Nach einer knapp zweiwöchigen Erholungsrally
bis über die Marke von 12 800 Punkten hat sich der Dax
am Freitag stabil gezeigt. Die Anleger hoffen nach
wie vor auf einen geregelten Brexit und eine Einigung zwischen den
USA und China im Zollstreit. Dafür haben sie aber bereits reichlich
Vorschusslorbeeren gegeben und wollen sich vorerst nicht noch weiter
aus dem Fenster lehnen.
Es gibt Zweifel, dass der britische Premierminister Boris Johnson
den Brexit-Deal durch das britische Parlament bekommt. Dazu gesellt
sich ein überraschend langsames Wachstum der chinesischen Wirtschaft
im dritten Quartal. Das Wachstum war mit plus 6,0 Prozent so schwach
wie zuletzt vor rund 30 Jahren ausgefallen.
Bis zur Mittagszeit gewann der deutsche Leitindex 0,08 Prozent auf
12 664,90 Punkte, nachdem er tags zuvor zeitweise bis auf 12 814
Punkte geklettert war. Seit dem Start seiner Erholung vor etwas mehr
als zwei Wochen ist er inzwischen wieder um 6,2 Prozent gestiegen.
Der MDax für mittelgroße Werte trat am Freitag mit
minus 0,06 Prozent auf 26 087,73 Punkte auf der Stelle. Der
Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 sank um 0,2 Prozent.
Vor der Abstimmung über den Brexit-Deal am Samstag im britischen
Parlament herrsche relative Ruhe, hieß es seitens der Landesbank
Baden-Württemberg. Laut Investmentanalyst Frank Klumpp sprechen die
Zeichen zudem für einen weiterhin stabilen Aktienmarkt, denn auch
der Start in die US-Berichtssaison sei positiv verlaufen.
Beim Blick auf die Branchen zogen einmal mehr die Autowerte erhöhte
Aufmerksamkeit auf sich. Dass der französische Autobauer Renault
seine Jahresziele kappte, belastete den ganzen
europäischen Sektor. Mit einem Abschlag von etwas mehr als einem
Prozent war er das Schlusslicht unter den insgesamt 19 Branchen. Die
Aktien von VW und Daimler gaben
moderat nach, während die von BMW den Weg zurück ins
Plus fanden. Die Anteile des Zulieferers Continental
verloren im Einklang mit den Papieren des Zahlungsabwicklers
Wirecard 0,6 Prozent und zählten damit zu den
schwächsten Dax-Werten.
Herbe Auftragseinbrüche beim Lkw-Hersteller Volvo drückten auf die
Aktien der Zulieferer für Nutzfahrzeuge, SAF-Holland
und Jost Werke . Doch waren SAF-Holland 2,3 Prozent
einbüßten, erholten sich die Jost-Papiere zuletzt und gaben nur noch
um 0,2 Prozent nach.
Hinweise auf eine Gewinnüberraschung im Gesamtjahr sorgten in den
Aktien der Munich Re für einen neuen Höchststand seit
2002. Zuletzt stiegen die Anteile um 0,7 Prozent. Dank eines
vorläufigen Konzernergebnisses von etwa 850 Millionen im dritten
Quartal sieht sich der Rückversicherer auf einem guten Weg, seine
Jahresziel von 2,5 Milliarden Euro zu toppen. Analysten hatten
zuletzt aber im Durchschnitt schon mehr auf dem Zettel.
Die Anteilsscheine von Osram stiegen im MDax um 1,4
Prozent. Erneut aufgeflammte Übernahmehoffnungen stützten, denn der
Aufsichtsrat des österreichischen Sensorspezialisten AMS
will wohl während seiner Sitzung an diesem Freitag
auch über ein mögliches neues Gebot für den deutschen
Lichtspezialisten sprechen. Dies berichtete die Nachrichtenagentur
Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen.
Nachdem jüngst das Übernahmeangebot von AMS über 41 Euro je Aktie an
der Mindestannahmeschwelle von 62,5 Prozent gescheitert war, ist es
denkbar, dass die Schwelle gesenkt wird.
Kaufempfehlungen trieben zudem die Aktie Gelb und die der Software
AG nach oben. Die Aussichten für die Deutsche Post
hätten sich deutlich verbessert und die Sicht in die
Zukunft sei klarer geworden, schrieb Berenberg-Analyst William
Fitzalan Howard und hob zudem das Kursziel an. Das verhalf den
Papieren mit plus 1,2 Prozent an die Dax-Spitze.
Analyst Gautam Pillai von der US-Investmentbank Goldman Sachs sieht
inzwischen positive Anzeichen für eine Kehrtwende bei dem
Darmstädter Software-Konzern und verwies er auf eine ermutigende
Dynamik in der Umstrukturierung. Im MDax gewannen die Aktien als
Spitzenwert 7,4 Prozent./ck/mis
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---
ISIN DE0008469008 EU0009658145 DE0008467416
AXC0116 2019-10-18/12:11
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