Nach einer knapp zweiwöchigen Erholungsrally bis über die Marke von 12 800 Punkten hat sich der Dax am Freitag stabil gezeigt. Die Anleger hoffen nach wie vor auf einen geregelten Brexit und eine Einigung zwischen den USA und China im Zollstreit. Dafür haben sie aber bereits reichlich Vorschusslorbeeren gegeben und wollen sich vorerst nicht noch weiter aus dem Fenster lehnen.

Es gibt Zweifel, dass der britische Premierminister Boris Johnson den Brexit-Deal durch das britische Parlament bekommt. Dazu gesellt sich ein überraschend langsames Wachstum der chinesischen Wirtschaft im dritten Quartal. Das Wachstum war mit plus 6,0 Prozent so schwach wie zuletzt vor rund 30 Jahren ausgefallen.

Bis zum Nachmittag zeigte sich der deutsche Leitindex prozentual unverändert bei 12 654,57 Punkten, nachdem er tags zuvor zeitweise bis auf 12 814 Punkte geklettert war. Im Wochenverlauf bedeutet dies inzwischen ein Plus von 1,1 Prozent. Seit dem Start seiner Erholung vor etwas mehr als zwei Wochen ist er inzwischen wieder um 6,1 Prozent gestiegen. Der MDax für mittelgroße Werte sank am Freitag um 0,18 Prozent auf 26 056,92 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor 0,17 Prozent.

Die Anleger befinden sich laut Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank in einer lethargischen Stimmung. "Es ist bereits viel an positiver Erwartungshaltung eingepreist worden." Vor der Abstimmung über den Brexit-Deal am Samstag im britischen Parlament herrsche relative Ruhe, hieß es seitens der Landesbank Baden-Württemberg. Laut Investmentanalyst Frank Klumpp sprechen die Zeichen zudem für einen weiterhin stabilen Aktienmarkt, denn auch der Start in die US-Berichtssaison sei positiv verlaufen.

Beim Blick auf die Branchen zogen einmal mehr die Autowerte erhöhte Aufmerksamkeit auf sich. Dass der französische Autobauer Renault seine Jahresziele kappte, belastete den ganzen europäischen Sektor. Mit einem Abschlag von etwas mehr als einem Prozent war er das Schlusslicht unter den insgesamt 19 Branchen. Die Aktien von VW und Daimler gaben moderat nach, während sich die von BMW auf ihrem Vortagesniveau hielten.

Herbe Auftragseinbrüche beim Lkw-Hersteller Volvo drückten darüber hinaus auf Aktien von Zulieferern für Nutzfahrzeug-Industrie. Während die Anteile von SAF-Holland indes um knapp 2 Prozent nachgaben, erholten sich die Papiere der Jost Werke wieder komplett und zeigten sich prozentual unverändert.

Die Aktien der Munich Re stiegen zeitweise mit 249,60 Euro auf einen neuen Höchststand seit 2002. Zuletzt belief sich ihr Plus aber nur noch auf 0,5 Prozent. Dank eines vorläufigen Konzernergebnisses von etwa 850 Millionen im dritten Quartal sieht sich der Rückversicherer auf einem guten Weg, seine Jahresziel von 2,5 Milliarden Euro zu toppen, was Analysten allerdings bereits auf ihren Zetteln haben.

Die Anteilsscheine von Osram stiegen im MDax um 2,1 Prozent. Erneut aufgeflammte Übernahmehoffnungen stützten, denn der Aufsichtsrat des österreichischen Sensorspezialisten AMS will wohl während seiner Sitzung an diesem Freitag auch über ein mögliches neues Gebot für den deutschen Lichtspezialisten sprechen. Dies berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Nachdem jüngst das Übernahmeangebot von AMS über 41 Euro je Aktie an der Mindestannahmeschwelle von 62,5 Prozent gescheitert war, ist es denkbar, dass die Schwelle gesenkt wird.

Kaufempfehlungen trieben zudem die Aktie Gelb und die der Software AG nach oben. Die Aussichten für die Deutsche Post hätten sich deutlich verbessert und der Blick in die Zukunft sei klarer geworden, schrieb Berenberg-Analyst William Fitzalan Howard und hob zudem das Kursziel an. Das verhalf den Papieren zuletzt zu einem Kursplus von 0,8 Prozent.

Analyst Gautam Pillai von der US-Investmentbank Goldman Sachs sieht indes positive Anzeichen für eine Kehrtwende bei dem Darmstädter Software-Konzern. Dessen Anteile gewannen an der Spitze im MDax daraufhin 4,7 Prozent.

Am Rentenmarkt sank die Umlaufrendite von minus 0,38 Prozent am Vortag auf minus 0,39 Prozent. Der Bund-Future verlor 0,23 Prozent auf 171,36 Punkte. Der Euro legte zu und kostete am frühen Nachmittag 1,1141 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Donnerstagnachmittag auf 1,1113 Dollar festgelegt./ck/fba

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---

 ISIN  DE0008469008  EU0009658145  DE0008467416

AXC0163 2019-10-18/15:02

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