Der deutsche Aktienmarkt ist am Dienstag nach einem zunächst freundlichen Verlauf in die Verlustzone gedreht und hat kräftig nachgegeben. Der Dax fiel wieder unter die Marke von 13 000 Punkten. Der Verkaufsdruck sei angesichts des erwarteten schwachen US-Börsenstarts zu groß, "und die fehlenden Kaufimpulse lassen auch die Konjunkturoptimisten zur Seite treten", kommentierte Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank.

Bis zum Nachmittag sank der deutsche Leitindex um 1,54 Prozent auf 12 897,97 Punkte. Von seinem zweiprozentigen Vortagesgewinn ist damit nicht mehr viel übrig. Der Index der mittelgroßen Werte MDax sank zuletzt um 2,06 Prozent auf 26 998,58 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx verlor 1,87 Prozent.

Die Rückkehr der US-Investoren nach dem feiertagsbedingt längeren Wochenende verspricht nichts Gutes. Nicht nur für das US-Börsenbarometer Dow Jones Industrial dürfte es weiter abwärts gehen. Nach dem wochenlangen Rekordlauf der US-Technologiewerte, der am vergangenen Donnerstag vorerst abrupt endete, werden am Dienstag auch an der Nasdaq neue Verluste erwartet. Das lastet auch auf der Stimmung und den Technologieaktien in Europa.

Auch wenn generell das Interesse an Technologieaktien wohl so schnell nicht nachlassen werde, dürften Anleger erst wieder stärker zugreifen, wenn die Bewertungen noch etwas weiter gesunken seien, sagte Analyst Craig Erlam vom Broker Oanda.

Unter den Einzelwerten im Dax standen entsprechend die Papiere des Chipherstellers Infineon unter Druck und gaben als Schlusslicht um 4,1 Prozent nach. Die Anteilsscheine des Software-Unternehmens SAP verloren 2,8 Prozent. Außerhalb der Dax-Familie büßten Dialog Semiconductor 6,1 Prozent ein.

Gegen den schwachen Trend konnten sich auch die Papiere des Energieunternehmens Eon nicht länger stemmen und gaben um 1,1 Prozent nach. RWE verloren sogar 2,1 Prozent. Die EU-Kommission will offenbar eine deutliche Verschärfung des Klimaziels für 2030 vorschlagen: Statt um 40 Prozent sollen die Treibhausgase um 55 Prozent unter den Wert von 1990 sinken. Darauf laufe es nach jetzigem Stand hinaus, hieß es aus EU-Kreisen.

Leicht unterdurchschnittliche Verluste verbuchten die Aktien von Merck KGaA mit minus 0,8 Prozent. Die Analysten der Bank of America sehen angesichts der Forschungen zu Covid-19-Impfstoffkandidaten und der mittelfristigen Produkt-Pipeline Chancen auf höhere Gewinne. Sie empfehlen das Papier des Pharma- und Spezialchemieunternehmens daher nun zum Kauf.

Im MDax büßten die Aktien der Lufthansa nach einem anfänglichen Auf und Ab 2,2 Prozent ein. Der Fluggesellschaft könnten dem "Handelsblatt" zufolge noch stärkere Kürzungen bevorstehen als gedacht. Wenn der Konzern weiterhin so viel Geld verbrenne wie derzeit, sei die Kasse trotz der neun Milliarden Euro schweren Staatshilfe in einem Jahr leer, schrieb die Wirtschaftszeitung unter Berufung auf Konzernkreise. Der Vorstand arbeite daher an einer neuen Strategie, die eine deutlichere Schrumpfung der Flugzeugflotte mit sich bringen und auch Folgen für den Stellenabbau haben könnte.

Händlern zufolge hätte dies auch negative Auswirkungen für Hersteller wie Airbus oder MTU . Die Papiere des Flugzeugbauers Airbus büßten zuletzt 4,7 Prozent ein und die des Triebwerksbauers MTU gaben um 3,4 Prozent nach.

Am Rentenmarkt verharrte die Umlaufrendite bei minus 0,48 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,01 Prozent auf 145,99 Punkte. Der Bund-Future (Dezember-Kontrakt) stieg um 0,38 Prozent auf 174,31 Zähler. Der Euro fiel unter die Marke von 1,18 US-Dollar und kostete am frühen Nachmittag 1,1793 Dollar. Die EZB hatte den Referenzkurs am Montag auf 1,1824 Dollar festgesetzt./ck/zb

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---

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AXC0218 2020-09-08/14:42

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