Nach einer Achterbahnfahrt haben die Anleger
am Donnerstag am deutschen Aktienmarkt auf die Bremse getreten. Die
Quartalsberichtssaison der Unternehmen lieferte Licht und Schatten,
bei den positiven Vertretern ließ die Euphorie aber nach. Der Dax
, der im Hoch und Tief jeweils etwas mehr als ein
Prozent verloren beziehungsweise gewonnen hatte, stand am Nachmittag
0,36 Prozent tiefer bei 12 614,96 Punkten.
Im frühen Handel hatte der Dax noch einen weiteren Versuch
unternommen, jenseits der 12 750 Punkte über eine zuletzt hohe Hürde
zu springen. Allerdings ging ihm dabei wegen der bekannten
Risikofaktoren rasch die Kraft aus. Zwischen der weiter
grassierenden Corona-Pandemie, der Hängepartie in den USA beim
Schnüren eines weiteren Hilfspakets und dem anhaltenden Säbelrasseln
zwischen den USA und China fehlte es den Anlegern einmal mehr an der
nötigen Zuversicht.
Vor diesem Hintergrund lieferte auch eine unerwartet starke Erholung
des Auftragseingangs der deutschen Industrie keinen nachhaltigen
Rückenwind. Die Anleger warten auf Konjunkturseite auf den
US-Arbeitsmarktbericht am Freitag. Thomas Altmann von QC Partners
sieht hier keine gute Vorlage vom ADP-Bericht vom Vortag: "Sollte
der offizielle Bericht ebenfalls zeigen, dass die US-Wirtschaft im
Juli kaum neue Stellen geschaffen hat, wäre das eine herbe
Enttäuschung."
Vor all diesen Hintergründen fehlte es am Donnerstag auch dem MDax
an Orientierung, zuletzt lag der Index mittelgroßer
Werte knapp mit 0,07 Prozent im Minus bei 26 858,51 Punkten. Auf
europäischer Bühne fiel der EuroStoxx um 0,7 Prozent.
In den USA steuerte der Dow Jones Industrial auf
einen geringfügig leichteren Start zu.
Die Aktien von Siemens erreichten nach einem starken
Quartalsbericht des Industriekonzerns erst ein Hoch seit sechs
Monaten, dann aber ging ihnen der Schwung abhanden. Zuletzt standen
sie mit 1,2 Prozent weitaus weniger stark im Plus als mit den früh
erreichten 4,6 Prozent. Laut Analyst Simon Toennessen von Jefferies
Research überraschte das operative Ergebnis mit einer viel höher als
erwarteten Marge.
Der Sportartikelkonzern Adidas überzeugte mit dem
Quartalsumsatz und der Aussage, im dritten Jahresviertel einen
Betriebsgewinn erzielen zu wollen. Herbert Sturm von der DZ Bank
sprach denn auch von einem starken Ausblick. Für die Papiere ging es
zuletzt noch um zwei Prozent hoch.
Zum größten Gewinner im Dax wurden zuletzt die Aktien von Covestro
mit einem Plus von 3,3 Prozent. Hier half eine
Kaufempfehlung des Bankhauses Metzler.
Auf der anderen Dax-Seite wurden Zwischenberichte aus dem
Konsumgüter- und Versicherungssektor negativ aufgenommenen. Munich
Re verloren angesichts eines weiteren Gewinneinbruchs
wegen der Corona-Krise 2,2 Prozent. Börsianer und Analysten zeigten
sich von der Solvabilitätsquote enttäuscht, einer wichtigen Kennzahl
für die Eigenmittelausstattung des Versicherers.
Henkel büßten 1,4 Prozent ein und Beiersdorf
sogar runde fünf Prozent. Bei Henkel zog
JPMorgan-Analystin Celine Pannuti vom ersten Halbjahr ein
enttäuschtes Fazit. Bei Beiersdorf zielten Experten negativ darauf
ab, dass der Konzern in diesem Jahr mit einer bereinigten operativen
Rendite "signifikant" unter dem Vorjahreswert rechnet.
Aus der zweiten Börsenreihe gab es viele weitere Zwischenberichte.
Dabei knüpften die Aktien der Lufthansa erst an ihre
jüngste Erholung an, rutschten dann aber mit 2,7 Prozent ins Minus
ab. Die Fluggesellschaft rechnet in der Corona-Krise mit einer noch
langsameren Erholung des Flugverkehrs und verschärft beim
Stellenabbau ihre Gangart.
Überzeugende Quartalszahlen gab es von Jenoptik , S&T
sowie Symrise mit Kursgewinnen
zwischen 3,2 und 6,7 Prozent. Bei Jenoptik und dem IT-Dienstleister
S&T gab es Lob für besser als erwartet ausgefallene Ergebnisse. Im
Falle von Symrise galt dies vor allem für einen optimistischeren
Ausblick, sie stellten einen neuen Rekord auf.
Die Kurse deutscher Bundesanleihen sind am Donnerstag zur Kasse
gesunken. Der Rentenindex Rex fiel um 0,10 Prozent
auf 145,71 Punkte. Die Umlaufrendite stieg im Gegenzug von minus
0,55 Prozent am Vortag auf minus 0,54 Prozent. Der Bund-Future stieg
um 0,31 Prozent auf 177,67 Zähler.
Der Euro ist nach einem zwischenzeitlichen Kurshoch
über 1,19 US-Dollar unter Druck geraten. Zuletzt fiel der Kurs aber
auf 1,1851 Dollar zurück. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte
den Referenzkurs am Vortag auf 1,1854 Dollar festgesetzt./tih/fba
--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---
ISIN DE0008469008 EU0009658145 DE0008467416
AXC0248 2020-08-06/14:56
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