Nach den deutlichen Verlusten der Vorwoche ist der deutsche Aktienmarkt erheblich gestärkt in die neue Woche gestartet. Gefragt waren dabei vor allem Aktien zyklischer Unternehmen. Positive Impulse kamen von den US-Börsen, die am Freitag - angetrieben von den großen Technologieaktien - im späten Handel kräftig zugelegt hatten.

Der Dax notierte am späten Vormittag 2,56 Prozent höher bei 12 788,71 Punkten. In der Vorwoche hatte der deutsche Leitindex fast fünf Prozent eingebüßt und war zwischenzeitlich auf den niedrigsten Stand seit Ende Juli gefallen. Der MDax der 60 mittelgroßen Börsentitel gewann am Montag zuletzt 1,72 Prozent auf 26 908,83 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 rückte um rund zwei Prozent vor.

Ungeachtet der Markterholung glaubt Marktanalyst Timo Emden Research, dass die Nervosität hoch bleiben dürfte. Denn die Marktteilnehmer seien weiter "hin- und hergerissen zwischen akuten Corona-Sorgen und der Hoffnung darauf, dass der globale Konjunkturmotor diesmal angesichts der bevorstehenden Winter- und Grippesaison nicht abwürgt und mit einem blauen davon kommt".

Auch sein Kollege Milan Cutkovic von AxiTrader gibt sich vorsichtig: "Von der Corona-Pandemie über die Brexit-Verhandlungen bis hin zur US-Präsidentschaftswahl - an Themen, die die Börse bewegen, dürfte es in den kommenden Wochen kaum mangeln. Dabei nur darauf zu hoffen, dass die Geldflut der Zentralbanken und die Technologiewerte die Aktienrally am Leben halten, scheint vor diesem Hintergrund etwas zu optimistisch."

Dank der wieder gestiegenen Risikoneigung an den Börsen waren aus Branchensicht insbesondere Bankenwerte gesucht. Der europäische Sektorindex stieg um 4,3 Prozent. Das Branchenbarometer hatte in der vergangenen Woche eine wichtige Unterstützungszone nur mit Mühe verteidigt, nachdem es zwischenzeitlich unter das Corona-Tief vom März gerutscht war.

Ansonsten befestigten sich vor allem die als Verlierer der Corona-Krise geltenden Aktien. So gewannen die Papiere des Turbinenherstellers MTU und des Flugzeugbauers Airbus jeweils 3,3 Prozent. Lufthansa verteuerten sich um 2,4 Prozent und Fraport um 2,5 Prozent. Papiere des Shoppingcenter-Betreibers Deutsche Euroshop legten um 5,2 Prozent zu und Aroundtown um 3,8 Prozent.

Bemerkenswert ist, dass der Dax an diesem Montag 31 Mitglieder hat. Die Aktien von Siemens Energy befinden sich aus technischen Gründen für einen Tag im Leitindex. Der erste Kurs für die Papiere des abgespaltenen Energiegeschäfts von Siemens lag bei 22,01 Euro, zuletzt wurden sie mit 22,15 Euro gehandelt. Die Siemens-Anteilsscheine fielen wegen des Abschlags auf Siemens Energy um 2,5 Prozent.

Optimistische Aussagen von BMW zum wichtigen chinesischen Absatzmarkt trieben den Aktienkurs um 3,3 Prozent nach oben. Am Freitag waren BMW noch größter Verlierer im Dax und auf den niedrigsten Stand seit einem Monat gefallen. In China hatten sich Top-Manager von BMW und Porsche anlässlich einer Messe positiv zum chinesischen Markt geäußert. Während das globale Geschäft in der Corona-Krise schwer eingebrochen ist, ist die Erholung auf dem weltgrößten Automarkt ein "Stützpfeiler" für die Autobauer.

Ein neuer Chef für die Commerzbank ist am Montag an der Börse gut aufgenommen worden. Der Aktienkurs zog um rund fünf Prozent an. Der von der Deutschen Bank kommende neue Commerzbank-Chef Manfred Knof sollte am Markt auf Zustimmung stoßen, schrieb Analystin Martina Matouskova vom US-Broker Jefferies. Denn Knof habe zuvor das Geschäft der Allianz Deutschland wieder auf Erfolgskurs gebracht.

Die Aktien von Siltronic reagierten mit einem Kurssprung von 5,9 Prozent auf eine Analysten-Kaufempfehlung. Das Bankhaus Lampe hatte die Papiere des Herstellers von Halbleiterwafern von "Halten" auf "Kaufen" hochgestuft und das Kursziel von 92 auf 100 Euro angehoben. Der nächste Aufschwung in der Waferindustrie stehe bevor, schrieb Analyst Karsten Iltgen und hält die Siltronic-Titel für attraktiv bewertet.

Die Aktien von LPKF schnellten um 6,1 Prozent aufwärts und waren damit Spitzenreiter im SDax. Damit machten sie einen Großteil ihres elf-prozentigen Kursrückgangs seit Mitte September auf einen Schlag wett. Der Laserspezialist sicherte sich einen Großauftrag für seine wichtige Solarsparte. Ein Händler wertete die Bestellung in einer ersten Reaktion positiv. Sie entspreche der Umsatzplanung des Unternehmens im Solar-Segment./edh/zb

--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---

 ISIN  DE0008469008  EU0009658145  DE0008467416

AXC0172 2020-09-28/11:54

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