FRANKFURT (dpa-AFX) - Neu entfachte Zinssorgen haben dem Dax
am Montag einen schwachen Wochenstart eingebrockt.
Zudem machten einige Anleger nach dem starken Lauf der letzten
Wochen erst einmal Kasse. Der deutsche Leitindex weitete seinen
anfänglichen Verlust aus und notierte gegen Mittag 1,16 Prozent im
Minus bei 15 296,52 Punkten. Für den MDax der
mittelgroßen Unternehmen ging es um 1,73 Prozent auf 29 263,81
Punkte nach unten, und der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx
verlor 1,53 Prozent auf 4192,72 Zähler.
Die Experten der Schweizer Bank UBS sprachen von einer
Verschnaufpause nach dem Kurssprung am Donnerstag. Am Freitag hatte
der Dax den sehr robusten US-Arbeitsmarktbericht noch
vergleichsweise gut weggesteckt. Nun nähmen die Anleger aber auf
breiter Front Gewinne mit, schrieb Experte Andreas Lipkow. Die
Autoren des Börsenbriefs "Bernecker Daily" konstatierten einen
überkauften Markt, er ist ihnen zufolge also zu heiß gelaufen. Seit
Jahresbeginn steht beim Dax immer noch ein Kurszuwachs um fast zehn
Prozent zu Buche.
An der noch besser gelaufenen New Yorker Technologiebörse Nasdaq war
es schon vor dem Wochenende deutlich bergab gegangen. Die enorm
starken Arbeitsmarktdaten aus den Vereinigten Staaten hätten die
Einschätzung untermauert, dass die US-Notenbank ihren
Zinserhöhungskurs auf ein Niveau über fünf Prozent fortsetzen werde,
hieß es von den Expeten der Credit Suisse. Technologieaktien gelten
als besonders sensibel für steigende Zinsen.
An den wichtigsten asiatischen Aktienmärkten dominierten ebenfalls
klare Verluste. Hier belastete auch die Sorge vor einer Verschärfung
der Spannungen zwischen den USA und China, nachdem das US-Militär am
Wochenende einen mutmaßlichen chinesischen Spionage-Ballon
abgeschossen hatte.
Am deutschen Markt stand nach der Veröffentlichung von
Geschäftszahlen der Kupferkonzern Aurubis im Fokus,
dessen Aktie am MDax-Ende 5,4 Prozent verlor. Angesichts höherer
Preise für ihre Produkte sind die Hamburger nun optimistischer für
das laufende Geschäftsjahr und sehen den operativen Vorsteuergewinn
am oberen Ende ihrer Zielspanne. Dieser war im abgelaufenen Quartal
zwar zurückgegangen, lag aber immer noch klar über dem Wert von vor
zwei Jahren sowie der durchschnittlichen Analystenschätzung. Einige
Anleger könnten allerdings schon auf einen optimistischeren Ausblick
gehofft haben, kommentierte ein Börsianer. Er sah nach dem sehr
guten Lauf der Aktie Gewinnmitnahmen.
Zuletzt noch um 2,5 Prozent nach unten ging es beim Indexnachbarn
Carl Zeiss Meditec . Hier half eine bestätigte
Kaufempfehlung von Hauck & Aufhäuser, das gestrichene Kaufvotum der
Privatbank Berenberg etwas abzufedern.
Abgestoßen wurden im Sog der Nasdaq zudem einige Technologie- und
Internettitel: Nach einem guten Lauf in den vergangenen Wochen
zählten der Online-Modehändler Zalando und der
Chipkonzern Infineon mit Abschlägen von 4,5 und 2,9
Prozent zu den größten Dax-Verlierern. Ein ähnliches Bild zeigten im
Nebenwerte-Index SDax der Onlinebroker Flatexdegiro
und Shop Apotheke .
Dagegen ging die Rally bei SDax-Spitzenreiter Deutz
weiter: Mit einem Plus von 2,8 Prozent auf 5,325 Euro bauten die
Aktien des Motorenherstellers ihren Gewinn im noch jungen Jahr auf
über 30 Prozent aus. Analyst Hans-Joachim Heimbürger von Kepler
Cheuvreux stockte sein Kursziel auf 7 Euro auf. Er rechnet Mitte
März mit starken Ergebnissen für das abgelaufene Jahr. Für 2023 hob
er seine Schätzungen zudem massiv an, weil er mit einem weniger
schweren Rezessionsszenario kalkuliert als bisher. Zudem
berücksichtigt er die Kapitalerhöhung zur Finanzierung der
wertsteigernden Kooperation mit Daimler Truck . Auch
die Bewertungen in der Branche insgesamt seien gestiegen, so der
Experte.
Die Anteilsscheine von Bayer waren nach
Anlaufschwierigkeiten ebenfalls gesucht: Sie gewannen als bester
Wert im Dax ein Prozent. Einem Bericht des "Handelsblatt" zufolge
schart der aktivistische Investor Bluebell Verbündete um sich, um
seine Forderungen nach Veränderungen bei dem Pharma- und
Agrarchemiekonzern durchzusetzen./gl/mis
--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---
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