Auch zur Wochenmitte hat der deutsche
Aktienmarkt an Boden verloren. Börsianer verwiesen auf einige
enttäuschende Unternehmenszahlen und negative Analystenkommentare.
"Zusätzlich gesellen sich die politischen Unwägbarkeiten in Form des
bevorstehenden Brexit und innenpolitischer Ränkespiele in den USA im
Vorfeld der Präsidentschaftswahl dazu", kommentierte Marktanalyst
Timo Emden von Emden Research.
Der Dax fiel am Nachmittag um 0,77 Prozent auf 12
639,20 Punkte. Damit summiert sich der Verlust des deutschen
Leitindex in dieser Woche auf mehr als zwei Prozent. Der MDax
der 60 mittelgroßen Börsentitel fiel zur Wochenmitte
um 1,27 Prozent auf 27 341,67 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex
EuroStoxx 50 verlor rund 0,9 Prozent auf 3198 Punkte.
Übernahmefantasien schoben die Aktien von Bilfinger
an. Der Industriedienstleister ist Kreisen zufolge ins Visier von
Private-Equity-Firmen geraten. Es gebe erste vorläufige
Übernahme-Interessenten, berichtete die Nachrichtenagentur
Bloomberg. Dies bescherte den Bilfinger-Papieren kurz nach
Handelsbeginn in der Spitze einen Zuwachs von mehr als 11 Prozent.
Mittlerweile kam der Kurs aber deutlich zurück und notierte zuletzt
noch 4,6 Prozent fester.
Die Aktien der Software AG konnten nach der
Bekanntgabe von Eckdaten ihre deutlichen Anfangsgewinne nicht halten
und notierten zuletzt 3,0 Prozent im Minus. Die Darmstädter fuhren
im dritten Quartal etwas mehr Neuaufträge ein als von Analysten
erwartet. Allerdings lief das abgerechnete Geschäft bei Umsatz und
operativem Ergebnis schwächer als gedacht. Den Anfang Oktober
erlittenen Hackerangriff hat die Software AG zwar nach eigenen
Angaben eingedämmt, doch gerieten von den Angreifern erbeutete Daten
inzwischen an die Öffentlichkeit, wie das Unternehmen einräumte.
Im Streit um Beihilfen an die Flugzeugbauer Airbus
und Boeing lehnt der neue EU-Handelskommissar Valdis
Dombrovskis ein Kompromissangebot der USA ab. Der amerikanische
Handelsbeauftragte Robert Lighthizer hatte Brüssel angeboten,
Strafzölle zu streichen, wenn Airbus seine anstößigen Beihilfen an
europäische Regierungen zurückzahlt. Die Airbus-Titel büßten 2,9
Prozent ein.
Im sehr schwachen MDax hielten sich die Papiere der Shop Apotheke
mit plus 4,3 Prozent außerordentlich gut. Für gute
Laune sorgten die Geschäftszahlen des Wettbewerbers und Marktführers
Zur Rose , deren Papiere in der Schweiz zweistellig
stiegen. Umsatzdynamik und Profitabilität der Shop Apotheke seien
höher als jene von Zur Rose, was die Papiere der Deutschen zur
besseren Wahl mache, sagte ein Börsianer.
Die Titel des Autozulieferers Paragon kletterten nach
dem aktuellen Zwischenbericht um 11,6 Prozent. Der Spezialist für
Automobilelektronik und Elektromobilität rechnet nach neun Monaten
damit, im Gesamtjahr bei Umsatz und Ergebnis das obere Ende der
jeweiligen Zielspannen zu erreichen. "Paragon hat sich entgegen
allen Unkenrufen besser als nahezu alle anderen Autozulieferer
entwickelt", erklärte das Unternehmen.
Der Euro legte erneut zu auf den höchsten Stand seit
einem Monat und wurde zuletzt mit 1,1861 US-Dollar gehandelt. Die
Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Vortag auf
1,1810 Dollar festgesetzt.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,63 am Vortag auf
minus 0,59 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,18
Prozent auf 146,28 Punkte. Der Bund-Future büßte 0,02
Prozent auf 175,65 Punkte ein./edh/jha/
--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---
ISIN DE0008469008 EU0009658145 DE0008467416
AXC0240 2020-10-21/15:07
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