Als langjähriger Manager eines Stiftungsfonds nutzt unser Haus die komplette Klaviatur des Anleihesegments. Die Ziele von Stiftungsfonds gehen insbesondere in Zeiten von Inflation über konstante Ausschüttungen und nominalen Kapitalerhalt hinaus. Konservativ angelegte Vermögen brauchen daher den richtigen Mix an Rentenpapieren, um nach wie vor eine passable Rendite zu erreichen. Allerdings bringt jede Anleiheart sehr spezifische Chancen und Risiken mit sich. Heute stellen wir Ihnen die wichtigsten Unternehmensanleihen vor.

Investment Grade: Angebliche Sicherheit kommt teuer zu stehen.

Unternehmensanleihen, die unter dem Label „Investment Grade“ (IG) geführt werden, bringen in der Tat kaum noch Rendite ins Portfolio. Meist trifft das Gegenteil zu: Sehr niedrige Verzinsungen führen nach Abzug der Inflation zum realen Vermögensverlust. Manche Anleger weichen aus, indem sie sichere Anleihen mit langen Laufzeiten kaufen. Dabei laden sie ein anderes Risiko ins Portfolio: Je länger die Duration eines Bonds, die maßgeblich durch die Laufzeit geprägt wird, desto stärker schlagen Zinserhöhungen ins Kontor – aus unserer Sicht kein sinnvoller Weg! Zu Ihrer Orientierung: ETFs auf Corporate Bonds in Euro-Währung haben aktuell eine Effektivverzinsung von lediglich 0,4 Prozent!

Nachranganleihen: Hinten anstehen, dafür mehr kassieren.

Vor allem Banken und Versicherungen im Euro-Raum geben seit einiger Zeit sogenannte Nachranganleihen aus. Das über diese Anleihen eingenommene Kapital können diese Emittenten in Zeiten wirtschaftlicher Bedrängnis zum Teil ihrem Eigenkapital zurechnen, was sie bei Stresstests resilienter macht. Für das Risiko, nachrangig gegenüber anderen Gläubigern behandelt zu werden bzw. unter Umständen ungefragt zum Aktionär zu werden, erhalten die Anleger eine im Vergleich zu anderen Anleihen höhere Rendite. Die oftmals komplexen Rahmenbedingungen sollten zuvor intensiv geprüft werden, um spätere Überraschungen zu vermeiden. Die durchschnittliche Rendite in diesem Sektor liegt bei gut zwei bis drei Prozent jährlich.

Hochzinsanleihen: Sexy – aber man muss sehr genau hinsehen.

Interessanter als IG sind Hochzinsanleihen, auch High Yield genannt. Diese bieten im Vergleich spürbar mehr Rendite, gehen aber nach Einschätzung der Ratingagenturen mit einem höheren Ausfallrisiko des Emittenten einher. Umso mehr schauen wir deshalb genau hin und nutzen auch Informationsquellen abseits der Ratingagenturen. Entscheidend sind Substanz und Wachstumsperspektive des Unternehmens. Ergibt unser eigener Bilanz-Check, dass ein High Yield Bond besser dasteht als die Agenturen glauben, packen wir dieses Papiere auch schon mal mit einer längeren Laufzeit ins Portfolio. Wird der Bond später von der Agentur hochgestuft – insbesondere wenn er zum „Investment Grade“ geadelt wird –, winken attraktive Kursgewinne. ETF auf High Yield Bonds in Euro bringen derzeit drei Prozent jährlich.

Wandelanleihen: Aktien-Spekulation mit Sicherheitsnetz.

Wer Wandelanleihen kauft, hat das Recht, diese Papiere zu einem vorher festgelegten Preis in Aktien des Unternehmens umzutauschen. Als Preis für dieses Recht zahlen die Firmen niedrigere Zinsen als bei anderen Rentenpapieren. Klettert der Kurs über den sogenannten Wandlungspreis, ist es sinnvoll, die Anleihen in Aktien zu tauschen. Bleibt er darunter, kassiert man wenigstens die Zinsen. Die Käufer spekulieren also sozusagen mit Sicherheitsnetz darauf, dass die Aktienkurse steigen. Von der Rendite her haben Wandelanleihen also nach oben hin unbegrenztes Potenzial. Durch die hohe Korrelation zum Aktienmarkt nehmen sie im Anleihe-Segment die offensivste Position ein.

Fazit:

Mit einem guten Mix verschiedener Unternehmensanleihen können Anleger auch in Zeiten des Nullzinses eine Rendite von zwei bis drei Prozent jährlich erzielen. 

Aus dem Börse Express-PDF vom 26. November - hier zum kostenlosen Download

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