Der Ölpreisanstieg nach Drohnen-Angriffen auf
die wichtigste Ölraffinerie Saudi-Arabiens hat die Rally am
deutschen Aktienmarkt erst einmal beendet und die Anleger
verunsichert. Der Dax verlor gegen Mittag 0,76
Prozent auf 12 373,47 Zähler. Zuvor hatte der deutsche Leitindex
acht Handelstage in Folge Gewinne verbucht.
"Ein weiterer Ölpreisanstieg könnte in der aktuellen Situation noch
zum zusätzlichen Belastungsfaktor für die europäische und asiatische
Wirtschaft werden", sagte Marktexperte Andreas Lipkow von der
Comdirect Bank. Im Gegensatz zu den USA seien diese beiden
Wirtschaftsregionen Nettoimporteure von Erdölprodukten, während sich
die USA durch neue Förderprozesse neue Erdölreserven im eigenen Land
zugänglich gemacht hätten. Die Stimmung an den europäischen
Handelsplätzen halte sich aber noch erstaunlich gut, so Lipkow.
Für den MDax der mittelgroßen deutschen Börsenwerte
ging es am Montag um 1,20 Prozent abwärts auf 25 941,32 Punkte. Der
EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone verlor 0,70
Prozent.
Neben den Turbulenzen am Ölmarkt trübten zudem schwache
Konjunkturdaten aus China die Stimmung. So hatten die August-Daten
für die Industrieproduktion, den Einzelhandelsumsatz und
Investitionen in Sachanlagen auf ganzer Linie enttäuscht. Sie zeigen
einmal mehr, wie stark die chinesische Wirtschaft unter dem
Handelskrieg mit den USA und strukturellen Problemen leidet.
Unter dem Ölpreis-Schock litten im Dax die Papiere der Lufthansa
. Als schwächster Index-Wert verloren die Anteile der
Fluggesellschaft 3,3 Prozent. In einem von Überkapazitäten geprägten
Umfeld seien höhere Treibstoffpreise das Letzte, was der Sektor
braucht, schrieb Analyst Daniel Roeska von Bernstein Research. Die
Lufthansa sei gegen Ölpreisschwankungen aber recht gut abgesichert.
An der Dax-Spitze gewannen Wirecard 1,1 Prozent. Der
Zahlungsdienstleister will über einen Ausbau der Zusammenarbeit mit
dem chinesischen Kreditkartenriesen Unionpay die Geschäfte in China
ankurbeln. Dies stütze seine Einschätzung, dass die Beschleunigung
des organischen Wachstums in vergangenen Jahren und im bisherigen
Jahresverlauf kein einmaliger Erfolg war, schrieb Analyst Knut
Woller von der Baader Bank in einer aktuellen Studie.
Im MDax werfen Anleger erneut einen Blick auf Osram
. Der österreichische Halbleiterhersteller AMS
senkte die Mindestannahmequote für seine Offerte für
den Münchner Konkurrenten. Die Schwelle liege nun bei 62,5 Prozent
anstelle der zuvor angestrebten 70 Prozent, wie AMS mitteilte. Osram
empfiehlt nun seinen Aktionären die Annahme des
Übernahmeangebots. Die Osram-Titel legten um 0,3 Prozent zu.
Stark ins Trudeln gerieten die noch im SDax und ab
kommender Woche im MDax notierenden Aktien der Compugroup
nach Senkung der Gewinnprognose. Grund sind
angefallene Kosten für eine geplatzte Übernahme, wie der auf
Arztpraxen und Apotheken spezialisierte Softwarehersteller meldete.
Die Aktien verloren 3,6 Prozent.
Eine Abstufung der Papiere des Versicherers Hannover Rück
auf "Underweight" durch die US-Bank JPMorgan brockte
dem MDax-Wert Verluste von 2,1 Prozent ein. Zudem strich das
Bankhaus Lampe seine Kaufempfehlung für die Aktien der Optikerkette
Fielmann . Fielmann fielen um 3,1 Prozent./ajx/men
--- Von Achim Jüngling, dpa-AFX ---
ISIN DE0008469008 DE0008467416
AXC0123 2019-09-16/12:00
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