Börse Express: Die Immofinanz will die s Immo übernehmen und bietet 22,25 Euro je Aktie. Der s Immo-Vorstand sagt, das ist zu wenig und die Immofinanz hätte beim Erwerb ihres Pakets 2018 mehr bezahlt. Woran soll sich der s Immo-Aktionär jetzt orientieren?

Stefan Schönauer: Jeder Aktionär muss natürlich für sich selbst die Entscheidung treffen. Wir sind allerdings davon überzeugt, dass dies aus mehreren Gründen ein sehr attraktives Angebot ist. So entspricht der Angebotspreis in Höhe von 22,25 Euro einer substanziellen Prämie von über 40 Prozent auf den Sechs-Monats-Durchschnittskurs vor Veröffentlichung unserer Angebotsabsicht und einer Prämie von mehr als 23 Prozent auf den letzten unbeeinflussten Schlusskurs der s Immo-Aktie. Die Prämie, die wir bieten, ist deutlich höher als bei früheren Übernahmen im deutschen und österreichischen Immobiliensektor – dort betrug diese nur rund 14 Prozent. Und der Angebotspreis ist höher als sämtliche Kursziele von Analysten für die s Immo-Aktie vor Veröffentlichung der Angebotsabsicht. Im Vergleich zu unserem Einstieg im Jahr 2018 mit 20 Euro je Aktie bieten wir jetzt sowohl absolut als auch hinsichtlich Prämie deutlich mehr. 

 

Börse Express: Die s Immo sagt, sie bevorzugt ein Stand-alone-Szenario und empfiehlt den Anlegern, das Angebot nicht anzunehmen, weil sie stark investieren und ein Investment Grade Rating erlangen will.

Stefan Schönauer: Dieses Stand-alone-Szenario sehen wir als größter Aktionär doch mit gewisser Sorge. Wie der Vorstand angekündigt hat, möchte die s Immo ihrer Ertragsschwäche – gemessen an der wichtigen Cashflow-Kennzahl FFO 1 – durch eine milliardenschwere Einkaufstour mit Fokus auf Osteuropa entgegenwirken. Das unterliegt aber großen Transaktionsrisiken, etwa wie schnell das umgesetzt werden kann oder ob es genügend attraktive Kaufmöglichkeiten gibt, für die auch nicht zu viel bezahlt wird. Legt man das Akquisitionstempo der vergangenen Jahre an, würde die s Immo wohl an die zehn Jahre benötigen, um eine Milliarde zu investieren. Auch würde sich damit das Investment- und das Verschuldungsprofil der s Immo risikoreicher als bisher gestalten. Und das wiederum könnte das kommunizierte Ziel, ein Investment Grade Rating zu erhalten, negativ beeinflussen. Vor diesem Hintergrund erscheint uns ein höherer Aktienkurs einer s Immo im Alleingang mehr als fraglich.

 

Börse Express: Welche Strategie verfolgen Sie jetzt mit dem Übernahmeangebot?

Stefan Schönauer: Wir haben immer gesagt, dass ein Zusammenschluss von Immofinanz und s Immo eine sehr attraktive Möglichkeit ist, einen europäischen Immobilienkonzern mit Fokus auf Büro und Einzelhandel zu formieren. Das ist dann ein großer österreichischer Player, der in Europas Top-Liga mitspielt. Das ist auch für den österreichischen Kapitalmarkt wichtig.

Darüber hinaus wollen wir mit unserem Know-how die s Immo bei der weiteren Optimierung ihres Portfolios unterstützen. Die Covid-19-Pandemie hat vor allem im Bürobereich den bestehenden Trend zur Flexibilisierung verstärkt. Hier ist im s Immo-Portfolio hinsichtlich Modernisierungsmaßnahmen und der Flexibilisierung des Angebots im Bürobereich doch einiges zu tun und wir haben uns in dem Bereich mit unserer Marke myhive europaweit als Vorreiter positioniert. Davon soll zukünftig auch die s Immo profitieren.