Gerade im aktuellen Umfeld ist beides gefragt – der Blick auf die täglichen Wellen der Märkte – aber auch der Blick Richtung Horizont, um die langfristigen Perspektiven der Märkte nicht aus den Augen zu verlieren. Als Beobachter der internationalen Nachrichtenlage befindet man sich seit Wochen in einer gefühlten Endlosschleife: Trump und der Handelsstreit mit China, die BREXIT-Verhandlungen und der Budget-Streit der EU mit Italien. Rückschritte, Fortschritte, aber letztendlich bleiben alle Bereiche mit offenem Ausgang, was klare Positionierungen in der Geldanlage erschweren. Jedes Einzelthema an sich wäre herausfordernd genug – die Kumulation zur gleichen Zeit belastet die Märkte. 2018 scheint sich daher zunehmend zum kompliziertesten Anlagejahr seit 2008 zu entwickeln. Dass Aktienmärkte da und dort Erwartungen korrigieren, ist nicht neu und war bereits das Thema des Monats Oktober. Die Erkenntnis des November war vor allem, dass auch die Nervosität am Anleihenmarkt zunimmt. Leicht steigende Renditen an den Kreditmärkten zeigen, dass auch dort die Konjunkturerwartungen zunehmend hinterfragt werden.

Abkühlung ist Fakt. Das enge Zusammenspiel zwischen Überhitzung und Abkühlung ist immer wieder beachtlich. Einerseits ist der Arbeitskräftemangel die zentrale Sorge vieler Unternehmen. Andererseits ist die Abkühlung eine Tatsache. Die Stimmungsindikatoren und Einkaufsmanager-Indices in Deutschland und der gesamten EURO-Zone zeigen nach unten. Typisch für diese Phase ist auch ein durchaus logischer Margendruck. Steigende Löhne oder steigende Kosten aus der Zuliefererkette können nur bedingt über höhere Preise weitergegeben werden. Aus dem aktuellen Zahlenmaterial eine deutliche Wirtschaftsabschwächung mit rezessiven Tendenzen abzuleiten, ist aber definitiv zu früh. Dennoch hält der Schreiber dieser Zeilen mit über 25 Jahren Kapitalmarkterfahrung fest: Noch nie in diesem Zeitraum ist es Ökonomen gelungen, eine Rezession vorherzusagen.

Nach der Korrektur scheint bei den Kursen vieler Aktien eine normale zyklische Abschwächung weitgehend einpreist. Weitere Rückgänge würden daher das Chance/Risiko-Verhältnis verbessern – dennoch sollte man vorerst nicht den Fuß voll am Gaspedal haben. Auch nicht bei allfälligen Gegenreaktionen nach oben. Die Schwankungen werden tendenziell erhöht bleiben.

Liquidität ist wieder in aller Munde. Gerade bei vielen klein kapitalisierten Unternehmen aus Österreich und Deutschland ist die Liquidität an der Börse zuletzt zunehmend versiegt. Die Deutlichkeit der Kursreaktionen auf oft nur geringe Abweichungen von den Gewinn- oder Umsatzerwartungen erinnert ein wenig an den Herbst 2008. Rationalität steht oft nicht an oberster Stelle. Eigenes hektisches Handeln wäre in dieser Phase der falsche Ratgeber. Auch wenn es oft schmerzvoll ist, bleibt Abwarten und nüchterne Analyse des Zahlenmaterials der einzige Ratgeber. Gute Unternehmen werden, wenn sich die Nebel lichten, stärker sein als vorher.

Zunehmender Druck bei Unternehmensanleihen. Vieles wurde in den vergangenen Jahren über die Verzerrungen an den Märkten diskutiert - ausgelöst durch die Geldschwemme der Notenbanken. In einem Umfeld von Negativzinsen für Cash und für weite Teile des soliden Staatsanleiheuniversums hatten Geldverwalter faktisch keine andere Wahl als in Unternehmensanleihen unterschiedlicher Bonitäten auszuweichen. Die steigende Nervosität in diesem Segment ist noch nicht bedenklich oder intensiv, zeigt aber doch, dass die Themen „Ende des Rückenwindes durch die Notenbanken" und „mögliche Konjunktureintrübung" auch in diesem Segment angekommen sind. Speziell ist sicherlich die Situation in den USA. Der zuletzt eingebrochene Ölpreis wird wohl bei einzelnen Förderunternehmen Spuren hinterlassen. Ein weiterer wesentlicher Punkt ist zu beachten. Die insgesamt gestiegenen Renditen für Unternehmensanleihen werden die in den vergangenen Jahren oft praktizierte Strategie des schuldenbasierten Rückkaufs von eigenen Aktien in dieser Form nicht fortführbar machen.

So weit der Blick auf die Wellen. Für Schwarz-Weiss-Denken ist es zu früh. Die belastenden Themen sind weitgehend bekannt. Im Umkehrschluss könnte daher auch eine positive Bewegung in den Bereichen Trump-China, Italien und BREXIT für eine psychologische Befreiung sorgen. Am Wochenende wurde im Handelskonflikt USA - China Zeit erkauft, eine echte Lösung ist dies allerdings noch nicht.

Der Blick Richtung Horizont - Nachhaltigkeit neu. Wir gehen davon aus, dass sich immer mehr Anleger aller Größenordnungen mit der Nachhaltigkeit ihrer Geldanlage beschäftigten werden. Themen wie Wasser, Nahrung, Klimawandel oder Urbanisierung werden auch dann noch zentral sein, wenn Trump, BREXIT und das Italien-Budget aus welchen Gründen auch immer nicht mehr im Fokus stehen. Neben den klassischen Nachhaltigkeitsprodukten führen wir daher mit einem neuem Angebot und einem themenbasierten Ansatz Nachhaltigkeit in der Geldanlage wieder auf den Urkern zurück - den Menschen und die Umwelt. Unter der Klammer "Mensch und UmweltAktienfonds" sowie "Mensch und Umwelt-Mischfonds" investieren wir gemeinsam mit unserem Partner Vontobel - inspiriert von den 17 Nachhaltigkeitszielen der UNO - in die mittelfristigen Herausforderungen unseres Planeten - von nachhaltigen Verkehrssystemen und Energieversorgung bis zu verantwortungsvollem Konsum sowie Nahrung und gesundes Leben.

Darauf ist der Blick gerichtet - und nicht auf die Konjunkturerwartungen der kommenden Monate...