Nichts brennt besser: Investoren konnten über die letzten Quartale unglaubliche Gewinne abstauben, wenn sie auf einen Brennstoffzellen-Spezialisten wie Ballard Power (WKN: A0RENB) gesetzt haben. In eineinhalb Jahren hat sich der Kurs fast verzehnfacht. Doch vom jüngsten Hoch hat er in den vergangenen Tagen ein Drittel wieder abgegeben.

Für manche ergeben sich damit schon wieder vergünstigte Einstiegschancen. Doch weiterhin ist Vorsicht angesagt. Grundsätzlich könnte der Kurs noch viel weiter fallen.

Was mit der Ballard-Aktie los ist

Die Vertriebsmannschaft von Ballard kann eine Menge Erfolge vorweisen. Technik des Brennstoffzellen-Pioniers steckt in immer mehr Fahrzeugplattformen, von den Mireo-Zügen von Siemens (WKN: 723610) über Solaris-Busse bis hin zu diversen chinesischen Lkw-Modellen.

Noch sind die Absatzvolumina nicht sonderlich hoch, doch mit dem Ausbau der Infrastruktur dürfte auch die Nachfrage im Gleichschritt zunehmen. Zuletzt hat Wrightbus 15 Module geordert. Aus China wiederum kam eine größere Bestellung für eine Kernkomponente von Brennstoffzellensystemen (Membrane Electrode Assemblies) herein.

Dass sich mittlerweile alle internationalen Truck-Konzerne mit der Einführung von Brennstoffzellen-Lkws beschäftigen, validiert das Geschäftsmodell von Ballard. Die vielen verlustreichen Jahre dürften sich bald ihrem Ende zuneigen. Mit dem kontinuierlich wachsenden Auftragsbestand sollte es auf absehbare Zeit möglich sein, Gewinne zu schreiben.

Vor allem die gute Positionierung in China wirkt aussichtsreich. Aufbauend auf den bereits etablierten Geschäftsbeziehungen mit mehreren lokalen Bus- und Lkw-Herstellern wird derzeit das Gemeinschaftswerk mit Großaktionär Weichai Power (WKN: A0M4ZC) in Betrieb genommen. In dieser Konstellation stehen die Chancen ausgezeichnet, dass Ballard große Marktanteile in diesem wichtigen Markt verteidigen kann.

Wie sich das Wettbewerbsumfeld nun verdichtet

Doch die Konkurrenz schläft nicht. Beispielsweise hat Toyota (WKN: 853510) im Juni ein Joint Venture mit gleich vier großen lokalen Nutzfahrzeugherstellern geschmiedet. Die Partner wollen standardisierte Brennstoffzellensysteme entwickeln, um zusammen für die notwendigen Stückzahlen zu sorgen. Da sich im Toyota-Reich nahezu jede Art von Fahrzeugen befindet, vom Gabelstapler bis zum 40-Tonner, sind die Japaner gut positioniert, um jetzt die Expansion voranzutreiben.

Ähnliche Ambitionen haben allerdings auch Bosch mit PowerCell Sweden (WKN: A14TK6) und Hyundai Motor (WKN: 885166). Sie alle investieren nun heftig in die Schaffung von Netzwerken, die Verbesserung der Technologie und eine kosteneffiziente Serienfertigung. Hinzu kommen technologisch starke Spieler wie ElringKlinger (WKN: 785602), die mit dem richtigen Partner schon bald groß aufspielen könnten.

Laut einer VDMA-Studie wird das Absatzvolumen bis 2040 auf jährlich 10 Mio. Systeme anschwellen. Ballard und die anderen hier genannten Wettbewerber haben alle das Potenzial, mehr als 10 % von diesem Markt zu erobern. Wer sich jedoch tatsächlich am Ende an die Spitze setzt, ist noch lange nicht absehbar. Neben dem Szenario, dass Ballard der hochprofitable Champion wird, müssen wir daher auch einkalkulieren, dass die Kanadier hinter der Konkurrenz zurückfallen und nur geringe Margen erwirtschaften können.

Wie tief die Ballard-Aktie jetzt noch fallen kann

Im ersten Quartal 2020 fielen die Umsätze mit 24 Mio. Dollar noch ziemlich mager aus und selbst auf Basis des bereinigten operativen Gewinns vor Abschreibungen konnte kein Plus ausgewiesen werden. Wirklich beeindruckend ist auch das Auftragsbuch noch nicht: Es sank zum 31. März auf 170 Mio. Dollar, wovon 106 Mio. Dollar kurzfristig ausgeliefert werden.

Ob die Wachstumshoffnungen sich erfüllen, wird sich erst noch zeigen müssen. Klar ist, dass viele Betreiber im ÖPNV durch die laufende Krise an ihre Grenzen gebracht werden. Fraglich ist auch, in welchem Umfang die vielerorts anzutreffende Ebbe in den öffentlichen Kassen hohe Investitionen in Wasserstoffinitiativen zulassen, Förderprogramme hin oder her.

Doch selbst wenn Ballard nun mit zweistelligen Raten wächst, könnte es noch viele Jahre dauern, bis die Milliardenschwelle überschritten wird. Gleichzeitig dürfte es die zunehmende Konkurrenz schwermachen, die Margen auszuweiten. Schließlich ist es schwierig, sich mit einem rein funktionellen Produkt wie der Brennstoffzelle zu differenzieren. Zuverlässigkeit und Preis sind die wichtigsten Kriterien.

Nehmen wir zum Beispiel an, Ballard hat im Jahr 2040 einen Weltmarktanteil von 10 %, liefert eine Million Brennstoffzellensysteme aus und macht unterm Strich 250 US-Dollar Gewinn pro Einheit. Das würde sich auf einen Gewinn von 250 Mio. US-Dollar summieren und eine Bewertung von 5 Mrd. US-Dollar wäre realistisch. Das wäre deutlich mehr als die aktuellen 3,5 Mrd. US-Dollar (31.07.).

Wenn wir allerdings eine vernünftige Rendite im Bereich von 8 % erwarten, dann wäre ein viel tieferer Kurs erforderlich. Falls die Annahmen als mittleres Szenario durchgehen, läge eine faire Marktkapitalisierung im Moment eher bei 1 Mrd. US-Dollar, was einem Kurs von 4,40 US-Dollar entspricht.

Wenn man des Weiteren daran denkt, dass notwendige Eigenkapitalerhöhungen und eine Ausweitung des Handelskriegs das Bild jederzeit noch zusätzlich verschlechtern könnten, sind noch deutlich tiefere Kurs denkbar – zumal man als Anleger immer mit überschwänglichem Momentum in beide Richtungen rechnen muss.

Mein Fazit

Grundsätzlich finde ich Ballard super und mag nicht ausschließen, dass sie weitere Deals und Technologien hervorzaubert, die das Bild weiter aufhellen. Der Absatz würde dann bis 2040 vielleicht auf 2 Millionen jährlich steigen, bei einem Gewinn von 500 US-Dollar pro Stück. Die aktuelle Bewertung wäre in diesem Fall gerechtfertigt.

Aber wahrscheinlicher ist in meinen Augen, dass früher oder später Ernüchterung eintritt, die uns ein erheblich günstigeres Kursniveau beschert.

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Ralf Anders partizipiert über ein von ihm betreutes Indexzertifikat an der Aktienentwicklung von Siemens. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

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