Der Dax hat am Dienstag von der
wieder zunehmenden Risikofreude der Anleger profitiert. Der deutsche
Leitindex notierte am Nachmittag 1,05 Prozent höher bei 13 264,27
Punkten. Der MDax der 60 mittelgroßen Werte sank
hingegen um 0,13 Prozent auf 28 960,72 Zähler. Für den EuroStoxx 50
ging es um rund 1,2 Prozent nach oben.
Die deutsche Wirtschaft ist nach dem Absturz in der Corona-Krise
kräftiger in Schwung gekommen als zunächst angenommen. Das
Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg im Zeitraum Juli bis September im
Vergleich zum zweiten Quartal um 8,5 Prozent, wie das Statistische
Bundesamt mitteilte. Nach vorläufigen Daten war die Behörde von
einem Plus von 8,2 Prozent ausgegangen. Das Ifo-Geschäftsklima fiel
hingegen im November angesichts des neuen Lockdowns, hielt sich aber
etwas besser als befürchtet.
Die Anleger gingen mehr ins Risiko und bevorzugten nun wieder
zyklische Aktien, sagte Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets. "Die
Wahrscheinlichkeit für eine weitaus bessere konjunkturelle Lage in
der zweiten Hälfte des kommenden Jahres wächst mit jeder neuen
Impfstoff-Nachricht. Dabei ist es auch ein gutes Zeichen, dass die
Sektor-Rotation zurück in die Verlierer der Pandemie ohne
Nettoverkäufe der stark gelaufenen Technologieaktien vonstatten
geht."
Neuigkeiten gab es von der künftigen Zusammensetzung der wichtigsten
deutschen Indizes: Die Deutsche Börse stockt den Dax
ab September 2021 von 30 auf 40 Mitglieder auf. Zugleich kappt sie
die Zahl der MDax -Werte von 60 auf 50. Ferner werden
nur noch Unternehmen in den deutschen Leitindex Dax aufgenommen, die
in den letzten zwei Geschäftsjahren profitabel waren.
Bisherige Corona-Verlierer wie MTU , Lufthansa
, Fraport, Airbus und Tui setzten ihre
Erholungsrallys am Dienstag fort. Papiere von Airbus kletterten im
MDax auf das höchste Niveau seit März, Lufthansa, Fraport und Tui
schafften es zurück auf den Stand vom Juni. Weiter treibt die
Hoffnung auf einen Corona-Impfstoff die Anleger um.
Tags zuvor hatten die Devisenmarkt-Strategen Robin Winkler und
George Saravelos von der Deutschen Bank in einer Studie dank des
"beispiellosen Sieges der Wissenschaft" eine wohl deutlich
schnellere Normalisierung vorgezeichnet, als es noch vor wenigen
Wochen zu erhoffen war. Die Experten gehen davon aus, dass die
Gesamtbevölkerung der Industrieländer bis Mitte kommenden Jahres
immunisiert werden kann, wobei dies sogar auch noch schneller gehen
könnte.
Die Continental-Papiere stiegen um 4,8 Prozent auf
das höchste Niveau seit Januar. Citigroup-Analyst Gabriel Adler
sprach von einer attraktiven Kaufchance beim deutschen
Autozulieferer. Conti sei von den Anlegern in den Topf der Verlierer
gesteckt worden, so Adler. Dies könnte sich aber nun wieder ändern,
wenn das Management seine technologischen Qualitäten und das robuste
Reifengeschäft besser herauskehre.
Die Papiere von Dermapharm profitierten von der
aktuellen Impfstoff-Hoffnung. Nach einer Kaufempfehlung der
Commerzbank notierten die Aktien des Arzneiunternehmens 5,3 Prozent
höher bei 53,98 Euro. Analyst Daniel Wendorff hob seine Umsatz- und
Ergebnisschätzung für 2021 an. Dermapharm hatte im September eine
Kooperation bei der Herstellung des Covid-19-Impfstoffs von Biontech
vereinbart.
Eine negative Studie von Stifel Europe verdarb den Anlegern von
Varta die Laune. Die Papiere des Batterieherstellers
verloren 4,0 Prozent auf 111 Euro. Zuvor hatte das Brokerhaus Stifel
Europe die Varta-Papiere gleich um zwei Schritte von "Kaufen" auf
"Verkaufen" abgestuft und das Kursziel auf 97 Euro gesenkt. Analyst
Florian Pfeilschifter begründete dies mit Anzeichen eines
zunehmenden Konkurrenzdrucks aus Asien.
Die Titel von ElringKlinger setzten ihre imposante
Erholungsrally fort und stiegen um weitere 16 Prozent. Alleine seit
Ende des Vormonats schossen die Papiere des Autozulieferers damit um
rund zwei Drittel nach oben auf das Niveau von Mai 2018. Die Papiere
des Autozulieferers seien geradezu verurteilt für eine Neubewertung,
schrieb Analyst Christian Glowa von Hauck & Aufhäuser. Vor allem die
guten Aussichten für die Brennstoffzellentechnologie überzeugten die
Anleger.
Der Euro notierte zuletzt bei 1,1868 US-Dollar. Die
Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,1901
Dollar festgesetzt.
Am Rentenmarkt verharrte die Umlaufrendite bei minus 0,58 Prozent.
Der Rentenindex Rex sank um 0,03 Prozent auf 146,11
Punkte. Der Bund-Future gab am frühen Nachmittag um
0,03 Prozent auf 175,37 Punkte nach./edh/mis
--- Von Eduard Holetic ---
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AXC0283 2020-11-24/15:00
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