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17.05.2022 | 12:54
APA ots news: Presseaussendung zur 32. Sitzung des Finanzmarktstabilitätsgremiums
Wien (APA-ots) - Das Finanzmarktstabilitätsgremium (FMSG) hat sich in
seiner 32. Sitzung am 16. Mai 2022 mit den Implikationen der Invasion
Russlands in die Ukraine für die Finanzmarktstabilität in Österreich
sowie den Vorbereitungen für die Entscheidungen zu den strukturellen
makroprudenziellen Kapitalpuffer auseinandergesetzt. Das Gremium hat
auch seine Empfehlung zum Antizyklischen Kapitalpuffer (AZKP)
erneuert.
Herausforderungen aus der Invasion Russlands in die Ukraine
Die vorausschauenden makroprudenziellen Maßnahmen der letzten Jahre
haben wesentlich dazu beigetragen, dass die Konsequenzen aus den
bestehenden Unsicherheiten, die sich neben dem Russland/Ukraine-Krieg
vor allem aus der steigenden Inflation und den damit
zusammenhängenden steigenden Zinsen ergeben, effektiv mitigiert
werden. Zu diesen Maßnahmen gehören neben den makroprudenziellen
Kapitalpuffern und nachhaltigen Vergabestandards vor allem auch die
Initiativen zur Reduktion der Fremdwährungskredite und das
Nachhaltigkeitspaket zur Reduktion der Liquiditätstransfers an
Tochterbanken im Ausland. Die Stärkung der Einlagensicherungen und
Liquiditätsausstattungen stellen weitere wichtige Komponenten
innerhalb des integrierten Ansatzes der makroprudenziellen Aufsicht
in Österreich dar. Im Ergebnis hat dieser Gesamtansatz die Resilienz
des österreichischen Finanzsystems gestärkt und damit die
Finanzierung der Realwirtschaft auch in Zeiten der Pandemie und
russischen Angriffskriegs in der Ukraine sichergestellt. Auch die
Einlagensicherung hat ihre Funktionsfähigkeit unter Beweis gestellt.
Insgesamt bleiben jedoch Risiken für Kreditqualität, Ertragslage und
Refinanzierungskonditionen aus Zweitrundeneffekten, erhöhten
Inflationsraten und abrupten Zinsanstiegen bestehen.
Vorbereitungen für die Pufferentscheidungen
Das Gremium hat sich in dieser Sitzung auch mit den für die 33.
Sitzung vorgesehenen Empfehlungen zu den beiden strukturellen
makroprudenziellen Kapitalpuffern - dem Systemrisikopuffer (SyRP) und
Systemrelevanten Institute-Puffer (OSII-Puffer) - auseinandergesetzt.
Das Gremium hat dabei festgesellt, dass sich die aufgebauten Puffer
durch eine erhöhte Risikotragfähigkeit, eine verbesserte Wahrnehmung
durch Ratingagenturen und Investoren und eine höhere Belastbarkeit
der Einlagensicherungen positiv auf die Finanzmarktstabilität in
Österreich ausgewirkt und damit zur Schonung der öffentlichen
Finanzen beitragen haben. Die Kreditvergabe ist auch nach Einführung
der Puffer dynamisch geblieben und Finanzierungskonditionen waren
kein wesentlicher limitierender Faktor in der
Unternehmensfinanzierung. Dennoch ist der österreichische
Bankensektor - nach einer Aufholbewegung über die letzten Jahre -
jüngst in seiner Kapitalausstattung im Vergleich zu anderen
Bankensystemen in Europa wieder zurückgefallen. Das Gremium hält
fest, dass die wesentlichen strukturellen Systemrisiken seit der
letzten Evaluierung im Jahr 2020 weiter bestehen. Es wird im Herbst
dieses Jahres seine Entscheidung zum SyRP gemeinsam mit jener zum
OSII-Puffer treffen und dabei weiterhin einen integrierten Ansatz
unter Berücksichtigung der Tragfähigkeit der Einlagensicherungen und
des Abwicklungsregimes verfolgen.
Empfehlung zum Antizyklischen Kapitalpuffer
Das FMSG empfiehlt der FMA, den AZKP bei 0 Prozent der
risikogewichteten Aktiva zu belassen, obwohl der Indikator zur
Kredit-BIP-Lücke im vierten Quartal 2021 auf 2,6 Prozentpunkte
gestiegen ist und auf Basis dieses Indikators ein AZKP angezeigt
wäre. Die Indikatoren zu Fehlbepreisung von Risiken, Solidität der
Bankbilanzen, Kreditentwicklung und Entwicklung von Immobilienpreisen
weisen ebenfalls auf deutlich erhöhte zyklische Risiken im
Finanzsystem hin. Insbesondere sind die Wachstumsraten von
Immobilien- und Unternehmenskrediten auch im Vergleich zum
BIP-Wachstum deutlich erhöht geblieben. Im Immobilienkreditbereich
ist vor dem Hintergrund der nach Veröffentlichung der Empfehlung
nochmals angestiegenen Kreditdynamik ein rasches Inkrafttreten der
Maßnahmen notwendig, um einen weiteren Anstieg der systemischen
Risiken hintanzuhalten. Im Unternehmenskreditbereich wird es relevant
sein, inwieweit die aktuellen Wachstumsraten von dauerhafter oder
temporärer Natur sind, da der gestiegene Liquiditätsbedarf auch
kurzfristig im Zusammenhang mit den Unsicherheiten rund um den Krieg
in der Ukraine, der Notwendigkeit kurzfristiger Kredite zur
Finanzierung erhöhter Lagerhaltungen aufgrund von
Lieferkettenproblemen, sowie der Absicherung günstiger
Finanzierungsbedingungen angesichts steigender Zinserwartungen stehen
kann.
Vor diesem Hintergrund und aufgrund der erhöhten Unsicherheiten über
die wirtschaftliche Entwicklung, die im Zusammenhang mit dem Krieg in
der Ukraine, der hohen Inflation und den gestiegenen Zinsen stehen,
sieht das Gremium vorerst von einer Aktivierung des AZKP ab. Sollte
sich das aktuell hohe Kreditwachstum nicht auf ein nachhaltiges
Niveau reduzieren, erachtet das Gremium jedoch in einem nächsten
Schritt die Aktivierung des AZKP - gegebenenfalls mit einem
verkürzten Implementierungszeitraum - als geboten.
Informationen zum FMSG
Das FMSG hat im Jahr 2014 seine Tätigkeit aufgenommen. Seine Aufgabe
ist die Stärkung der Finanzmarktstabilität. Mitglieder sind Vertreter
des Bundesministeriums für Finanzen, des Fiskalrats, der
Finanzmarktaufsicht und der Oesterreichischen Nationalbank. Das FMSG
kann insbesondere Empfehlungen an die Finanzmarktaufsicht und
Risikohinweise abgeben.
Weitere Details unter "Risikohinweise und Empfehlungen" auf der
FMSG-Website: https://www.fmsg.at/publikationen.html
Rückfragehinweis:
Sekretariat des Finanzmarktstabilitätsgremiums
z.Hd. Dr. Christian Gutlederer
(+43-1) 404 20-6900
kontakt@fmsg.at
https://www.fmsg.at
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/156/aom
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