FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach zuletzt fünf schwachen Tagen hat der Dax
seinen Stabilisierungsversuch am Donnerstag
fortgesetzt. Bereits am Vortag hatte er sich ein Stück weit vom im
Verlauf erreichten November-Tief erholt. Am Donnerstag nun hielt
sich der Index nach anfänglichen Gewinnen mit zuletzt 15 877 Punkten
stabil um seinen Vortagesschluss herum.
Etwa 3,4 Prozent hatte der Dax bei seinem Rückfall vom Rekordniveau
bei 16 290 Punkten bis auf 15 740 Punkte im Vortagstief verloren.
Auf diesem Niveau hatte er seine Kursgewinne seit Ende Oktober fast
komplett abgegeben. Der MDax raffte sich am
Donnerstag etwas stärker auf, indem er um 0,52 Prozent auf 35 008,42
Zähler stieg. Der EuroStoxx bewegte sich mit 0,2
Prozent im Plus.
Ganz sicher, ob dies die Wende zum Positiven ist, sind sich Experten
aber noch nicht. "Die Erholung von den gestrigen Tiefs könnte der
Ansatz für eine Bodenbildung gewesen sein", gab sich der
CMC-Markets-Marktanalyst Jochen Stanzl aber zumindest vorsichtig
optimistisch. Nun sei es wichtig, dass der Dax nicht unter das
jüngste Tief fällt. Impulse aus New York wird es am Donnerstag
zunächst keine geben, da die US-Börsen dort wegen "Thanksgiving"
geschlossen bleiben.
Unterstützung erhielten Aktienwerte von dem Koalitionsvertrag, den
SPD, Grünen und FDP am Vortag vorstellten. "Die Ampel-Koalition
bringt frischen Wind in das politische Deutschland", so Stanzl. In
einer zügigen Regierungsbildung würde er nun ein wichtiges Signal
sehen für Anleger. Allerdings werde der Start zunächst davon geprägt
sein, die vierte Pandemie-Welle zu brechen. "Aber danach könnte der
Versuch, mehr Fortschritt zu wagen, auch an der Börse gut ankommen",
fügte der Experte hinzu.
Die Inhalte des Vertrags bewegten am Donnerstag zahlreiche
Einzelaktien, darunter vor allem die Energiebranche. Die Aktien von
RWE knüpften an ihre schon positive Reaktion am
Vortag an, indem sie einen Kurssprung um zuletzt sechs Prozent
nachlegten. Beschleunigte Ziele für den Kohleausstieg und
anspruchsvollere Ziele im Bereich der Erneuerbaren Energien seien
positiv für den Energiekonzern, schrieb Jefferies-Analyst Ahmed
Farman.
Die Rally im Energiesektor erstreckte sich auf viele andere
Branchenwerte, darunter die Aktien von Nordex . Sie
knüpften mit mehr als sieben Prozent Plus ebenfalls an ihren starken
Vortag an. Sie erreichten damit ein Hoch seit Ende Oktober. Der
Hersteller von Windkraftanlagen hatte zudem einen Auftrag aus Peru
für Anlagen mit einer Leistung von 177 Megawatt erhalten.
Begründet mit den Koalitionszielen gingen die Aktien des Nebenwertes
Synbiotic besonders steil senkrecht. Hier kam es zu
einem Kurssprung zum zuletzt ein Viertel. Analyst Aliaksandr Halitsa
von der Privatbank Hauck & Aufhäuser verwies auf die von den
Ampel-Parteien geplante kontrollierte Abgabe von Cannabis, die ein
wichtiger Meilenstein für den deutschen Cannabinoid-Markt sei, auf
dem das Unternehmen unterwegs ist.
Bei Jenoptik erfreute die Anleger das Ende
Hängepartie bei der Suche nach einem Käufer für das
Militärtechnikgeschäft. Die Anteile profitierten mit einem
Kurssprung um 7,8 Prozent vom Verkauf der Sparte Vincorion an einen
Fonds des Finanzinvestors Star Capital Partnership. Analyst Florian
Pfeilschifter von Stifel Research sind in dem Schritt einen
wichtigen Pluspunkt für die Anlagestory.
Mit 4,4 Prozent auf Talfahrt blieben dagegen die Aktien von
Drägerwerk . Am Vortag waren sie wegen eines
enttäuschenden Ausblicks schon eingebrochen, nun sorgte ein
eindeutiges Statement des Metzler-Experten Alexander Neuberger für
weiteren Verkaufsdruck. Er drehte sein bisher positives Votum in
eine Verkaufsempfehlung und halbierte das Kursziel auf 50 Euro.
Einen Rückschlag gab es ferner für die Anleger von Borussia Dortmund
. Die Papiere des Fußballclubs sackten nach dem
sicheren Aus in der Champions League um zuletzt drei Prozent ab.
Damit versiegt für den Bundesligisten eine besonders lukrative
Geldquelle.
Der Euro hielt sich mit zuletzt gezahlten 1,1224
US-Dollar über der Marke von 1,12 US-Dollar, die am Vortag erstmals
seit Juli 2020 unterschritten wurde. Die Europäische Zentralbank
(EZB) hatte den Referenzkurs am Mittwoch auf 1,1206 Dollar
festgesetzt.
Am Anleihemarkt verharrte die Umlaufrendite bei minus 0,36 Prozent.
Der Rentenindex Rex stieg um 0,01 Prozent auf 144,92
Punkte. Der Bund-Future gewann zuletzt 0,05 Prozent
auf 170,84 Zähler./tih/mis
--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---
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