Am deutschen Aktienmarkt sind die Anleger am Freitag weiter optimistisch geblieben. Der sehr schwache US-Arbeitsmarktbericht beeinflusste die Kurse kaum. Die Daten des privaten Arbeitsmarktdienstleisters ADP hatten zuvor bereits Schlimmes ahnen lassen. Bis zum Nachmittag legte der Dax um 1,25 Prozent auf 10 893,44 Punkte zu, womit sich für den deutschen Leitindex im Wochenverlauf aktuell ein kleines Plus ergibt. Für den MDax ging es am Freitag um 1,10 Prozent auf 24 003,50 Punkte nach oben. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann 0,94 Prozent.

Die Daten vom US-Arbeitsmarkt seien verheerend, allerdings auf den ersten Blick trotzdem nicht ganz so schlimm wie befürchtet, hieß es am Markt. Zudem sei der APD-Bericht bereits bekannt gewesen. Nun gelte es vor allem die Wirkung der von der Regierung ergriffenen Maßnahmen abzuwarten. "Mit einer Wiederbelebung der Konjunktur ist wohl erst in der zweiten Jahreshälfte zu rechnen", schrieb Helaba-Analyst Patrick Boldt. Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank in Liechtenstein ergänzte zudem: Der Anstieg der Arbeitslosenquote von 4,4 Prozent im März auf 14,7 Prozent dürfte womöglich noch höher liegen, denn die US-Arbeitsämter seien momentan überfordert, die ganzen Anträge zu bearbeiten Wesentlicher aber sei das epochale Ausmaß der Krise und das, was diese mit den US-Bürgern noch machen werde.

Die Anleger fokussierten sich vor allem weiter auf die Bekräftigung der beiden weltgrößten Volkswirtschaften USA und China, trotz der Spannungen über den Auslöser der Pandemie an den Teilvereinbarungen im Handelskrieg festhalten wollen. Zudem nimmt "das weltweite große Wiedereröffnen Gestalt an", wie Analyst Stephen Innes vom Broker Axicorp schrieb. Denn immer mehr Staaten lockern die Restriktionen, die sie wegen der Pandemie erlassen hatten.

Unternehmensseitig gab es zumindest einige erfreuliche Quartalsberichte. Im Dax etwa zogen die Aktien von Siemens mit plus 6,2 Prozent an die Index-Spitze. Starke Geschäfte in einigen Sparten des Industriekonzerns, ein besser als erwarteter Ausblick und eine angekündigte Ausgliederung von Unternehmensbereichen gaben Auftrieb.

Die Lufthansa-Papiere zählten mit minus 0,6 Prozent zu den schwächsten Werten. Der Zwischenstand zu den laufenden Rettungsverhandlungen mit der Bundesregierung kam unter anderem beim Analysehaus Bernstein nicht gut an. Die Ankündigungen seien düster gewesen, allerdings versteckt in den technischen Details, urteilte Analyst Daniel Roeska. Seines Erachtens laufen die Rettungsgespräche nicht rasch genug. Abgesehen davon sieht er beträchtliche Risiken für die Aktionäre. Andere Unternehmen wie Tui oder Adidas hätten rascher und ohne größere Hindernisse Zugriff auf Finanzierungsmittel sowie Garantien von der Förderbank KfW bekommen.

In der zweiten Reihe öffneten zudem Bechtle , Rheinmetall und auch K+S ihre Bücher. Die Aktien des IT-Dienstleisters Bechtle sprangen daraufhin um 3,7 Prozent hoch und profitierten auch von positiven Aussagen der Analysten über ein "starkes erstes Quartal". Die Papiere des Rüstungsunternehmens und Autozulieferers Rheinmetall pendelten dagegen zwischen Gewinnen und Verlusten und legten zuletzt um 1,1 Prozent zu. Anleger wurden hin- und hergerissen zwischen einem gut gelaufenen Rüstungsgeschäft und einem schwachen Ausblick für die Autosparte.

Der Düngerkonzern K+S wurde nach Belastungen durch ein schwaches Geschäft mit Auftausalzen und niedrigen Düngerpreisen im ersten Quartal vorsichtiger für das Gesamtjahr. Er kappte außerdem die Dividende. Die Aktie stieg im Gleichklang mit dem Index der mittelgroßen Werte um 1 Prozent.

Qiagen sprangen zeitweise bis auf 39,38 Euro und damit auf den höchsten Stand seit 2001. Zuletzt verharrten sie mit einem Plus von gut 1 Prozent bei 39,29 Euro. Am Markt waren Gerüchte aufgekommen, dass das US-Technologieunternehmen Thermo Fisher Scientific sein Übernahmeangebot anheben könnte. Die Amerikaner hatten Anfang März angekündigt, Qiagen für rund zehn Milliarden Euro übernehmen zu wollen und bieten bislang 39 Euro je Aktie.

Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,49 Prozent am Vortag auf minus 0,55 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,04 Prozent auf 145,34 Punkte. Der Bund-Future sank um 0,15 Prozent auf 173,71 Zähler.

Der Euro stieg und kostete am frühen Nachmittag 1,0837 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Donnerstag auf 1,0783 Dollar festgesetzt./ck/jha/

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---

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AXC0197 2020-05-08/15:05

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