APA ots news: Konjunkturtal durchschritten - moderate Konjunkturbelebung in der ersten Jahreshälfte 2020

Ergebnisse des OeNB-Konjunkturindikators vom Februar 2020

Wien (APA-ots) - Österreichs Wirtschaft hat in der zweiten Jahreshälfte

2019 den Tiefpunkt des aktuellen Konjunkturzyklus durchschritten. Für

das erste Halbjahr 2020 zeichnet sich eine - wenn auch sehr

verhaltene - Konjunkturbelebung ab. Die Oesterreichische Nationalbank

(OeNB) erwartet im Rahmen ihrer vierteljährlichen Kurzfristprognose

für das erste und zweite Quartal 2020 ein Wachstum des realen BIP von

jeweils 0,3 Prozent (gegenüber dem Vorquartal). Damit bleiben die

Wachstumsraten im ersten Halbjahr 2020 unter dem langjährigen

Durchschnitt von 0,4 Prozent. Gegenüber der letzten Prognose vom

November wurden die Wachstumserwartungen für das erste Quartal um 0,1

Prozentpunkte angehoben. Die Risiken für die vorliegende Prognose

bleiben eindeutig nach unten gerichtet und betreffen vor allem

außenwirtschaftliche Faktoren wie globale Handelskonflikte und die

Folgen der Coronavirus-Epidemie.

Die österreichische Wirtschaft bietet weiterhin ein zwiespältiges

Konjunkturbild: Während die Wertschöpfung in der Industrie aufgrund

des schwierigen außenwirtschaftlichen Umfelds seit dem zweiten

Quartal 2019 sinkt, stabilisieren der Dienstleistungssektor und die

Bauwirtschaft das Wachstum. Die Industrieproduktion lag laut

vorläufigen Daten im Dezember 2019 um 5 Prozent unter dem

Vorjahreswert. Vor diesem Hintergrund sind die Unternehmen auch

zunehmend zurückhaltender bei ihren Investitionen. Vorlaufindikatoren

wie die Exportauftragseingänge und die Produktionserwartungen

signalisieren aber, dass im Industriesektor die Bodenbildung zum

Jahreswechsel erreicht wurde und dass die Industrieproduktion im

Laufe des ersten Halbjahres wieder in den Wachstumsbereich

zurückkehren wird. Nennenswerte gesamtwirtschaftliche

Wachstumsimpulse werden aber von der Industrie in den ersten beiden

Quartalen 2020 nicht ausgehen.

Im Gegensatz zur Industrie werden der Wohnbau und der

Dienstleistungssektor deutlich weniger von globalen

Konjunkturentwicklungen bestimmt und entwickeln sich dank einer

intakten Inlandsnachfrage wesentlich dynamischer. Auch im ersten

Halbjahr 2020 wird die Inlands-nachfrage aufgrund weiter steigender

Haushaltseinkommen die tragende Säule der österreichischen Konjunktur

bleiben. Dazu tragen neben dem immer noch kräftigen Beschäftigungs-

und Reallohnwachstum auch diverse fiskalische Impulse bei. So stützen

verzögerte Effekte des Familienbonus Plus und die vom Nationalrat im

Juli und September 2019 beschlossenen Maßnahmen die

Haushaltseinkommen im Jahr 2020 zusätzlich. Der aktuelle Boom im

Wohnbausektor ist auf eine hohe Nachfrage nach Wohnraum, steigende

Immobilienpreise und anhaltend günstige Finanzierungsbedingungen

zurückzuführen.

Vor diesem Hintergrund und unter der Annahme, dass die Weltwirtschaft

auf dem im zweiten Halbjahr 2019 eingeschlagenen Erholungspfad

bleibt, erwartet die OeNB eine moderate Konjunkturbelebung im ersten

Halbjahr 2020. Das Wachstum des realen BIP wird sich im ersten und

zweiten Quartal auf jeweils 0,3 Prozent (gegenüber dem Vorquartal)

beschleunigen und damit durchschnittlich 0,1 Prozentpunkte über jenem

in der zweiten Jahreshälfte 2019 liegen. Gegenüber dem letzten

OeNB-Konjunkturindikator vom November wurden die Wachstumserwartungen

für das erste Quartal um 0,1 Prozentpunkte angehoben. Die

Aufwärtsrevision ist eine Folge der etwas stärker als erwarteten

Konjunkturdynamik zum Jahresende 2019.

Die Risiken der Prognose bleiben jedoch mehrheitlich nach unten

gerichtet. Vor allem außenwirtschaftliche Faktoren könnten zu einer

neuerlichen Konjunktureintrübung in Österreich führen. Neben den

globalen Handelskonflikten und einer längeren Wachstumsschwäche

unseres wichtigsten Handelspartners Deutschland stellen die Folgen

der Coronavirus-Epidemie ein neues noch schwer abzuschätzendes Risiko

dar. Sollte sich die Epidemie in China nicht wie in der Prognose

unterstellt ab März abschwächen, könnte das Wachstum in Österreich im

ersten Halbjahr aufgrund von Unterbrechungen der globalen Handels-

und Wertschöpfungsketten um 0,1 Prozentpunkte niedriger ausfallen.

Rückfragehinweis:

Oesterreichische Nationalbank

Dr. Christian Gutlederer

Pressesprecher

(+43-1) 404 20-6900

christian.gutlederer@oenb.at

www.oenb.at

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AXC0083 2020-02-21/10:12

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