Deutliche Kursgewinne an Asiens Börsen haben den deutschen Aktienmarkt am Montag angetrieben. Bis zum Mittag ließ der Schwung aber wieder etwas nach. Der Leitindex Dax war im frühen Handel um rund 2 Prozent in die Höhe geschnellt und hatte sich damit wieder seinem bisherigen Hoch nach dem Corona-Crash von 12 913 Punkten von Anfang Juni genähert. Zuletzt blieb noch ein Plus von 1,57 Prozent auf 12 724,96 Punkte.

Das Börsenbarometer knüpfte mit seinen Gewinnen an sein Vorwochenplus von mehr als dreieinhalb Prozent an. "Die neue Aufwärtswelle, die sich beim Dax abzeichnete, entfaltet sich zum Wochenauftakt weiter", schrieb Charttechnik-Experte Andreas Büchler von Index Radar. Auch wenn Marktteilnehmer nicht mehr zu jedem Preis kaufen dürften, sei dies doch ein positives Zeichen.

Der MDax der mittelgroßen Börsenwerte gewann am Montag 1,30 Prozent auf 26 945,40 Punkte. Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 kletterte um 1,74 Prozent nach oben.

An den fernöstlichen Börsen ging es vor allem in Festlandchina mit den Kursen kräftig aufwärts. Angefeuert wurde die Rally von einem Bericht der chinesischen Finanzzeitung "Securities Times", in dem Reformen des Aktienmarktes und eine hohe Liquidität als positiv für Aktien herausgestellt wurden. Dort hieß es ferner, eine "gesunde" Rally an Chinas Börsen sei nach der Corona-Pandemie nun noch wichtiger für eine Erholung der Wirtschaft als zuvor.

Beruhigende Nachrichten kamen auch aus Deutschland: Die hiesige Industrie erhielt im Mai nach dem Einbruch in der Corona-Krise wieder deutlich mehr Aufträge. "Das Schlimmste liegt hinter uns", schrieb Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Zwar hätten sich Analysten ein stärkeres Plus erhofft, doch immerhin sei ein zweistelliger Zuwachs verbucht worden.

Europaweit und auch in Deutschland verzeichneten vor allem Bankaktien deutliche Gewinne. Dabei ragten die Papiere der Commerzbank an der MDax-Spitze mit einem Plus von fast acht Prozent heraus. Vorstandschef Martin Zielke machte überraschend den Weg frei für einen Neuanfang an der Konzernspitze spätestens Ende des Jahres. Börsianer gehen aber davon aus, dass das Machtvakuum sehr schnell gefüllt wird, zumal auch Aufsichtsratschef Stefan Schmittmann sein Mandat niederlegt. Sonst würde zu viel wertvolle Zeit im Umbau riskiert, hieß es. Angesichts des Chefwechsels könnten auch Übernahmespekulationen wieder hochkochen.

Die Aktien des nach einem Bilanzskandal ums Überleben kämpfenden Zahlungsdienstleisters Wirecard aber standen mit minus 17 Prozent wieder unter Druck im Dax. Laut der "Financial Times" sollten die mutmaßlichen Luftbuchungen bei Wirecard wohl auch auflaufende Verluste im eigenen Kerngeschäft kaschieren.

Zu neuen Rekordhöhen schwangen sich im Handelsverlauf die Papiere der Shop Apotheke und von Gerresheimer auf. Der Verpackungshersteller Gerresheimer rüstet sich schon jetzt für einen möglichen Corona-Impfstoff. "Wir haben in Glasform-Maschinen investiert, haben unsere Kapazitäten aufgebaut. Die Produktion läuft jetzt schon auf vollen Touren", sagte Vorstandschef Dietmar Siemssen der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Die Anteilsscheine gewannen zuletzt rund drei Prozent.

Bei dem Online-Arzneimittelhändler Shop Apotheke sorgten nach der Verabschiedung des Patientendaten-Schutz-Gesetzes mit grünem Licht für das E-Rezept vor dem Wochenende und aktuelle Wachstumszahlen für neuen Schub. Börsianer reagierten positiv darauf, dass gegenüber dem ersten Quartal nochmals Fahrt aufgenommen wurde. Auch die Signale für das daraus resultierende Ergebnis seien positiv, hieß es. Die Aktien lagen zuletzt gut vier Prozent im Plus./la/mis

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---

 ISIN  DE0008469008  EU0009658145  DE0008467416

AXC0148 2020-07-06/12:06

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