Nach fünf Handelstagen im Plus droht am Freitag die Siegesserie im Dax zu reißen. Der deutsche Leitindex war am Vormittag teils unter 11 600 Punkte gerutscht, dämmte das Minus am Nachmittag aber auf zuletzt 0,65 Prozent auf 11 704,14 Punkte ein. Angesichts der inzwischen stärker wahrgenommenen Hongkong-Krise gingen die Anleger vor dem verlängerten Pfingstwochenende auf Nummer sicher. Die Lockerungsmaßnahmen in der Corona-Krise rückten in den Hintergrund.

Anleger warten nun auf die für diesen Freitag angekündigten Äußerungen von US-Präsident Donald Trump zum Konflikt mit China. Die USA hätten eine Vielzahl von Antwortmöglichkeiten, die die Spannungen zwischen den beiden Ländern vergrößern könnten, kommentierte Analyst Craig Erlam vom Währungshändler Oanda. Entsprechend hoch sei die Nervosität am Markt.

Tags zuvor hatte der Dax mit 11 813 Punkten seinen höchsten Stand seit Anfang März erreicht. Für den Monat Mai deutet sich aktuell ein Plus von 7,8 Prozent an. "Es war abzusehen, dass die jüngste Euphorie einen Dämpfer bekommen wird", sagte Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank. Die Charttechnik-Experten von Index Radar raten jenen, die Wertpapiere länger halten wollen, auf aktuellem Kursniveau lieber nicht zu kaufen und stattdessen Kurskorrekturen auszunutzen.

In den Reihen hinter dem Dax ging es am Freitag für den MDax der mittelgroßen deutschen Werte um 0,36 Prozent auf 25 541,51 Punkte nach unten. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone verlor zuletzt 0,3 Prozent.

Trotz massiver internationaler Kritik hatte Chinas Volkskongress die Pläne für ein neues Sicherheitsgesetz in Hongkong gebilligt. Das Vorhaben wäre der bisher weitestgehende Eingriff in die eigentlich garantierte Autonomie Hongkongs. Die USA drohen der Volksrepublik inzwischen sogar mit Sanktionen und zeigen sich sehr besorgt.

Gewinnmitnahmen gab es am Freitag vor allem im Tourismus-, Automobil- und Bankensektor. Im Dax zollten Lufthansa mit einem Minus von mehr als vier Prozent ihrer jüngsten Erholungsrally Tribut. Continental , Daimler und Volkswagen rutschten ebenfalls kräftig ab um teils mehr als dreieinhalb Prozent. Continental wurden von Morgan Stanley zudem auf "Equal-weight" abgestuft.

Im Zuge des schwachen Autosektors verloren im SDax auch die Papiere des Lkw-Zulieferers SAF-Holland gut fünfeinhalb Prozent.

Unter gleich zwei Abstufungen litten im MDax die Anteile des Modekonzerns Hugo Boss . Sowohl Jefferies als auch die DZ Bank senkten den Daumen auf "Hold". Die Boss-Titel verloren mehr als siebeneinhalb Prozent.

Der Euro stieg auf den höchsten Stand seit etwa zwei Monaten und kostete am Nachmittag 1,1139 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Euro-Referenzkurs am Donnerstagnachmittag noch auf 1,1016 Dollar festgelegt.

Am deutschen Anleihemarkt rückte der Rentenindex Rex um 0,02 Prozent auf 144,54 Punkte vor. Die Umlaufrendite stagnierte bei minus 0,41 Prozent. Der Bund-Future gewann 0,20 Prozent auf 172,41 Punkte./ajx/stw

--- Von Achim Jüngling, dpa-AFX ---

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AXC0265 2020-05-29/14:48

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