrer Sitzung in zwei Wochen die Zinsen senken wird, aktuell auf 17 Prozent", sagte Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets. "Bis zur Sitzung Ende Juli liegt diese schon bei 53 Prozent, auf der Sitzung am 18. September gilt eine Zinssenkung mittlerweile als ausgemachte Sache. Die Chance, dass es dann sogar die zweite Zinssenkung gegeben haben wird, veranschlagt der Markt schon mit 44 Prozent", so Stanzl.

Aus Unternehmenssicht standen die Aktien von SAP mit einem Kursgewinn von 1,2 Prozent im Anlegerfokus und gehörten damit zu den attraktivsten Dax-Werten. Sie profitierten von Geschäftszahlen des US-Konkurrenten Salesforce , der nach einem guten Start ins neue Geschäftsjahr zuversichtlicher nach vorn blickt. Die Entwicklung sei ein gutes Zeichen für das Geschäft mit Unternehmenssoftware, kommentierte ein Händler. Geht es nach den überwiegend optimistischen Analysten ist der neue Vorstoß durchaus berechtigt, da sie den SAP-Papieren mit Kurszielen bis zu 150 Euro noch einiges zutrauen.

Evotec-Aktien reagierten mit einem Plus von 2,7 Prozent auf eine erweiterte Partnerschaft mit dem Biopharma-Spezialisten Celgene . Im Rahmen der seit Ende 2016 bestehenden Kooperation erhält das deutsche Biotech-Unternehmen eine zusätzliche Zahlung von 9 Millionen US-Dollar.

Im SDax setzten sich die Papiere von Dic Asset mit einem Plus von mehr als 6 Prozent an die Spitze. Der Gewerbeimmobilien-Anbieter übernimmt die GEG German Estate Group und will davon bereits im laufenden Jahr kräftig profitierten.

Die Titel von S&T gewannen mehr als 5 Prozent an Wert. Die Papiere des österreichischen IT-Dienstleisters näherten sich damit ihrer vor drei Wochen unterschrittenen 200-Tage-Linie wieder an. Der Finanzchef von S&T befindet sich derzeit auf einer Investoren-Roadshow in der Schweiz.

Varta-Titel hingegen sackten um 3 Prozent ab. Börsianer begründeten dies mit einer drohenden Kapitalerhöhung bei dem Batteriehersteller. Varta will seine Produktionskapazitäten für wiederaufladbare Lithium-Ionen-Zellen deutlich ausweiten. Dies erfordere aber Investitionen von rund 100 Millionen Euro, die möglicherweise auch aus einer Kapitalanhebung finanziert würden, hieß es.

Jenoptik-Papiere setzten sich um weitere 3,2 Prozent von ihrem am Vortag erreichten tiefsten Stand seit Januar ab. Das Technologie- und Rüstungsunternehmen kann sich einen größeren Zukauf im Gesundheitsgeschäft vorstellen. Mit einer Übernahme könnte Jenoptik sein Angebot bei Medizintechnik in Richtung Endkunden ausweiten, sagte Unternehmenschef Stefan Traeger der Nachrichtenagentur Bloomberg.

Am Rentenmarkt verharrte die Umlaufrendite bei minus 0,25 Prozent. Der Rentenindex Rex sank um 0,02 Prozent auf 144,15 Punkte. Der Bund-Future stieg um 0,14 Prozent auf 168,74 Punkte.

Ein Euro kostete zuletzt 1,1270 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,1244 (Montag: 1,1185) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8894 (0,8941) Euro gekostet./edh/jha/

--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---

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AXC0222 2019-06-05/14:55

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