FRANKFURT (dpa-AFX) - Eine erneut verschlechterte Stimmung in der
deutschen Wirtschaft hat dem Dax am Mittwoch weiter
zugesetzt. Nach dem Fall unter die 16 000 Punkte am Dienstag setzte
der Leitindex seine von Corona- und Inflationsbedenken ausgelöst
Korrektur fort. Am Nachmittag sank der Dax um 1,09 Prozent auf 15
763,39 Punkte, nachdem aus den USA auch eine Reihe enttäuschender
Konjunkturdaten kam. Zu seinem jüngsten Rekord bei 16 290 Punkten
ging er damit weiter auf Abstand.
Der MDax sank um 1,43 Prozent auf 34 553,17 Punkte.
Auf europäischer Bühne fiel der EuroStoxx um 0,9
Prozent. In New York zeichneten sich für den Dow Jones Industrial
moderatere Verluste ab.
Das Ifo-Geschäftsklima verschlechterte sich im November schon zum
fünften Mal in Folge. Laut der Commerzbank geht dies hauptsächlich
auf das Konto der vierten Corona-Welle, die derzeit über Deutschland
einbricht. Diese gilt unter Börsianern seit einigen Tagen schon als
Kernargument gefallener Aktienkurse, ergänzt durch erneute
Inflations- und Zinsbedenken. "Die deutsche Wirtschaft dürfte im
Winterhalbjahr bestenfalls stagnieren", folgerte der
Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer.
"Insbesondere vor dem morgigen US-Feiertag und dem nahenden
Wochenende bleiben die Marktteilnehmer vorsichtig", sagte der
Marktbeobachter Andreas Lipkow von der Comdirect. "Thanksgiving"
wird von vielen Amerikanern für ein verlängertes Wochenende genutzt.
Am Nachmittag kam eine Reihe frischer US-Konjunkturdaten, darunter
überraschend gefallene Aufträge für langlebige Güter und ein
schwächer als erwartetes Wirtschaftswachstum. Am Abend folgt das
Sitzungsprotokoll der jüngsten Fed-Sitzung.
Auf Unternehmensseite brachen die Aktien von Drägerwerk
um fast 12 Prozent ein, weil der Medizin- und
Sicherheitstechnik-Anbieter nach dem Sonderboom in der
Corona-Pandemie verhalten voraus blickt. Laut dem Warburg-Experten
Eggert Kuls ist der Margenausblick eine herbe Enttäuschung. Auch
kursmäßig scheint der Corona-Boom verflogen: Unter 60 Euro rutschte
der Kurs auf den tiefsten Stand seit der Frühphase der Pandemie im
März 2020.
Im besonders schwachen MDax erntete Aroundtown für
seine Neunmonatszahlen auch kein Anlegerlob, der Kurs kam hier mit
2,2 Prozent unter Druck. Die Papiere erreichten ein Tief seit
Februar. Die Folgen der Corona-Pandemie belasten den
Gewerbeimmobilien-Spezialisten weiter. Allerdings ging der operative
Gewinn in den ersten neun Monaten nicht mehr so stark zurück wie
noch im ersten Halbjahr.
Die Aktien von Aixtron waren im MDax mit einem
Kursrutsch um 7,5 Prozent noch negativer auffällig. Hier wurde am
Markt auf ein zuletzt deutlich eingetrübtes Chartbild verwiesen.
Berenberg-Analystin Charlotte Friedrichs kappte außerdem ihre
Ergebnisprognosen, weil sie kurzfristig mit nachlassendem
Auftragsschwung rechnet. Sie glaubt aber weiter an die langfristigen
Potenziale des Unternehmens.
Ein weiterer großer Verlierer waren die Ceconomy
-Aktien mit einem Kursrutsch um 10,7 Prozent. Der
Elektronikhändler sei besonders gefährdet von erneuten
Beschränkungen im europäischen Corona-Winter, schrieb der
Bryan-Garnier-Analyst Clement Genelot. Der Kurs fiel deutlich unter
das neue 4-Euro-Kursziel des Barclays-Experten Nicolas Champ, der
unter anderem auch neue Restriktionen in der Pandemie fürchtet.
Auffällig waren darüber hinaus die Aktien des Dax-Konzerns Vonovia
, die im Zuge einer Kapitalerhöhung für die Übernahme
des Wettbewerbers Deutsche Wohnen um Bezugsrechte
bereinigt gehandelt wurden. Die Vonovia-Bezugsrechte notierten
zuletzt zu 3,73 Euro und die Aktie zu 50,70 Euro - in Summe also
über 54 Euro. Am Vortag waren die Papiere bei 52,72 Euro aus dem
Handel gegangen.
Der Euro hat am Mittwoch weiter nachgegeben und
abermals einen Tiefstand seit Mitte 2020 erreicht. Am Nachmittag
fiel die Gemeinschaftswährung auf 1,1204 US-Dollar. Die Europäische
Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Dienstag auf 1,1259
Dollar festgesetzt.
Die Kurse deutscher Bundesanleihen tendierten am Mittwoch zur Kasse
leichter. Der Rentenindex Rex verlor 0,07 Prozent auf
144,92 Punkte. Die Umlaufrendite stieg im Gegenzug von minus 0,38
Prozent am Vortag auf minus 0,36 Prozent. Der Bund-Future
gab zuletzt um 0,10 Prozent auf 170,45 Zähler
nach./tih/mis
--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---
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